Die Schau beleuchtet das Lager Wagna aus archäologischer, urbanistischer und soziologischer Perspektive.
„An derselben Stelle, wo sich einst die alte Römerstadt Flavia Solva erhob, die von den freiheitsdurstigen Germanen die römische Knechtschaft abschüttelnd, in Trümmer geschlagen worden war, wurde von den Romanen, die vor ihren eigenen Volksgenossen fliehen mussten, auf deutschem Boden ein schützendes Heim errichtet. Hatte es auch anfangs provisorischen Charakter, in mehr als zwei Jahren wurde es vervollkommnet, ausgestattet und dermaßen vergrößert, dass es heute nicht mehr den Namen Lager verdient, da es zur drittgrößten Stadt in Steiermark herangewachsen ist.“
Peter Rosegger, 1917
Bereits wenige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, im Herbst 1914, waren in Österreich-Ungarn fast eine halbe Million Menschen auf der Flucht. Tausende von ihnen wurden in einer neu errichteten Barackensiedlung auf dem Gemeindegebiet von Wagna untergebracht. Damit wurde Wagna zum zweiten Mal in seiner Geschichte – das erste Mal war dies in römischer Zeit unter Kaiser Vespasian der Fall – innerhalb kürzester Zeit zu einer Stadt.
20 Jahre, nachdem viele Menschen in Wagna ein neues Zuhause gefunden hatten, musste 1940 erneut auf dem ehemaligen Gelände der Barackenstadt ein Lager aufgebaut werden, wo zunächst Umsiedler aus der Südbukowina eine vorübergehende Bleibe fanden, dann eine Lehrerbildungsanstalt eingerichtet wurde und später Kriegsgefangene inhaftiert waren.
Nach dem Krieg wurden sogenannte „Displaced Persons“ – in erster Linie Volksdeutsche und andere Vertriebene – im Lager angesiedelt. 1963 endete nach fast 50 Jahren, nachdem in Wagna erstmals Baracken für Flüchtlinge aufgestellt worden waren, die Geschichte der Lagerstadt Wagna, die mit dem Abbruch der letzten Reste des einst größten Lagers der Steiermark „aus der Erinnerung“ gelöscht werden sollte.
In die Ausstellung „Lager Wagna 1914–1963“ flossen wissenschaftliche Recherchen des Historikers Heimo Halbrainer ein, die im Rahmen des Projekts „Flavia Solva Neu“ für die Dauerausstellung der neu konzipierten Ausgrabungsstätte Flavia Solva durchgeführt worden waren.