Umbau als Aufbruch

Outreach während Schließzeiten

28.-29.10.2024

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Viele Museen nutzen Outreach-Projekte, um außerhalb des eigenen Hauses präsent zu sein. Essenziell wird dies für Institutionen, die sich im Umbau befinden und nicht auf ihre gewohnten Räumlichkeiten zugreifen können. Der Workshop war der Frage gewidmet, wie das Potenzial solcher Schließzeiten genutzt werden kann.

Ein Bericht von Karolin Quambusch.

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Viele Schließungen und noch mehr offene Fragen

In den letzten Jahren hat sich Outreach im deutschsprachigen Raum zu einem festen Bestandteil der Museumsarbeit entwickelt. Das Einrichten entsprechender Stellen in immer mehr Museen zeigt, dass Outreach als dauerhaftem Innovationsprozess, in dem das Museum die lernende und sich dadurch verändernde Instanz darstellt, zunehmend Bedeutung zugesprochen wird.[1] Doch gerade für Mitarbeitende kleinerer Museen mit geringen personellen und finanziellen Ressourcen stellt die Umsetzung von Outreach häufig eine Herausforderung dar. Steht eine Einrichtung vor der vorübergehenden Schließung, wird von den Mitarbeitenden oft erwartet, neben dem täglichen Geschäft kurzfristig eine Outreach-Strategie zu entwickeln und ein entsprechendes Projekt durchzuführen. Die finanziellen Mittel werden häufig erst in Zusammenhang mit einer solchen Ausnahmesituation freigegeben.

Zum Workshop fanden Museumsmitarbeitende aus kleinen und großen Einrichtungen, aus Stiftungs- und Vereinsmuseen, Museen in Trägerschaft der Kommune oder des Landes ihren Weg aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Slowenien nach Hannover. Dem Großteil von ihnen stand zu diesem Zeitpunkt – auf kurz oder lang – die (Teil-)Schließung ihrer Häuser bevor. Die Teilnehmenden teilten den großen Wunsch, auch ohne konkreten Ort mit ihrer Einrichtung in der und für die Gesellschaft präsent zu sein. Zudem wollten sie die Schließzeit nutzen, um sich als Museum stärker in Richtung Publikum zu öffnen und sich als Einrichtung entsprechend der neuen ICOM-Museumsdefinition zu entwickeln. Doch gaben viele der Teilnehmenden im ersten Austausch auch an, dass es ihnen an Erfahrung und den nötigen Ressourcen fehle, um derartige Projekte planen und umsetzen zu können: Wo fange ich eigentlich an? Welche finanziellen und personellen Ressourcen benötige ich? Welche Möglichkeiten gibt es, den Kontakt zur Bevölkerung – zu (potenziellen) Besucher*innengruppen – nachhaltig auf- und auszubauen? Mit wem setze ich ein Outreach-Projekt um? Wie kann ich ohne Museumsräume Präsenz zeigen? Wie werde ich als Einrichtung ohne einen konkreten Ort nicht vergessen?

 

[1] Nach Ivana Scharf: „Outreach als gesellschaftsorientierter Entwicklungsansatz“, in: „Outreach – Besucher:innen aktiv ansprechen“ (Neues Museum – die österreichische Museumszeitschrift 1/2022), S. 8–13, S.12. Vertiefend zur Outreach-Definition: Julia Heisig, Ivana Scharf, Dagmar Wunderlich, in: Julia Heisig, „Es hat sich viel getan – Die neuesten Outreach-Entwicklungen“ (2018), Blogbeitrag auf „Museen und Outreach – Outreach als strategisches Diversity Instrument – Das Blog zum Buch,  https://www.museum-outreach.de/es-hat-sich-viel-getan-die-neuesten-outreach-entwicklungen-2/ (Letzter Zugriff: 24.11.2024).

Erster Input – „Museum außer Haus – Das Historische Museum Hannover“

Den Einstieg gestalteten Katharina Rünger (Referentin der Museumsdirektorin) und Jan Willem Huntebrinker (Leiter Bildung und Kommunikation im Historischen Museum Hannover) von den Museen für Kulturgeschichte der Landeshauptstadt Hannover (Deutschland). Denn Partner und Ort der Tagung für den Workshop waren nicht zufällig gewählt: Im November 2023 veranstaltete das Historische Museum Hannover in Kooperation mit dem Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V. die zweitägige Tagung „Museum außer Haus! – Mit welchen Formaten gehen Museen nach draußen und wie wirkt sich das auf Museumsarbeit aus?“. Aktueller Anlass war die Schließung und Sanierung des Historischen Museums Hannover. Knapp ein Jahr später wurde mit dem „Hannover Kiosk“ der Interimsstandort des Historischen Museums in der Innenstadt von Hannover eröffnet.

Schon 2014 wurde die Neugestaltung der Dauerausstellung in Verbindung mit der vorübergehenden Schließung des Hauses angekündigt. Das Team des Museums reagierte mit ersten Projekten, die vor allem darauf ausgerichtet waren, die Stadtgesellschaft an der Neugestaltung der Dauerausstellung partizipieren zu lassen, wie die Ausstellung „Typisch Hannover“ im Jahr 2016, zu der alle Interessierten eingeladen waren, über die typischen Merkmale der Stadt abzustimmen.

Doch aufgrund notwendiger Sanierungsmaßnahmen des denkmalgeschützten Museumsgebäudes wurde der ursprüngliche Plan, lediglich die Dauerausstellung zu erneuern, 2017 auf die mehrjährige Schließung des gesamten Museums erweitert. Zu diesem Zeitpunkt war die Dauerausstellung schon geschlossen, die Sonderausstellungsfläche und die Räume der Museumspädagogik konnten anfangs noch uneingeschränkt, ab 2018 nur noch durch Baugerüste gesichert bespielt werden.

Mit dem Outreach-Konzept „Geschichte unterwegs“ ist das Historische Museum seit 2019 mit Pop-up-Ausstellungen (indoor und outdoor), museumspädagogischen Aktivitäten und Veranstaltungen außerhalb des Hauses unterwegs. Dabei fußt das Konzept auf den drei Säulen „zu Gast sein“, „selbst auftreten“ und „digitale Elemente“. Huntebrinker betonte an dieser Stelle die Bedeutung von Kooperationspartnern für derartige Konzepte. Neben dem Ziel, weiterhin als Museum für die Stadtgesellschaft präsent zu sein, versteht das Team das Format „Geschichte unterwegs“ aber auch als Chance, neue Zielgruppen zu erreichen und die Stadtgesellschaft aktiv an der Entstehung des neuen Museums teilhaben zu lassen.

Vor der Umsetzung eines Outreach-Konzepts gilt es allerdings einige zentrale Fragen zu klären, wie Huntebrinker fortführte: „Welche Rolle und Funktion hat mein Museum in der Stadt?“, „Wie wird es in der Öffentlichkeit wahrgenommen?“ und „Wie möchte die Stadtgesellschaft mit uns in Kontakt treten?“. Erst dann lässt sich ein Konzept entwickeln, das von den Menschen angenommen wird.

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Mit dem „Hannover Kiosk“ hat das Historische Museum im September 2024 die Zentrale von „Geschichte unterwegs“ eröffnet.  Es ist ein moderner, offener Standort auf Zeit, der als Ausstellungsort, Labor, Forum, Verweilraum und Lernort dienen soll. Denn trotz der verschiedenen Aktionen im Rahmen von „Geschichte unterwegs“ ist es für die Wahrnehmung als Museum und die Präsenz im Stadtraum zentral, einen realen, festen Ort zu haben, wie Huntebrinker abschließend betonte.

Erfahrungsaustausch – Umbauphasen als Herausforderung und Chance

In Kleingruppen hatten die Teilnehmenden daraufhin Gelegenheit, in den intensiven Erfahrungsaustausch zu gehen. Dafür bot es sich an, Gruppen zu bilden, in denen Personen zusammenkamen, deren Häuser sich in einer ähnlichen Situation befanden: Mitarbeitende aus schon geschlossenen bzw. noch nicht eröffneten Häusern und Mitarbeitende von Museen, denen die Schließung noch bevorstand. Die zentralen Themen und Erkenntnisse aus der Gruppenphase wurden daraufhin im Plenum vorgestellt und diskutiert.

So waren sich die Teilnehmenden darüber einig: Ist ein Museum erst einmal geschlossen, gibt es wenig Alternativen, als in den Stadtraum und andere Einrichtungen zu gehen und sich Kooperationspartner*innen zu suchen. Wichtig sei aber, sich die Frage zu stellen, wie man seine Institution sichtbarer machen kann. Zentral sei es, Outreach als doppelten Prozess zu verstehen, der die Institution nach außen und nach innen neu organisiert. Zudem müsse man, wie auch Ivana Scharf schon konstatierte: „Mutig sein“[2]. Denn Outreach bedeute, Neues zu erkunden, sich auszuprobieren, auch mal die Komfortzone zu verlassen und Fehler zuzulassen. Das Konzept darf sich mitentwickeln, es darf angepasst und optimiert werden. Am Anfang steht vielleicht nur ein erster Versuch – am Ende wurde daraus ein strukturierter Prozess, der die Umorganisation der ganzen Institution beinhaltet. Und auch wenn alle in einem Boot sitzen, im Museumsteam gibt es viele verschiedene Plätze und Funktionen. Vielleicht kann man nicht jede*n überzeugen, mitzurudern – doch ist das unbedingt notwendig? Diese Frage blieb bis zum Ende des Workshops offen.[3]

Gerade in Bezug auf die Frage nach den Ressourcen wurde nochmals deutlich, dass in den wenigsten der im Workshop vertretenen Einrichtungen Outreach-Stellen existierten und die Teilnehmenden aufgefordert waren, parallel zum laufenden Betrieb Outreach-Konzepte zu entwickeln. Das Plenum war sich einig darüber, dass Outreach nur funktionieren könne, wenn die Prioritäten zwischen Trägerschaft/Verwaltung und Museumsteam in dieselbe Richtung gehen und die Pläne vom Großteil der Mitarbeitenden einer Einrichtung getragen würden.

 

[2] Ivana Scharf, Zukunftsfähig mit Outreach, in: Henning Mohr, Diana Modarressi-Tehrani (Hrsg.): Museen der Zukunft, Trends und Herausforderungen eines innovationsorientierten Kulturmanagements, Bielefeld 2021, S. 195–212, S. 209.

[3] Auch Ivana Scharf beschäftigt sich mit dieser Frage, siehe beispielsweise: „Outreach als gesellschaftsorientierter Entwicklungsansatz“, in: Outreach – Besucher:innen aktiv ansprechen (Neues Museum – die österreichische Museumszeitschrift 1/2022), S. 8–13, S. 9.

Input 2 – „MUTig in den Umbau? Schloss Gottorf vor der Neugestaltung der Dauerausstellung“

Im nächsten Input berichtete Friederike Bill, Standortkoordinatorin im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf der Landesmuseen Schleswig-Holstein in Schleswig (Deutschland), von ihren Erfahrungen mit Community-Arbeit im Museum. Schloss Gottorf steht vor einer mehrjährigen Umbauphase, die die Komplettschließung des Museums zwischen 2026 und 2028 vorsieht. Schon im Jahr 2024 erfolgte in diesem Zusammenhang ein internes Re-Branding, orientiert an der neuen ICOM-Museumsdefinition.

Bill begann ihren Vortrag mit einem Zitat über Mut: „Mut ist […] eine absichtliche Handlung, […] um ein […] lohnendes Ziel zu verfolgen; das […] kann Angst hervorrufen […], unabhängig davon ist sich der Handelnde des Risikos aber bewusst.“[4]

Bill versteht Outreach als eine Möglichkeit, sich auszuprobieren, Leerstellen zu nutzen und diese mit Community-Arbeit zu füllen. Ein bis ins Detail geplantes Konzept müsse dabei nicht am Anfang stehen. Es sei in Ordnung, wenn man zu Beginn noch nicht genau wisse, WIE und WOMIT man die Leerstellen füllt. Mit dem Projekt „Draußen im Museum“ öffnete sich Schloss Gottorf der lokalen Community und speziell Menschen mit Migrationshintergrund. Um dies zu realisieren, wurde eine zusätzliche Projektmitarbeiterin aus dieser Zielgruppe eingestellt. So wurde die Kontaktaufnahme zur Community und der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses erleichtert. 2024 wurde in Gottorf zudem erstmals die Methode der Ideenwerkstatt im Rahmen einer Sonderausstellung durchgeführt. In einem kokreativen Prozess wurden die Bedarfe erkannt, neue Formate entwickelt und eigene Vermittlungsideen bestätigt. Darüber hinaus konnte intensive Netzwerkarbeit betrieben werden.   

So hat sich zum Beispiel das Format „Yoga im Museum“ nach einer Erprobungsphase verstetigt und hausintern etabliert. Des Weiteren stellte Bill das durch Mittel des Bundes geförderte Projekt „Kreiskultur“ vor, an dem das Landesmuseum beteiligt ist. „KreisKultur“ arbeitet gemeinsam mit und in den Orten der Region Rendsburg-Eckernförde an der Weiterentwicklung des kulturellen Lebens und der kulturellen Zusammenarbeit.  Die Umsetzung von Kulturprojekten im eigenen Ort wird ermöglicht und so der Zusammenhalt und das Miteinander der Menschen vor Ort gestärkt.

Resümierend fasste Bill die Bedarfe von Community-Arbeit wie folgt zusammen: Es brauche Zeit, Offenheit, Flexibilität, Vertrauen und Mut von allen Beteiligten. Dafür brauche es Kümmerer*innen aus den Zielgruppen sowie Sichtbarkeit, Verantwortungsgefühl und Identifikation aller Beteiligten, die gemeinsam einen Prozess anstoßen. Denn „eine Organisation ist nicht das Gebäude, in dem sie arbeitet; sie ist das Netzwerk der darin handelnden Menschen“, wie Bill den Autor Sir Ken Robinsons („Out of Our Minds: Learning to be Creative“, 2001) zitiert. Im Idealfall käme es dadurch zu einer Sensibilisierung der Community und der Kolleg*innen. Auch würden die Stärken und das Netzwerk von Community und Kolleg*innen erkannt und sichtbar gemacht. Zudem fördere es Empowerment, Empathie und Engagement.

Zum Abschluss eines erfolgreichen ersten Workshoptages traf sich die Gruppe zu einem abendlichen Besuch des „Hannover-Kiosk“, um sich bei einer kurzen Führung durch Jan Willem Huntebrinker selbst ein Bild vom neuen Interimsstandort des Historischen Museums zu machen.

 

[4] Zitat: Boris Hänssler nach Christopher Rates Erklärung über MUT aus dem Jahr 2010, in: Boris Hänssler: „Über Mut“, Online-Beitrag in Psychologie Heute, 08.11.2017 (Letzter Zugriff 25.11.2024).

Reflexionsrunde: Mehr Fragen als Antworten

Der zweite Workshoptag begann mit einer kurzen Rückschau auf die Erkenntnisse aus dem bisherigen Austausch. Zu Anfang stand die – im ersten Moment ernüchternd erscheinende – Feststellung, dass sich durch die Gespräche des ersten Workshoptages für die Teilnehmenden neben der Beantwortung einiger Fragen noch viele neue Fragen ergeben haben. Doch bei einem Thema wie Outreach sind diese Fragen ebenso individuell wie die Einrichtungen, aus denen die Teilnehmenden kommen. Dennoch ist der gemeinsame Austausch überaus gewinnbringend, da er es ermöglicht, über den Tellerrand der eigenen Institution zu schauen und Inspiration für die Weiterentwicklung eigener Ideen zu erhalten. Entsprechend motiviert freute sich das Plenum auf einen weiteren Erfahrungsbericht zum Einstieg in den zweiten Workshoptag.

Input 3 – „Forum Museum: Festival zum Aufbruch. Experimente der Öffnung vor der Schließung in den Tiroler Landesmuseen“

Rosanna Dematté, künstlerische Leiterin für Sonderprojekte am Tiroler Landesmuseen in Innsbruck (Österreich), berichtete von einer zweimonatigen Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Forum Museum: Festival zum Aufbruch“, das Ende November 2023 bis Ende Januar 2024 in ihrem Haus durchgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt stand das Museum kurz vor einer sanierungsbedingten Schließzeit von etwa drei Jahren (2024 bis voraussichtlich 2027). Neben der Sanierung des Gebäudes erschien auch eine inhaltliche Neuausrichtung der Dauerausstellung sowie die Überarbeitung des Selbstverständnisses des Museums notwendig. Neue inhaltliche Schwerpunkte mit Gegenwartsbezug sollten aktuellen und zukünftigen Besucher*innen den Zugang in die neue Dauerausstellung erleichtern. Des Weiteren soll das Museum entsprechend der ICOM-Definition zukünftig unter anderem als Treffpunkt, als öffentlicher Raum verstanden werden.

Aber WIE sollte das umgesetzt werden? Und WER entscheidet, wie der Begegnungsort der Zukunft aussieht? Das wollte das Museumsteam in einem demokratischen, partizipativen Prozess gemeinsam mit der Stadtgesellschaft verhandeln und öffnete sich dafür noch kurz vor der Schließung des Museums für ein experimentelles Format in den schon für den Umbau leergeräumten Räumen des Erdgeschosses.

Damit wurden die Leerstellen des Gebäudes in einen Experimentierraum verwandelt, in dem sich Wege der Demokratisierung der Institution sowie neue Verbindungen zu den (potenziellen) Besucher*innen erproben, ausloten und festigen ließen. Gleichzeitig konnten auf unterschiedlichste Weise die Wünsche des Publikums gesammelt werden. Zur internen Orientierung in der Programmgestaltung hatte sich das Team zuvor auf drei thematische Schwerpunkte verständigt, die im „Forum Museum“ verhandelt werden sollten: „Mythos Museum: Legenden, Vorurteile und mögliche Brüche“, „Der Wert der Dinge: Methoden der Beobachtung, Sammeln und Entsammeln“ und „Offenes Museum: Was alles kann der Raum?“ Etwa zwei Drittel der 150 Mitarbeiter*innen und 24 Kooperationspartner*innen beteiligten sich an der Organisation und Durchführung von über 80 Veranstaltungen, wie zum Beispiel Filmvorführungen, einem Sammler*innen-Stammtisch, Poetry Slam, einer Upcycling-Werkstatt oder Konzerten im Museum, und 4 Ausstellungsprojekten. Innerhalb der zweimonatigen Laufzeit des „Forums Museum“ besuchten 7.864 Menschen das Ferdinandeum, 2.363 von ihnen die verschiedenen Veranstaltungen des Festivals. Damit das Festival nachhaltig wirken konnte, wurde auch der Nachbereitung der Veranstaltungsreihe intern viel Raum gegeben, sei es durch moderierten Erfahrungsaustausch unter den Kolleg*innen, einen Workshop über Demokratisierungsprozesse im Museum, die Veröffentlichung einer Publikation oder die Analyse der erprobten Formate und Praktiken.

Das „Forum Museum – Festival zum Aufbruch“ war der Beginn einer umfassenden Veränderung des Museums nach innen und außen. Das Beispiel hat gezeigt, was alles möglich ist, wenn sich durch Umstände wie eine Sanierung plötzlich Leerstellen ergeben – im wahrsten Sinne des Wortes freier Raum entsteht. Das Team um Rosanna Dematté hat das das Potenzial des frei gewordenen Raums erkannt und genutzt. Aus der positiven Erkenntnis, dass vieles möglich ist, wenn Raum zur Verfügung steht, wurde umso deutlicher, wie wichtig Raum als Grundvoraussetzung für die Durchführung von Outreach ist. Doch in vielen Fällen steht eben dieser Raum gar nicht mehr zur Verfügung, da das Museum schon geschlossen ist.

Workshop „Geschlossene Häuser, offene Konzepte: Erdenken – Entwickeln – Erproben“

Im nächsten Programmpunkt sollten die Teilnehmenden selbst aktiv werden und mögliche Formate/ Konzepte für die eigenen Einrichtungen entwickeln. Unterstützt wurde der kreative Prozess durch den Einsatz von Methoden zur Ideenfindung. Zur Auswahl standen zum einen das Outreach-Projektdesign von Katharina Rünger und Jan Willem Huntebrinker. Bei dieser Methode half eine Anzahl vorgefertigter Fragen zu den Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Wünschen in Bezug auf das Outreach-Projekt (z. B.: „Für wen nicht?“, „Warum?“ oder „Ressourcen?“) den Teilnehmenden, auf sie zugeschnittene Ideen zu entwickeln und zu konkretisieren. Zum anderen bestand die Möglichkeit, die von Friederike Bill vorgestellte Methode der „Ideenwerkstatt“ auszuprobieren. Hier entwickelten die Teilnehmenden durch die Beschäftigung mit ihren Sinnen (sehen, riechen, schmecken, tasten und hören) und spontan zusammengetragenen Adjektiven die Grundlage für eine Projektidee im Cluster. Die Arbeit erfolgte in Gruppen an jeweils einer Projektidee. Auch wenn die Zeit nicht ausreichte, um ein detailliertes Konzept zu entwickeln, war der Ideenaustausch in allen Gruppen sehr rege und fruchtbar.

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Abschlussdiskussion – Aufbruchsstimmung! Resümee und Abschluss

Nach zwei Tagen des intensiven Austauschs endete der Workshop „Umbruch als Aufbruch – Outreach während Schließzeiten“ mit einem Plädoyer zum mutigen Aufbruch. Denn obgleich weiterhin viele Fragen offengeblieben waren, konnte von Enttäuschung keine Rede sein: Viel entscheidender war die Erkenntnis, dass es keines fertigen Outreach-Konzepts bedarf, um mit seinem Museum etwas Neues auszuprobieren. Die anfangs gestellte Frage: „Wie fange ich überhaupt an?“ verlor im Laufe des Workshops ihre Relevanz. Zum einen wurde deutlich, dass die einzelnen Schritte, die es für eine erfolgreiche Durchführung von Outreach bedarf, zwar oft ähnlich sind, die Umsetzung aber je nach Einrichtungstyp hochgradig individuell ist. Zum anderen war der Austausch für alle Beteiligten bereichernd und brachte Sicherheit für zukünftige Projekte.