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Unterstützt durch das InResidence-Programm der Museumsakademie realisierten Künstler*innen und Wissenschaflter*innen spannende Projekte und wissenschaftliche Publikationen.
Elisabeth Magesacher beschäftigt sich in ihrem Dissertationsprojekt mit Musikausstellungen europäischer Museen, die Musik aus verschiedenen Regionen der Welt thematisieren. Dabei untersucht sie, welche Narrative in ausgewählten Ausstellungen vermittelt werden, verbunden mit (Re-)Präsentationsfragen und den damit zusammenhängenden Machtverhältnissen: Welche Inhalte werden in den Ausstellungen präsentiert? Welche ausstellungsgestalterischen Mittel werden eingesetzt? Welche Lesarten ergeben sich?
Im Rahmen des In-Residence-Forschungsaufenthaltes an der Museumsakademie Joanneum hat sich Elisabeth Magesacher intensiv mit museumstheoretischen Grundlagen und Konzepten in Bezug auf Musikausstellungen auseinandergesetzt. Durch eine Literaturrecherche in der Bibliothek der Museumsakademie hat sie Quellen zum Forschungsfeld Musikausstellungen und dessen Akteur*innen, zu Diskursen über das „koloniale Erbe“ europäischer Museen, zu Dekolonisierung und Provenienzforschung sowie zur Ausstellungspraxis, etwa die Gestaltung der Ausstellungen betreffend, gesichtet. Um zudem verstärkt die museumspraktische Perspektive einzubeziehen, hat sie Gespräche mit Kulturvermittler*innen, Kurator*innen und Museumsmitarbeiter*innen des Universalmuseums Joanneum geführt und über deren praktische Erfahrungen mit Musikausstellungen (z. B. den Ausstellungen „The Sound of St. Lambrecht“ sowie „POP 1900–2000“) diskutiert: Wie lassen sich musikalische Themen im Museum vermitteln? Gibt es beim Kuratieren oder Vermitteln von Musikausstellungen bestimmte Aspekte, die speziell beachtet werden müssen (im Gegensatz zu anderen Ausstellungen ohne Musikbezug)? Welche Möglichkeiten für das Einbinden von Klang in Musikausstellungen gibt es und welche Konsequenzen ergeben sich durch die praktische Umsetzung?
Kurzbiografie
Elisabeth Magesacher promoviert aktuell an der Folkwang Universität der Künste (Essen) zu Narrativen und Fragen kultureller Repräsentation in Musikausstellungen. Ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung liegen im Bereich Museumswissenschaft, dem Ausstellen von Musik, Organologie und dem Einsatz von Texten und Sprache im Museum. Sie studierte Deutsche Philologie sowie Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Ethnomusikologie an der Universität Wien. Für ihre Diplomarbeit „Mandoliny: Die Halslaute Südwestmadagaskars“ erhielt sie den Dr.-Walther-Liebehenz-Preis (Georg-August-Universität Göttingen, 2014). Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin im von Prof. Andreas Meyer geleiteten DFG-Projekt „Ausgestellte Musik. Untersuchungen zur Vermittlung und Rezeption musikalischer Themen im Museum“ (2014-2018, Folkwang Universität der Künste) und Lehrbeauftragte an der Universität Wien.
Publikationen
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Kulturinstitutionen stehen heute im Fokus der Debatten um Restitution von Kulturgütern. Um weitere Kenntnis über die Arbeit mit Restitution innerhalb dieser Träger zu gewinnen, wurde im Rahmen des In Residence-Aufenthaltes die Thematik der Kulturgutentziehung unter der NS-Diktatur und im Kolonialismus behandelt. In Gesprächen mit den Expert*innen des Universalmuseums zeigten sich historische Parallelen in der Zurückweisung von Verantwortung für Unrechtsregime auf institutioneller bzw. politischer Ebene. Entsprechend kam es zu keiner zureichenden Erlassung von rechtlichen Grundlagen, die Institutionen dazu berechtigt oder verpflichtet hätten, umfassende Restitutionen vorzunehmen. Die Verantwortung früherer Museumsleiter*innen für die Verzögerung der Rückgaben kann dabei nicht unbeachtet bleiben. Deren Ablehnung von Restitutionsanfragen wurde mit dem damalig bestehenden Kulturgutschutzrecht gerechtfertigt.
Im deutschsprachigen Raum war die Thematik der Restitution vor allem von der Aufarbeitung der NS-Zeit geprägt. Restitutionen bildeten einen Teilbereich der deutschen Entschädigungspolitik. Bereits kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges wurden Ansprüche von Verfolgten geltend gemacht und in einigen Fällen wurde diesen nachgekommen. Zugleich gab es Bemühungen, Rückgaben so weit wie möglich zu verhindern, wobei sich die Akteur*innen auf die Ausfuhrgesetze betreffend bedeutende Kulturgüter beriefen. Um zumindest einige Werke ihrer Sammlungen restituiert zu erhalten, verzichteten die früheren Eigentümer*innen auf die Rückgabe von Teilen ihrer Sammlungen. Mit dieser Praxis kam es zu einer Art Fortsetzung der Enteignungslogik der NS-Diktatur mit anderen Mitteln. Die dann eingeführten kurzen Fristen für die Geltendmachung von Restitutionsansprüchen – zum Teil nur ein Jahr – zeigen, dass politisch vorrangig daran gedacht war, schnellstmöglich wieder ein „normales“ Wirtschaftsleben zu etablieren und Altlasten zu vergessen. Um diesen Beschränkungen des Eigentumsrechts zu begegnen, verlangten diverse Interessensgruppen politisches Umdenken, welches später insbesondere zur Erlassung der Washingtoner Erklärung von 1998 und der Gründung von unabhängigen Institutionen zur Begutachtung von Opferansprüchen führte. Unmittelbare Rechtsansprüche können aus internationalen oder nationalen Rechtsgrundlagen bis heute aber nicht abgeleitet werden.
Die intensive Auseinandersetzung mit NS-Enteignungen waren mit ein Grund, dass der kolonialen Restitutionsfrage lange Zeit weniger Raum zukommen konnte. Es ist Verdienst der Vertreter*innen afrikanischer Gesellschaften, die Debatte über den Raub ihrer Kulturgüter weitergeführt zu haben. Im Zentrum der vor den Vereinten Nationen vorgebrachten Forderungen stand dabei nicht die Restitution einer großen Zahl von Werken, sondern von spezifisch ausgewählten Kulturgütern hoher kultureller Bedeutung. Die Reaktion einiger westlicher Staaten auf diese Ansprüche war von Verleugnung historischer Verantwortlichkeiten geprägt, die sich mit der Kontinuität kolonialer Rechtfertigungen erklärt. In der Öffentlichkeit wurde hingegen zumeist anders argumentiert. Etwa damit, dass diese Kulturgüter nur in westlichen Museen angemessen erhalten werden könnten oder dass die Rückgabethematik mit Einführung von Universalmuseen obsolet sei. Die Berufung auf den Kulturgutschutzgedanken ist dabei die stärkste Parallele zum Umgang mit den Ansprüchen von Opfern der NS-Diktatur. Aus rechtswissenschaftlicher Perspektive geht es im Wesentlichen darum, dass den Opfern der allgemein anerkannte Rechtsgrundsatz der Eigentumsfreiheit abgesprochen wurden. Die neue Rechtswissenschaft ist dazu aufgefordert, diesen Positionen reflektiert entgegenzutreten.
Kurzbiografie
Clemens Danda ist Rechtswissenschaftler und Kunsthistoriker. Er studierte an Universitäten in Graz, Mailand, Wien, Berlin, Genf und Brüssel. Bezogen auf den Kulturbereich liegt der Fokus seiner Tätigkeit auf der Thematik der Restitution und der Rechtsstruktur der musealen Sammlung. Seine intensive Auseinandersetzung mit Restitution begann für ihn 2020 an der TU Berlin mit seiner Masterarbeit am Lehrstuhl der Restitutionsforscherin Prof. Bénédicte Savoy. Zuletzt war er im Rahmen eines Forschungsaufenthalts an der Universität Genf und dem dortigen Kunstrechtsinstitut tätig.
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Die Debatten, wie sich postmigrantische Kulturen sammeln, darstellen und ausstellen lassen, drehen sich bisher vor allem um materielle Kultur. Meistens dominieren die üblichen erinnerungspolitischen Narrative, hinter denen die Lebenswelten nicht repräsentierter Menschen verborgen bleiben. Kann immaterielles Kulturerbe einen Beitrag zu neuen Perspektiven leisten? Nuray Demir und Michael Annoff meinen: ja! und lassen in ihrem Projekt „Kein schöner Archiv“ seit 2018 eine Sammlung immateriellen Erbes entstehen. Anders als die UNESCO es bislang tut, interessiert sich das Kollektiv für das Erbe der postmigrantischen Gesellschaft. Es macht unsichtbare Geschichte(n) der Einwanderungsgesellschaft wieder sichtbar. Das Projekt von Michael Annoff und Nuray Demir war in Berlin schon am Haus der Kulturen der Welt, am HAU Hebbel am Ufer, District*Berlin und an vielen weiteren Orten zu Gast.
Im Rahmen ihrer Museumsakademie-Residenz in Graz lag der Fokus auf der Frage, welche Rolle kulturelle Praktiken und Kulturtechniken der >Selbst-Verteidigung!< für das postmigrantische Kulturerbe spielen. Ebenso gingen sie der Frage nach, welche Rolle die Institution Museum in diesem Kontext einnehmen kann. Denn immaterielles Erbe lässt sich nicht in einen Schaukasten sperren, vielmehr gilt es, die performative Qualität des Alltagslebens in einer postmigrantischen Gesellschaft einzufangen und zu konservieren. ‚Living Heritage‘, wie es daher auch heißt, wird in seinen Communities gelebt und weitergegeben. Annoff und Demir begegnen diesem Umstand mit ihrer transdisziplinären Arbeitsweise – zwischen Kulturwissenschaft und bildender sowie darstellender Kunst – und entwickeln formal und analytisch äußerst überraschende Strategien des Sammelns und Zeigens. Sie untersuchen die spannungsreichen Beziehungen zwischen materiellen Sammlungen und immateriellen Interventionen im musealen Raum sowie den Stellenwert der Erhaltung von Objekten in Gegenüberstellung zur prozess- und diskursorientierten Neuausrichtung vieler Museen. Auch Fragen nach der Zukunft musealer Arbeit wird in diesem Zusammenhang nachgegangen.
Kurzbiografien
Michael Annoff ist politischer Kulturanthropologe und Kulturarbeiter. 2012–2013 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften der Universität der Künste Berlin, seitdem arbeitet er als freier Kurator und Lehrbeauftragter. 2016–2022 arbeitete er an der Fachhochschule Potsdam im Lehrgebiet Kultur & Vermittlung. 2021 erhielt er den Brandenburger Landeslehrpreis. Er interessiert sich vor allem für kollaborative Forschungsprozesse in den Grenzbereichen von performativen Künsten, empirischen Kulturwissenschaften und Aktivismus. Er vertritt einen sehr weiten Kunst- und Kulturbegriff und spricht lieber von Kulturarbeit als von Kunst, um sich über traditionelle Autonomiebehauptungen hinwegzusetzen.
Nuray Demir ist Künstlerin und Kuratorin im Bereich der visuellen, darstellenden / performativen Künste. Ihre Praxis ist von einem forscherischen und radikal transdisziplinären Ansatz gekennzeichnet. Für ihre Projekte arbeitet sie kollaborativ mit Personen aus unterschiedlichen Bereichen, mit denen sie temporäre Ensembles bildet. Sie beschäftigt sich in ihren Arbeiten insbesondere mit Debatten und Begriffen der feministischen und postkolonialen Theorie, die sie in ihr künstlerisches_kuratorisches Werk übersetzt. Demirs Arbeit ist dabei von einem kritischen Blick auf soziale Ausschlüsse und komplexe hierarchische Verhältnisse gekennzeichnet; mit ihrem Werk entwirft sie künstlerische Irritationen und Gegenpositionen und formuliert damit einen Vorstellungs- und Ermächtigungsraum für soziale Gleichstellung. Sie realisierte Projekte an diversen Institutionen, wie etwa Kampnagel in Hamburg, die „Sophiensaele“ in Berlin, das HAU/Hebbel am Ufer in Berlin und die Wiener Festwochen. Zuletzt zeigte sie ihre Performance „Semiotiken der Drecksarbeit“ am HAU Hebbel am Ufer. 2018–2021 gehörte sie zum künstlerischen Leitungsteam von District* Schule ohne Zentrum. Zudem trägt sie ihre Ansätze in die Lehre, etwa an der Universität der Künste Berlin.
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In einer zunehmend globalen und digitalen Welt setzen Museen auf eine mehrsprachige, zielpublikumsspezifische und diversifizierte Kommunikation, um ein möglichst vielschichtiges Publikum anzusprechen. Mehrsprachigkeit im Museum kann zweifelsohne einen bedeutenden Beitrag leisten, um museale Inhalte universell zugänglich zu machen. Doch welche Anpassungsvorgänge kommen hierbei zum Tragen? Und welche translationspolitischen Entscheidungen sind sinnvoll, um eine effiziente und qualitative mehrsprachige Redaktion zu gewährleisten? Ziel der Studie ist die Erarbeitung eines Katalogs von Best Practices bezüglich einer effizienten Translationspolitik im musealen Betrieb, welcher auf der Basis von semi-strukturierten Interviews mit 25 europäischen Kunstmuseen erarbeitet wird, und sich an den ISO-Normen zur Translation orientiert. Der Aufenthalt an der Museumsakademie erlaubte eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit dem Forschungsthema, dank eines aktiven Dialogs mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus diversen Abteilungen des Universalmuseums Joanneum: Kunstvermittler/innen, Kuratorinnen und Kuratoren, Lektoren, Mitarbeiter/innen aus Presse, Marketing und der digitalen Kommunikation sowie Mitarbeiter/innen der Stabsstelle Inklusion & Partizipation.
Kurzbiografie
Sandra Nauert (Diplom-Übersetzerin, Universität Heidelberg) promoviert derzeit an der Universität Bologna zum Thema Mehrsprachigkeit und Übersetzungspraktiken im Kunstmuseum. Zuvor Forschungstätigkeit an der Universität Bologna (2015–2017) im Rahmen des Projekts „ATRIUM: Linguistic and cultural interpretation of the dissonant heritage from Architecture of Totalitarian Regimes“ sowie langjährige Tätigkeit im Qualitätsmanagement, Bereich Audiovisuelle Translation (2008–2014).
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Serielle Kunst – das klingt ein wenig nach Zweiter Liga, nach Ersatz, nach Trostpreis. Verantwortlich dafür sind verschiedene Faktoren – ein Kunstmarkt, der Originale überhöht, Ausstellungen, die einander mit Gesten der Unmittelbarkeit und Authentizität überbieten, eine Kunstgeschichte, für die Reproduktionen ungeliebte Hilfsmittel waren. Übersehen wird dabei, dass wir – oder doch viele von uns – Erfahrungen mit Kunst gerade nicht anhand von Originalen machen, sondern anhand von Katalogen, von Videos und Objekten, die wir in Einrichtungshäusern, auf Flohmärkten und zuweilen in einer Galerie kaufen. Vor diesem Hintergrund operiert Serielle Kunst. Sie nutzt Serialität als Bedeutungsebene, mit der sich Marktmechanismen ebenso befragen lassen wie ikonografische und technische Traditionen, Auktorialität ebenso wie ästhetische Randzonen. Ab Februar 2019 wird in der Neuen Galerie die Ausstellung Viel hilft viel. Serielle Kunst aus dem artelier (Schenkung Ralph und Petra Schilcher) diese Potenziale der seriellen Kunst untersuchen.
Kurzbiografie
Dr. Friedrich Tietjen arbeitet als Kurator, Kunst- und Kulturwissenschafter mit einem Schwerpunkt in der Theorie und Geschichte der Fotografie und lebt in Leipzig und Wien. Zusammen mit Herbert Justnik forscht er zur privaten Fotografie in Österreich zwischen 1930 und 1950 und bereitet eine Ausstellung am Volkskundemuseum Wien zum Thema vor. Daneben arbeitet er an einer Ausstellung zu Tod und Fotografie (c/o Berlin, Herbst 2018) und zur seriellen Kunst (Neue Galerie Graz, Frühjahr 2019). 2019 soll das Buch „Führerbart und Volkskörper oder Hitler wie ihn keiner kennt“ erscheinen. 2014 bis 2016 war er Gastprofessor für moderne und zeitgenössische Kunst an der Universität Wien, 2007 bis 2013 Juniorprofessor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. 2006 Promotion zur Rolle von Kunstreprodutionen in der Kunstgeschichte. Seit 2015 Organisation der jährlichen Tagung After Post-Photography in St. Petersburg; Publikationen zur Theorie und Geschichte der Fotografie und anderer Medien wie Radio, Einkaufssackerl und Mode.
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Um Publikum zu werben, werden Ausstellungen häufig als spannend angekündigt. Doch wodurch genau zeichnet sich eine mitreißende Geschichte aus? Und können Ausstellungsnarrationen diese Kriterien tatsächlich erfüllen? Diesen Fragen geht Ariane Karbe in ihrem Dissertationsprojekt nach. Konkret erforscht sie durch eine vergleichende Analyse von populären Filmen und kulturhistorischen Ausstellungen, ob und wie die dramaturgischen Techniken, die Drehbuchautorinnen und -autoren zum Spannungsaufbau einsetzen, auch für das Entwickeln von Ausstellungsskripts verwendet werden könnten. Denn Spannung wird von Mediennutzern nicht nur als besonders unterhaltsam empfunden, sondern ist auch ein ausgesprochen effektives Mittel, um die Aufmerksamkeit von Rezipientinnen und Rezipienten nachhaltig zu wecken. Auch in Museen – so die der Forschungsarbeit zugrunde liegende These – könnte der verstärkte Einsatz von Spannung die Lust am Lernen produktiv unterstützen.
Das In-Residence-Programm nutzte Ariane Karbe für eine kritische Revision der Forschungsergebnisse.
Kurzbiografie
Ariane Karbe ist seit 1999 als Kuratorin und Ausstellungsdramaturgin tätig. Studium der Ethnologie und Komparatistik an der FU Berlin und der Universität Bayreuth. Ausbildung zur Drehbuchautorin an der Filmschule Hamburg-Berlin. Absolventin der Museumsakademie Museion21. Zurzeit Promotion an der School of Museum Studies, University of Leicester.
Ihre Forschungs- und Ausstellungsarbeit reflektiert Ariane Karbe auf ihrem Blog www.exhibition-telling.com.
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Kunst hilft, das Blei des Traumas von der Seele zu schmelzen.
Nach Deutschland kommen derzeit aus Kriegsländern Menschen, die durch das, was ihnen widerfahren ist, mehr oder weniger traumatisiert sind. Hier angekommen müssen sie das Leben völlig neu gestalten und sich mit der fremden Kultur vertraut machen. Während die Familie oft im Heimatland zurückgelassen werden musste, hat man die schlimmen Erlebnisse mitgebracht. In den sogenannten Integrationskursen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge soll den neu Angekommenen die deutsche Sprache und Kultur vermittelt werden. Das lateinische Verb integrare bedeutet wiederherstellen und das Substantiv integratio Erneuerung. „Zusammengezogen könnte man Integration also als Wiederherstellung eines unversehrten Ganzen deuten“ (Baur, 2010). An dieser Stelle kann nach unserer Meinung die Kunst, d. h. deren Besuch und Vermittlung in den Kursen, eine Möglichkeit schaffen, ein bisschen in der Seele zu genesen.
In dem Projekt „Museumsarbeit“ werden Möglichkeiten gesucht und erarbeitet, das Museum als traumaentlastenden und zugleich aktiven Lernort in die Integrationskurse miteinzubeziehen. Die ersten Ergebnisse werden in einem Artikel der Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ präsentiert.
Kurzbiographie
Ulrike Groß studierte an den Universitäten Köln, London und Maastricht die Fächer Phonetik, Tanz und freie Kunst. Sie arbeitet als Dozentin, Autorin und Künstlerin hier und anderswo.
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Dieses Forschungsprojekt konzentriert sich auf den beweglichen Nachlass des Gymnasialprofessors Rudolf Gustav Puff, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere Ausgrabungen in der Region Untersteiermark durchgeführt hat. Von den Ausgrabungen selbst und auch von den Funden schienen keine Spuren mehr erhalten zu sein. Im Rahmen meiner Residency habe ich einige dieser verloren geglaubten Objekte in der Archäologischen Sammlung des Universalmuseums Joanneum identifiziert. Puffs Nachlass, nämlich die komplette schriftliche Korrespondenz und Berichte über die archäologischen Ausgrabungen, ist im Steiermärkischen Landesarchiv in Graz erhalten. Notizen über seine Ausgrabungen sind auch in den Jahresberichten des Universalmuseums Joanneum nachzulesen. In der Dokumentation der Archäologischen Sammlungen findet sich auch der Verkaufsvertrag. In einem größeren Zusammenhang möchte ich mit Puff einen typischen Vertreter der Romantik erkunden, der auf seinem Lebensweg den bürgerlichen Idealen gefolgt ist: Pflichtbewusstsein, Sparsamkeit, Karriere und Familie.
Das gesammelte Material und die Korrespondenz ist die Grundlage für eine methodische Erforschung dieses Intellektuellen der Biedermeierzeit, vor allem in Bezug auf die Erforschung der Natur, das Verfassen erster Reiseführer und die dabei gewonnenen Einblicke sowohl in private als auch öffentliche Bereiche.
Rudolf Gustav Puff wurde im frühen 19. Jahrhundert in der Steiermark geboren. Er unterrichtete am Gymnasium in Maribor und pflegte Kontakte zu prominenten Persönlichkeiten aus der Untersteiermark. Natürlich hat er auch eine Topografie der Stadt Marburg und seiner Umgebung verfasst, als „Meisterwerk“ ist seine Topografie bzw. sein Reiseführer für die ganze Steiermark anzusehen. Puff war Ehrenbürger der Stadt Marburg und Mitglied verschiedener historischer Vereine. Als Kind der Romantik hat er die slowenische Sprache erlernt und auch die Fabeln und Märchen zwischen Mur und Drau gesammelt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts hat er Ausgrabungen in Ruše, Brestanica und Limbuš durchgeführt. Objekte der Antike und römische Münzen befanden sich ebenso in seinem Besitz wie Gemälde und Mineralien.
Kurzbiografie
Oskar Habjanič studierte Geschichte und Philosophie an der Philosophischen Fakultät in Ljubljana. In den Jahren 2003 bis 2004 war er als freier Journalist tätig, von 2004 bis 2008 arbeitete er als Mentor in einem Programm für junge Menschen, seit 2008 ist er Kurator im Regionalmuseum Marburg. Ausstellungen: Puffs Jahrhundert; Museoeurope; Thesaurus der Heiligen Dreifaltigkeit; Slowenische Frauen in der Neuzeit; Die Goldenen Fifties.
Publikationen (Auswahl): Das Augustinerkloster zur Heiligen Dreifaltigkeit in Slovenske gorice in der Ära des Barock; The Practical Value of the Wooden Wheel; Unzeitgemäße Betrachtungen: ethische Dilemmata in Museen und Museologie; Unzeitgemäße Betrachtungen: Eine Frau, an der Schnittstelle von öffentlichen und privaten Maßnahmen im Zeitalter des bürgerlichen Booms; Die Lebenserwartung von Kindern in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Untersteiermark: Analyse der Mortalität in Maribor, Lovrenc na Pohorju und Lobnica in den Jahren 1833–1847; Die Metaphysik von Landschaft.
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Die Darstellung von Landschaft unterliegt verschiedensten Sichtweisen auf Natur und Umwelt. In unterschiedlichen Gesellschaften, Zeiten und Traditionen wird Landschaft mit wechselnder Ideologie vermittelt. Sie kann als Hintergrund und Kulisse, als gestalteter Lebensraum und fruchtbares Land oder als gefahrvolle Natur dargestellt werden. Auch die Medien, über die Landschaft gezeigt wird, sind sehr vielfältig – in religiösem Zusammenhang und christlichen Szenen, auf Alltagsgegenständen, als Bildschirmhintergrund oder als Filmkulisse – mit dem Träger des Bildes ändert sich auch der Kontext und dessen Aussage.
In meinem Projekt Plastiklandschaften entwickle ich Landschaften aus gefundenem Plastikmüll, die als Fotoserie und Video umgesetzt werden. Durch die optische Auseinandersetzung mit Landschaftsdarstellung konnte ich Anregungen für meine Gestaltung von Landschaften aus Plastikfolien finden, die ich weg von einer klassischen Darstellung hin zu abstrakteren Landschaften führen möchte, die Dramatik statt Ästhetik vermitteln. Die inhaltliche Recherche hat mir die Möglichkeit gegeben, die Arbeit thematisch weiterzuführen, zu positionieren und kontextuelle Möglichkeiten der Präsentation zu überlegen. Da ich mich in meiner künstlerischen Praxis mit Methoden der Präsentation von Kunstwerken auseinandersetze und immer wieder versuche, diese zu hinterfragen und neue Möglichkeiten des Ausstellens in Alltagsräumen zu finden, waren viele Details in der Recherche spannend für mich, wie zum Beispiel die Darstellung von Landschaften als Hintergrund, auf Gebrauchsgegenständen, wie auch das Wohnen im Schlosspark Eggenberg, der als gestaltete Natur in der Geschichte der Darstellung von Landschaft ebenfalls eine Rolle spielt.
Kurzbiografie
1997 bis 2003 Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien; in dieser Zeit Zusammenarbeit mit Marlene Haring als Halt+Boring. Seit 2003 diverse Einzelausstellungen und Projekte im öffentlichen Raum (Auswahl): 2003 Vor deiner gebrochenen Nase, Galerie 5020, Salzburg (A); 2006 die verlorene gute Laune, Österreichisches Kulturforum, Warschau (PL); 2010 Mahnmal zu den zwei Zwangsarbeitslagern Viehofen, St. Pölten (A). Erster Preis im Wettbewerb „Film zum Stollen Gusen in St. Georgen“, BIG Art (A), 2014. 2015 Otto-Mauer-Preis. 2016 Umsetzung der Ehrenmäler für Marie Jahoda und Elise Richter im Arkadenhof der Universität Wien.
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Daniel Spoerri leistete mit dem erst 1979 in Köln verwirklichten Musée Sentimental nicht nur zu den „Künstlermuseen“ einen wesentlichen Beitrag, er erneuerte zugleich das historische Ausstellungwesen. Anstatt einer Darstellung, die umfassend und in linearer Weise die Vergangenheit sichtbar zu machen suchte, wurde eine Art zeitgenössische „Wunderkammer“, die Phänomenologie und Historie eines Territoriums sichtbar gemacht, ohne zwischen historisch Wertvollem und Trivialem, Sakralem und Vulgärem, Kunst- und Alltagsobjekten zu unterscheiden. Diese „Spurensicherung“ (G. Metken) von Köln Incognito – Reliquien und Relikten von zweitausend Jahrhundert hat mit „sentimentalen“, emotional aufgeladenen Objekten die kanonisierte Geschichte emotional erfahrbar gemacht und mit alternativen Aspekten angereichert.
Das Musée Sentimental wurde seither mehrmals verwirklicht (1981 Berlin; 1989 Basel; 2009 Krems), und als künstlerische Interventionen wurden andere Wunderkammern realisiert (2012 Naturhistorisches Museum Wien; 2013 Museumsberg Flensburg). Darüber hinaus besitzt Spoerri zwei eigene Museen: einen Skulpturengarten in der Toskana und das Kunststaulager Spoerri im niederösterreichischen Hadersdorf am Kamp.
In seinem umfangreichen Schaffen beschäftigte sich Spoerri vom Anfang an mit den Abenteuern der Dinge, etwa mit dem „Fallenbild“ (zufällig gefundene (Ess-)Situationen, fixiert auf ihren Unterlagen), seinen Sammlungen oder verschiedenen Assemblagengruppen (Zimtzauberobjekte, Ethnosynkretismen). Die „Semiophorisierung“ (K. Pomian) der Objekte bietet einen Leitfaden, anhand dessen sich das Lebenswerk Spoerris interpretieren lässt. Objekt Sentimental/Semiophoren; Kunst- und Wunderkammerprinzip in der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts; Spurensicherung; Musealisierung des Alltäglichen; zeitgenössische Archäologie – das sind die wichtigsten Themen, die ich im Kapitel Die Museen Daniel Spoerris meiner Künstlermonografie zu erklären versuche.
Kurzbiografie
Studium der Ästhetik und Medienwissenschaft an der Universität ELTE Budapest; 2011 Magisterarbeit über Daniel Spoerri. Seit 2007 als Kunstkritiker tätig. 2011–2014 Tätigkeit für zeitgenössische Kunstgalerien sowie als freischaffender Kurator in Ungarn; Ausstellungen u. a. von Daniel Spoerri (Galerie Kisterem Budapest, mit einem Eat Art-Bankett) und Vera Molnar (Retrospektive im Kepes Institut Eger). Lebt seit 2014 in Wien und arbeitet an einer Daniel-Spoerri-Monografie. Bücher: 2010: Anekdotomania. Gesammelte Schriften Daniel Spoerris, Kijárat Verlag, Budapest (Übersetzung, Redaktion); 2012: One Percent Disorder. Katalog der Vera-Molnar-Ausstellung, Kepes Institut, Eger (Redaktion, Einführung); 2013: Visual Aid / Szemléltetőeszköz. Buch über Tamás Kaszás. Kisterem, Budapest (Redaktion, Einführung).
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Wissenschaftler/innen, die sich mit der Erforschung fürstlicher Sammlungen während der Frühen Neuzeit beschäftigen, werden vermutlich zustimmen, dass eine reiche und gut-präsentierte Rüstkammer einst das Kernstück der Besitzungen vieler Herrscher/innen war. Rüstungen auf dem letzten Stand der Technik und die neuesten Waffen konnten den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten, sowohl in der Schlacht als auch auf dem Turnierplatz. Aristokraten wurden dazu erzogen, sich im Kampf, bei der Jagd und im Turnier auszuzeichnen. Darüber hinaus hatten sie die Mittel, um sich die notwendige Ausrüstung leisten zu können – da das eine bedeutende Ausgabe bedeutete, wurden Rechnungen für die beste Technik und auch für die schönste und modischste Ausstattung gezahlt. Der Besitz einer besonderen maßgeschneiderten Rüstung, die von einem wichtigen Meister-Plattner hergestellt wurden, bedeutete definitiv ein Statussymbol. Solche Objekte wurden auch als passende diplomatische Geschenke unter Aristokraten verwendet.
Rüstkammern waren oft die Keimzelle einer neuen Sammlung. Da sie historische Stücke, zum Beispiel Rüstungen oder Waffen, die einst einer berühmten historischen Persönlichkeit wie Karl dem Großen gehört hatten, enthielten, konnten Rüstkammern zur Bedeutung eines neuen regierenden Hauses beitragen. Diplomatische Geschenke von lebenden „Kollegen“, die eine bestimmte Rüstung während eines erfolgreichen Feldzuges getragen hatten, erhöhten ebenfalls die Relevanz und Bedeutung einer fürstlichen Sammlung.
Obwohl man das Phänomen der Rüstkammer als essenziellen Teil frühneuzeitlicher Sammlungen verstehen kann, herrscht von unserer Perspektive des 21. Jahrhunderts immer noch der kunsthistorische Blickwinkel auf Kosten anderer Disziplinen vor. In Kombination mit einer heute üblichen negativen Auffassung von allem, was mit Krieg oder Militär zu tun hat, stellen selbst die noch existierenden fürstlichen Rüstkammern eine Herausforderung an die Kuratorinnen/Kuratoren und Vermittler/innen dar. Allerdings wurden nicht alle Rüstkammern als Schauplätze für die Selbstdarstellung von der Kultur und Macht der Eliten kreiert. Das Grazer Landeszeughaus funktionierte zum Beispiel als Depot, aus dem heraus die Bevölkerung – wenn nötig – bewaffnet werden konnte, wie das in einer häufig umkämpften Grenzregion wie der Steiermark immer wieder vorkommen konnte. Diese reichhaltige Sammlung von Rüstungen und Waffen war dennoch im 18. Jahrhundert von Auflösung und Zerstörung bedroht, vermutlich als Teil einer neuen Politik der Zentralisierung durch den kaiserlichen Hof in Wien. Damals verteidigten die Grazer Bürger ihr Zeughaus erfolgreich und es existiert bis heute als eine historische Sammlung von Rüstungen und Waffen, statt in ein mehr oder weniger zeitgemäßes Museum umgewandelt zu sein. Deshalb müssen Führungen und museumspädagogische Programme gefunden werden, als auch eine Form von Nummerierung anstatt von Texten und Erklärungen, die möglichst wenig eingreifen in ein ordentlich aufgestelltes Depot, das ursprünglich zur Bereitschaft und nicht zur Ausstellung geschaffen wurde.
Mein Interesse an der Geschichte von Rüstkammern ist Teil eines andauernden Interesses in die Sammlungsgeschichte nördlich und südlich der Alpen. Ursprünglich lag der Fokus meiner Forschung vor allem auf Antikensammlungen im Florenz des 16. Jahrhunderts. Ein besseres Verständnis der multidisziplinären Kategorien von Sammlungsobjekten in den Uffizien in Kombination mit neuerer Forschung zur Rolle von Geberländern und -höfen, die Teil eines internationalen aristokratischen Netzwerks waren, hat zur Ausweitung meines Interesses auf Sammlungskategorien beigetragen, die immer noch zugunsten von attraktiveren und leichter vermittelbaren Objekten, wie zum Beispiel Kunstwerken, vernachlässigt werden.
Kurzbiografie
Andrea M. Gáldy promovierte an der University of Manchester mit einer Dissertation zu den Antikensammlungen von Cosimo I de’ Medici aus dem 16. Jahrhundert. Postdoc-Stipendien von der Henry Moore Foundation und dem Harvard University Center for Italian Renaissance Studies at Villa I Tatti ermöglichten es ihr, Forschungen zu den kurfürstlichen Sammlungen am Hof von Dresden und zu den Besuchern von Antikensammlungen in einer Stadt mit wenigen noch sichtbaren antiken Monumenten wie Florenz durchzuführen.
Im Jahr 2004 gründete Andrea Gáldy mit zwei Londoner Kolleginnen das internationale Forum Collecting & Display. Die Gruppe hält regelmäßige Forschungsseminare am Institute of Historical Research in London und organisiert internationale Tagungen zu spezifischen Aspekten der Sammlungsgeschichte. Die Tagungsbände werden vom Cambridge Scholars Publishing als Teil einer speziellen Reihe Collecting Histories herausgebracht. Der publizierte Band 5 befasst sich mit Collecting Nature (2014).
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Gemeinhin wird das Museum nicht als politischer Raum wahrgenommen, sondern eher als Ort der Freizeitgestaltung und Entspannung vom Alltag, also im gewissen Sinne als „Erlebnis-Ort“. Dennoch sind auch die Auswirkungen des politischen Diskurses auf die Institution „Museum“ nicht zu unterschätzen und lassen sich am Beispiel des Universalmuseums Joanneum in Graz mit seiner vielschichtigen Geschichte seit seiner Gründung im Dezember 1811 gut aufzeigen.
Kurzbiografie
Studium der Judaistik, Philosophie und Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin (2000–2004). Studium im Programm „Jewish Civilization“ an der Hebräischen Universität Jerusalem und Abschluss als Master of Arts (2004–2007). Abschluss des Studiums an der Freien Universität Berlin (Magister Artium). Fulbright-Stipendium an der Baltimore Hebrew University in den USA (2008–2009). Praktikum in der Wiener Library London, England (2010). Promotion an der Universität Potsdam mit Forschungsaufenthalten in Moskau (2012), Jerusalem (2011 und 2013), Tokio (2013) und Warschau (2014).
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Zu den wesentlichen Aufgaben von Museen gehört das Bewahren von Kulturgut und dessen Vermittlung an die Öffentlichkeit. Dabei sollen möglichst alle Menschen Zugang zu den Objekten in den Museen erhalten, ohne dass zum Beispiel eine Differenzierung nach Alter, Geschlecht, sexueller Ausrichtung, ethischer Herkunft oder einer physischen oder psychischen Behinderung gemacht wird. Wie sehen jedoch die Möglichkeiten eines Museums aus, seinen Bestand auch Seh-, Hör- oder Mobilitätsbehinderten oder Menschen mit einer Lernschwäche zugänglich zu machen und geeignet zu präsentieren?
Das Universalmuseum Joanneum bietet sich aufgrund seiner Beschaffenheit für eine Erforschung dieses Themas besonders gut an. Denn mit seinen zehn Standorten, verschiedenen kulturhistorischen, naturkundlichen und künstlerischen Museen und den jeweils unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen der einzelnen Häuser ermöglicht es nicht nur singuläre Betrachtungsweisen, sondern einen – losgelöst von konkreten Inhalten – relativ großräumigen Ein- und Weitblick.
Die Museumsakademie des Joanneums begleitete diese Forschungsfrage, indem sie Literatur und theoretischen Input zur Verfügung stellte, für Fachaustausch mit Kollegen aus den unterschiedlichen Bereichen der Häuser sorgte und den Zugang zu verschiedenen Ausstellungen ermöglichte.
Die aus dieser Forschung erhaltenen vielfältigen Ergebnisse können Möglichkeiten aufzeigen, was Museen voneinander lernen können und wobei ein kollegialer Austausch über Landesgrenzen hinweg helfen kann, um die musealen Aufgaben auch bei zukünftigen gesellschaftlich-aktuellen Entwicklungen erfüllen zu können.
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„(Museen sollten) das Prinzip der Evolution auch als Institution verwirklichen, d. h. die ihm anvertrauten Bestände nicht nur konservier(en), sondern sie ständig aufs Neue erschließ(en), deut(en) und zeitgemäß darbiete(n).“ (Peter Beye, 1970)
In der Regel tun Museen dies mit Ausstellungen. Mit ihnen treten sie „nach außen“: Daher sind Ausstellungen eine entscheidende Schnittstelle zwischen Museum und Publikum/Öffentlichkeit. Mit Objekten als primären Vermittlern von Inhalten sind sie facettenreiche Präsentationsmedien mit spezifischen Anforderungen, Möglichkeiten und Grenzen. Ihre zwei bedeutendsten Formate: Dauer- und Sonderausstellung und insbesondere deren Verhältnis sind Gegenstand der Thesis von Ines Linder.
Ausgehend von einer einführenden Verortung des Ausstellens in der Geschichte der Institution Museum werden Charakteristika und Erscheinungsformen des Mediums Ausstellung beschrieben. Ein besonderer Augenmerk liegt hierbei auf den Entwicklungslinien von Dauer- und Sonderausstellungen, deren Verläufe (im Sinne von: Kreuzungen, Parallelitäten, Überschneidungen) betrachtet werden: Welche Konzepte von Dauerhaftigkeit verbinden sich mit den sogenannten Dauer-Ausstellungen? Wie lassen sich Dauer- und Sonderausstellung charakterisieren und in welchem Verhältnis zueinander stehen sie: inhaltlich/programmpolitisch, gestalterisch, räumlich und strategisch? Und inwiefern spiegeln diese betrachteten Verhältnisse eine sich wandelnde Sammlungs- und Präsentationskultur wider? Auf der Basis dieser Untersuchung – einer „Ordnung von Beziehungen“ – soll eine Typologie für mögliche Relationen von Dauer- und Sonderausstellungen entwickelt und anhand ausgewählter, aktueller Beispiele analysiert werden. Eine derartige Typologie versteht sich hierbei als dynamisches Raster der Beispielauswahl.
Kurzbiografie
1997–2003 Studium der Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar, 2010/11 Ausbildung zur Museumsmoderatorin in Berlin, 2011–2013 Masterprogramm „Museumskommunikation/ Museumsmanagement“ an der HTW Berlin.
Projekte: Entwurfsplanung für das Museum Neukölln im Gutshof Britz, Fertigstellung 2009, Sanierung einer ehem. Garnisionsanlage in Potsdam zum „Zentrum für Kunst- und Soziokultur“/Fluxus-Museum, Fertigstellung 2008, Um- und Neubau der Germanistischen Institute der Humboldt-Universität zu Berlin, 2006.
Publikationen: Architekturführer Neue Architektur in Sachsen-Anhalt, Hrsg. Architektenkammer Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Magdeburg 2004.
„Le Corbusier und die Kartause Ema.“ In: Thesis – Wissenschaftliche Zeitschrift der Bauhaus-Universität
Weimar (1. Heft 2003). „Reformerische Kleinsiedlungspolitik der Stadt Pößneck – Der Beitrag von Heinrich Tessenow.“ In: Das Land der Mitte_Architektur-, Denkmals- und Siedlungsprojekte der Moderne, Hrsg. C. Wolf, 2003.
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Mario Schulze beschäftigt sich in seinem Dissertationsprojekt mit dem Status von Dingen in Museumsausstellungen der 1970er- und 1980er-Jahre und fokussiert dabei einen Wandel in dem Verhältnis, das die Dinge gegenüber dem Menschen einnehmen.
Als Häuser der Dinge stellen Museen ihre gesammelten Objekte aus und bringen diese in eine meist serielle Ordnung. Infolge einer umfassenden Museumskritik in den 1960er-Jahren, die den Dingtempeln ein Zuviel an Staub, Elitarismus, unpolitischer Musenverehrung und Objektfetisch vorwarf, versuchen Museen seit den 1970er-Jahren jedoch zunehmend das Stereotyp zu überwinden, bloße Objektverwahrungsanstalten zu sein. Der Begriff der Alltagskultur beginnt seinen kometenhaften Aufstieg, nach und nach setzt sich eine ethnografisch-kulturwissenschaftliche Perspektive durch. So behaupten zunächst vor allem die Industriemuseen nicht nur die Maschine auszustellen, sondern auch die Arbeit daran und den Arbeiter dahinter (vgl. Museum der Stadt Rüsselsheim, Ruhrlandmuseum Essen, Centrum für Industriekultur Nürnberg). Im Lauf der 1980er-Jahre verallgemeinert sich diese Perspektive, sodass auch andere kulturhistorische Museen zunehmend darauf abheben, nicht nur das Objekt, sondern den Einfluss des Objekts auf „unser“ Leben auszustellen (Museum der Alltagskulturen des 20. Jahrhunderts Berlin, Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim, Schweizerisches Postmuseum Bern).
Im Rahmen dieses Projekts spielt die gängige disziplinäre Unterteilung des westeuropäischen Museumswesens eine untergeordnete Rolle. Das Universalmuseum Joanneum eignet sich demnach besonders für eine kritische Überprüfung des fokussierten Wandels.
Kurzbiografie
Studium der Kulturwissenschaften, Soziologie und Philosophie an der Universität Leipzig (2005–2010). Praktika und freie Mitarbeit am Holocaust Center in San Francisco, bei der Römerstadt von Basel „Augusta Raurica“, am Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig und beim German Historical Institute in London. Seit 2011 lebt Mario Schulze in Berlin, arbeitet an seiner Promotion im Fach Kulturanalyse an der Universität Zürich (betreut von Philipp Sarasin) und ist Promotionsstipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes.
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Anja Piontek beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit Theorien und Praxen der aktiven Partizipation von musealen Laien in der Institution Museum. Der Fokus liegt dabei auf Beteiligungsformen, die sich im Rahmen von kooperativen Ausstellungsprojekten entfalten und bei denen die Teilnehmenden in Prozesse des Sammelns, Bewahrens, Forschens und/oder Vermittelns eingebunden werden. Der Forschungsarbeit liegt also ein Verständnis von Partizipation zugrunde, das über die im Kulturbereich weit verbreitete Begriffsauslegung als kulturelle Teilhabe (bei der der Partizipient lediglich Besucher und Rezipient ist) hinausgeht und eine aktive Teilnahme im Sinne einer direkten Beteiligung an Entscheidungs- und/oder Gestaltungsprozessen meint. Auf welche Weise dies in der Praxis verwirklicht wird und welche Auswirkungen das auf das traditionelle museale Gefüge impliziert, soll die Analyse ausgewählter partizipativer Ausstellungsprojekte zeigen.
Im Rahmen des In-Residence-Programms untersucht Anja Piontek das Ausstellungsprojekt Berg der Erinnerungen, das im Kulturhauptstadtjahr 2003 in Graz durchgeführt wurde. Dieses Partizipationsprojekt ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen war es ein vergleichsweise großes partizipatives Projekt mit einer erstaunlich hohen Zahl an Teilnehmenden, das sich zudem durch ein ungewöhnliches Setting und eine unkonventionelle Gestaltung auszeichnete. Zum andern wurde bewusst daran gearbeitet, eine Nachhaltigkeit zu erzielen, indem das Büro der Erinnerungen dauerhaft in die Multimedialen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum überführt wurde.
Mittels Auswertung archivierter Projektmaterialien und anhand leitfragengestützter Interviews mit damaligen Beteiligten wird das Projekt vor allem auf folgende Fragen hin untersucht: Welchen partizipativen Strategien und strukturellen Gegebenheiten ist es zu verdanken, dass die Beteiligung so hoch ausfiel? Wie hat sich die Situierung im nichtmusealen Raum auf die kuratorische Arbeit, aber auch auf die Ausstellungsnarration selbst ausgewirkt? Welche Rolle nahmen die „history scouts“ und die Teilnehmer/innen im Verhältnis zu den Kuratorinnen und Kuratoren ein und wie kommunizierten und interagierten sie miteinander? Welche Erfolge und Potenziale, aber auch Schwierigkeiten und Grenzen barg die kooperative Arbeit mit der Bevölkerung?
Kurzbiografie
2000–2004 Lehramtsstudium mit den Fächern Kunst, Deutsch, Religionslehre und Erziehungswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Freiburg; Erstes Staatsexamen mit Auszeichnung. Danach Masterstudium der Kunst- und Kulturvermittlung, Schwerpunkt Museum an der Universität Bremen (Fachbereich Kulturwissenschaften) von 2004–2008; Master of Arts mit Auszeichnung. Projektmitarbeit an verschiedenen Bremer Museen als Vermittlerin und Kuratorin. Parallel dazu 2007 und 2008 Referendariat in Hamburg. Nach dem Zweiten Staatsexamen zunächst Berufstätigkeit als Lehrerin und freie Autorin für Unterrichtsmaterial. Seit März 2010 Stipe-diatin der Zentralen Forschungsförderung der Universität Bremen mit dem Dissertationsprojekt „Partizipation im Museums- und Ausstellungswesen. Theorien und Praxen aktiver Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an musealen Arbeits- und Vermittlungsprozessen“ (Arbeitstitel).
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Raum, so die Soziologin Martina Löw, ist eine relationale (An-)Ordnung sozialer Güter und Lebewesen an Orten. Die Platzierung dieser Güter und Lebewesen ist durch Regeln festgeschrieben, durch Ressourcen gesichert und in Institutionen gelagert. Räumliche Strukturen bilden gesellschaftliche Strukturen ab. Sie ermöglichen Handeln oder schränken es ein.
Was uns daran interessiert: Vermessen, Markieren, Kartieren, Gestalten, Aufbauen und Abreißen sind Aushandlungsprozesse und die herrschende Ordnung lediglich das vorläufige Ergebnis von Auseinandersetzungen zwischen Kontrahenten. Das gilt auch für die Konkurrenz um den Zugriff auf öffentlichen Raum. Gebaute Umwelt formt Lebenswelten. Handeln und Sprechen wirken auf den öffentlichen Raum zurück und Architektur kann ebenso als Mittel des Kampfes eingesetzt werden wie Sprache. Sprache ist mehr als ein Werkzeug der Kommunikation, mehr als nur ein Code. Sie ist wirklichkeitskonstituierend. Durch Sprache werden Machtstrukturen aufgebaut und stabilisiert: Parler est combattre, Sprechen ist Kämpfen im Sinne eines Spiels mit agonistischen Zügen, so Lyotard. Ein Spiel, das sich mit dem Alltag deckt.
Zum Konflikt um Raum und Raumkonzeption, zu dem wir 2010 eine Ausstellung mit dem Titel „Guerre en forme“ im Kunstpalais Erlangen realisierten, möchten wir in Graz vertiefend forschen. Gegenstand wird das Phänomen der Raumaneignung durch räumliche Konstellationen und Choreografien vom historischen Festungsbau über aktuelle Polizeiformationen, Sitzordnungen und Rederechte sowie Sprachregelungen im öffentlichen Raum bis zur Inbesitznahme von Raum durch Gestaltung und Architektur als Waffe.
Dellbrügge & de Moll
www.workworkwork.de
Christiane Dellbrügge (geboren 1961 in Moline, Illinois, USA) und Ralf de Moll (geboren in Saarlouis, BRD) studierten an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und leben in Berlin. Seit Beginn ihrer Zusammenarbeit 1984 kennzeichnet eine dialogische und kollaborative Vorgehensweise ihre künstlerische Praxis. Im institutionellen Rahmen und im öffentlichen Raum entwickeln sie kontextbezogene und medienübergreifende Projekte, partizipative und diskursive Situationen. Dabei befragen sie stets auch die Bedingungen von Partizipation, die Parameter von Kommunikation und die Rolle, die Künstler in diesen Zusammenhängen spielen und die ihnen zugeschrieben wird. Dellbrügge & de Moll setzen sich mit gebauter Umwelt, damit verbundenen Ideologien und ihrer Wirkung auf das Zusammenleben im urbanen Kontext auseinander. Sie erforschen urbane Heterotopien und Peripherien, entwickeln stadtplanerische Szenarien, beobachten aktuelle Stadtentwicklungspolitik, Konflikte um Territorien und Gebietsansprüche.
Preise | Stipendien (Auswahl)
2006 DIVA – Danish International Visual Art Exchange Program; CRiR, Christiania Researcher in Residence, Kopenhagen DK
2002 EMARE, European Media Artists in Residence, Dundee UK, Kunstpreis Berlin, Förderpreis Bildende Kunst
2000 Internationaler Medienkunstpreis ZKM/SWR, Anerkennung
1996 Kunstpreis Villa Romana, Florenz
1995 Auslandsstipendium, ICA Moskau
1993 Kunst-Werke, Berlin; Centre National des Arts Plastiques, Paris
Publikationen (Auswahl)
Guerre en forme, Erlangen 2010
One fine day, all this will be yours, Berlin/Oslo 2010
In Quest of the Perfect Location, Copenhagen 2007
New Harmony, Berlin 2007
Artist Migration Berlin, Heidelberg 2006 Hamburg Ersatz, Nürnberg 2000
Ausstellungen (Auswahl)
2010
Guerre en Forme, Kunstpalais Erlangen
2009
One fine day, all this will be yours., Common Lands– Almanaretten, Bjørvika, Oslo talk talk - Das Interview als künstlerische Praxis, HGB Leipzig, Kunstverein Medienturm Graz u.a. X-Moradías, Edifício Copan, São Paulo
MAN SON 1969. The Horror of the Situation, Hamburger Kunsthalle
Videonale 12, Kunstmuseum Bonn
Berlin 89 /09, Berlinische Galerie
Gefängnisinsel Moabit, Kurt - Kurt, Berlin
Das Monumentale ist meine Krankheit.*, ehem. Staatsatelier Arno Breker, Berlin 2008 Wer einen Stuhl bauen kann, kann auch eine Stadt bauen., Berlin
2007
New Harmony, Künstlerhaus Bethanien Berlin
2006
Artist Migration Berlin, Heidelberger Kunstverein
40jahrevideokunst.de, K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf u.a.
Destroyed Worlds and the Utopia of Their Reconstruction, Århus Kunstbygning
City Rumble Overgaden, Institute for Contemporary Art, Kopenhagen
Wittgenstein in New York, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
2005
Artrónica III Muestra Internacional de Artes Electrónicas, Bogotá, Colombia
Ein Arkadien der Moderne. 100 Jahre Villa Romana, Neues Museum Weimar
X-Wohnungen, Hebbel-Theater, Märkisches Viertel Berlin
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Das Projekt „Retouching memory“ widmet sich auf experimentelle Weise dem Prozess des Erinnerns, vor allem den immanenten Vorgängen des Vergessens, Verdrängens und Verfälschens. Der Vorgang der Erinnerungsretusche beschreibt dabei einen Prozess der nachträglichen „Reinterpretation“ der Vergangenheit, die es ermöglicht, die eigene Identität neu zu denken und sich selbst in einem veränderten Kontext von Vergangenheit und Gegenwart neu einzuordnen.
Die maschinell erzeugten Bilder dieser Installation sind nicht von Dauer, sondern verändern sich stetig, sie verblassen zunächst und verflüchtigten sich schließlich vollständig. Diese stetige Veränderung und letztendlich die Auslöschung der Bilder, aber auch die maschinelle, geradezu sysiphus-hafte Produktion von Bildern sind das Wesen dieser installativen Auseinandersetzung mit der Erinnerung. Die maschinellen Zeichnungen der Installation basieren auf ausgewähltem Bildmaterial und auf Fotografien aus privaten und aus öffentlichen Archiven. Durch diese Verbindung entsteht eine Art der kollektiven Erinnerung, aus vertraut anmutenden und gleichzeitig ungesehenen Erinnerungsbildern, in denen sich persönliche und gemeinsame Erfahrungen überlagern.
Kurzbiografie
zur Zeit
lebt und arbeitet in Linz (AT)
seit 2009
Universitätsassistent für Experimentelle Gestaltung | Institut für Bildende
Kunst und Kulturwissenschaften | Kunstuniversität Linz (AT)
2011
Galerie Roman Petrovic | Einzelausstellung | Sarajevo (BiH)
„The borders of drawing“ | Kunstverein „das weisse haus“ | Wien (AT)
re-new Digital Arts Festival | Kopenhagen (DK)
„Die nächste Generation“ | Galerie im Traklhaus | Salzburg (AT)
24. Stuttgarter Filmwinter – Festival for Expanded Media | Publikumspreis im
Wettbewerb Medien im Raum | Stuttgart (D)
2010
2nd Moscow Biennale for Young Art | Moscow museum of modern art (RUS)
Gießen VideoArt Festival (D)
art.mix.gallery | Bayern 2 (D)
2009
European Media Arts Festival | Osnabrück (D)
OUTPUT Award | Amsterdam (NL)
2008
Glandienale | Einzelausstellung | Galerie 20 | Wismar (D)
2003-2008
Studium Kommunikationsdesign und Medien | Diplom mit Auszeichnung |
Hochschule Wismar (D)
1982
geboren in Schwerin (D)
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I. Lehranstalt als auch Museum
Das Projekt verfolgt das Ziel, die inhaltliche Struktur und Bedeutung von historischen Lehr- und Schausammlungen als Ausbildungsmodul, vornehmlich an Technischen Hochschulen in Deutschland, vergleichend in den Blick zu nehmen. Dabei basiert die thematische Eingrenzung auf der These, dass es gerade die in der Phase der Etablierung und Expansion befindlichen Technischen Hochschulen waren, die neue, innovative Vermittlungsstrukturen entwickelten, um den besonderen Bedürfnissen der Studierenden technischer Fächer gerecht zu werden. Dafür wurden neue Assoziations- und Denkräume modernen, synergetischen Zuschnitts geschaffen, in denen die Prozesshaftigkeit von Wissenschaft theoretisch wie praktisch vermittelt wurde. So wird für das Projekt die Rolle der Sammlungen bei der Konstituierung von Wissen ebenso von Belang sein wie die Sammlung als Instrument der Forschung, als experimentelles Modul der Lehre sowie als Form der nach innen und außen gewandten Repräsentation in Form von Handlung und Austauschprozessen.
II. Museum als auch Lehranstalt
Im Unterschied zu Deutschland, wo sich die technischen Anstalten erst spät der sich bietenden Potenziale von Lehrsammlungen bewusst wurden, gründen in Österreich die (poly-)technischen Schulen nicht nur auf Sammlungen, sondern verstehen sich zudem als ›technische Kunstbehörde‹ – womit sich ein gänzlich anderes Selbstverständnis verbindet als in Deutschland. Während in Wien bspw. im Vorgriff auf das zu gründende Polytechnische Institut (1815) die Idee des ›National-Fabriksprodukten-Kabinetts‹ entsteht, erhebt man in Graz das Joanneum (1811), welches ursprünglich als Museum mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt angelegt und frühzeitig dem Lyceum als Lehranstalt beigestellt war, in den Rang einer ›k. k. Technischen Hochschule‹ (1864). In Bezug auf die Genese der für die Technischen Hochschulen wichtigen Lehrsammlungen wurde dem beispielhaften Beitrag Österreichs bislang zu wenig Beachtung geschenkt – auch im Hinblick auf die daran gekoppelte Entwicklung der technischen Wissenschaften im Sinne einer ›universitas scientiarum‹ und der Genese von Technikmuseen. Die sammlungs- und institutsgeschichtliche Entwicklung des Joanneums bietet die Möglichkeit, den skizzierten Forschungsfragen exemplarisch nachzugehen.
Kurzbiografie
Studium der Kunstwissenschaft, Mittleren und Neueren Geschichte sowie Politologie; 1994 Magister mit einer Arbeit über Peter Paul Rubens. Graduiertenförderung des Landes Hessen. Promotion 2001 mit einer Dissertation über die politische Ikonografie des Waffenstillstandes von 1609 an der Universität Kassel. Werkverträge an Museen in Kassel, Hildesheim, Paderborn; freie Mitarbeit im Bereich Printmedien. 2003–2006 Vertretung der wissenschaftlichen Assistenz am Institut für Kunstgeschichte der RWTH Aachen, ab 2007 ebenda Assistentin; Kuratorin der Reiff-Sammlung, seit Juli 2009 zudem Postdoc-Stipendiatin, gefördert aus Mitteln der Exzellenzinitiative.
Forschungsschwerpunkte: Politische Ikonografie des 17. Jahrhunderts, Sammlungskulturen im 19. Jahrhundert, Universitätsmuseen, Original & Kopie.
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In diesem Forschungsprojekt beschäftige sich Barbara Stocker mit den Dingen im Museum. Seit 1913 sammelt das Volkskundemuseum in Graz dingliche Zeugnisse zum Thema Wohnen, Kleiden und Glauben. In einer Objektrecherche wird der Museumsbestand auf das Thema „Haar“ untersucht. Die einzelnen Themenbereiche, die sich aus der Recherche ergeben, sollen in ein Konzept für eine Sonderausstellung münden. Haarbilder, Haarschmuck, Reliquien, Produkte mit Haar und Alltagsgeräte, die damit in Verbindung gebracht werden, sind dingliche Zeugnisse, die auf die Bedeutung des Haares in der Kulturgeschichte des Menschen hinweisen. Haut und Haar lieferten die Inhalte in Mythologie, Volksglaube, Volkskunst und in der Volksreligion. Die wissenschaftliche Untersuchung soll auf die verschiedenen Aspekte des Haares und seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung eingehen.
Kurzbiografie
geboren 1965 in Bozen
- 1996–2002 Studium der Europäischen Ethnologie/Volkskunde und Kunstgeschichte an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck,
- seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Bereich Museen und Volkskunde im Ressort „Denkmalpflege, Bildungsförderung, deutsche Kultur und Museen“ der Südtiroler Landesverwaltung in Bozen, zuvor wissenschaftliche Mitarbeiterin im Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde in Dietenheim in den Bereichen Vermittlung, Sonderausstellungen und Inventarisierung von Museumsobjekten
- Autorin wissenschaftlicher Beiträge in Publikationen und redaktioneller Beiträge zu kulturgeschichtlichen Themen in Printmedien, Hörfunk und Fernsehen.
Autorenschaft
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Das vorliegende Promotionsprojekt hat zum Ziel, die Rolle des österreichischen Kunsthistorikers und ehemaligen Direktors des Landesmuseums Joanneum Wilhelm Suida (1877–1959) für die Erschließung der Genueser Kunst zu untersuchen. Seine 1906 erschienene Monografie Genua stellte eine entscheidende Neuerung für die Erforschung der bis dahin nur aus der barocken Kunstliteratur und aus Reiseberichten bekannten Scuola Genovese dar und lieferte wichtige Anstöße für die Modernisierung der Genueser Galerien. Darüber hinaus soll erforscht werden, wie die Genueser Kunst in diesem Kontext immer mehr zum Objekt kunsthistorischen Interesses für die italienische und europäische Wissenschaft wurde. In diesem Zusammenhang wird auch Suidas Schaffen als Direktor des Joanneums, das er neu ordnete und dessen Katalog er 1923 veröffentlichte, in den Blick genommen. Ebenso soll seine Tätigkeit als Kurator bei der Kress Foundation in New York (ab 1939) und Berater zahlreicher amerikanischer Sammler in den Kontext der Wandlungen der Fachgeschichte durch die Emigration europäischer Kunsthistoriker eingeordnet werden. Im Rahmen dieses Projekts wird eine unvollständige und teils fehlerhafte handschriftliche Übersetzung von Suidas Genua kritisch editiert und dem italienischen Publikum zugänglich gemacht.
Kurzbiografie
Seit 2010 Promotion an der Universität Genua (Stipendium der Kulturstiftung Carige) über die Rolle des Kunsthistorikers Wilhelm Suida für die Entdeckung der Genueser Kunst. Studium (2001–2008) der Europäischen Kulturgeschichte, der Vergleichenden Kulturwissenschaft und der Neueren Geschichte an den Universitäten Augsburg, Pisa und Genua. Zwischen 2003 und 2006 am Jüdischen Kulturmuseum Augsburg-Schwaben als wissenschaftliche Hilfskraft beschäftigt. Zwischen 2008 und 2010 im Fortbildungs- (Lifelong Learning Center der UniCredit-Gruppe) und Kulturbereich (Projekt Genova Cittá Digitale der Stadt Genua) tätig.
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In meinem Forschungsvorhaben widme ich mich dem Universalmuseum Joanneum als Arbeitssystem. Verschiedene Abteilungen, diverse Professionen sowie zahlreiche Ausstellungsprojekte und Veranstaltungen bestimmen den Alltag im Museum. In Mitarbeiter/innen-Einzelgesprächen und moderierten Gruppenworkshops sondiere ich, wie Arbeitsvorgänge und Interaktionen ablaufen. Wie können Prozesse in Bezug auf Mitarbeiterführung und fachlichen bzw. menschlichen Austausch konstruktiv(er) gestaltet werden? Verstärkt beleuchte ich dabei u. a. folgende Bereiche: strukturelle Bedingungen, Teamzusammensetzung und -leitung, Kommunikation sowie Krisenkultur.
Das Modell der Themenzentrierten Interaktion (TZI) mit seinen Wirkfaktoren Thema, Individuum, Team und Umfeld bildet für die Evaluation eine produktive Analyseperspektive. Im Anschluss an meine Master-Thesis zu Teamwork bei Sonderausstellungen analysiere ich nun das Museum als Institution, die sich auch im Hinblick auf Organisation und Personalmanagement weiterentwickelt bzw. entwickeln muss. Schließlich ist der Spagat zwischen den Anforderungen von Wirtschaftlichkeit/Effektivität und dem Anspruch, attraktive Lern- und Wirkungsstätte für Mitarbeiter/innen zu sein, eine große, jedoch selten thematisierte Herausforderung.
Hauptfragestellungen für Einzelinterviews und Gruppenworkshops:
1) Wie arbeiten wir 2011? (Strukturelle Ist-Analyse)
2) Wie sind wir aufgestellt? (Teamzusammensetzung und -portfolio der Arbeitsfunktionen)
3) Welche Realitäten und Entwürfe von (Team-)Leitung gibt es bei uns?
4) Wie gestalten wir unsere (teaminterne und -übergreifende) Kommunikation?
5) Welche Strategien helfen uns bei zukünftigen Hindernissen? (Konfliktkultur)
Kurzbiografie
Dipl. Kommunikationsdesignerin & MAS-Ausstellungstheorie und -praxis
1977 geboren in Gütersloh, Deutschland
Studium
1999–2004: Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotodesign an der FH Dortmund
2004: Studienabschluss mit dem Diplom-Projekt „raum sein. Fotografische Aspekte des erlebten Raumes“ (Fotobuch und Raum-/Videoinstallation)
2008–2010: Postgradualer Masterlehrgang für Ausstellungstheorie und -praxis der Universität für angewandte Kunst Wien (/ecm: educating – curating – managing)
Beruf
Seit 2004: Konzeption und Entwurf von Printmaterialien in der Verlags- und PR-Branche, München
2009: Ausstellungskonzeption, Katalogredaktion, -gestaltung und -produktion, Gestaltung der Printmaterialien für die Ausstellung: „Der Traum einer Sache – Social Design zwischen Utopie und Alltag“ (www.socialdesign.at)
Seit 2009: Selbstständig für Projektleitung, Konzeption, Text, Gestaltung > Freie Mitarbeit u. a. bei der Agentur simple GmbH, Köln (www.raum-sein.de)
Seit 2010: Freiberufliche Team- und Einzelberatung im Bereich Kultur und Medien, Köln (www.neuestrategien.de)
Publikationen
2009: Ausstellungskatalog „Der Traum einer Sache – Social Design zwischen Utopie und Alltag“
2010: Master-Thesis „Das Ausstellungsteam: Mehr als die Summe seiner Teile. Eine Analyse von Teamprozessen in der Ausstellungspraxis“ (147 Seiten, Download als PDF unter http://www.raum-sein.de/media/MT_STAMMEIER_2010.pdf)
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