Wilhelm Thöny gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er hatte schon früh Erfolg; sein Werk wurde in zahlreichen Ausstellungen präsentiert und ist in wichtigen internationalen Sammlungen und Museen vertreten. Die Neue Galerie verwahrt rund hundert seiner Gemälde und Grafiken. Zehn Ölgemälde hat seine Witwe Thea Thöny 1966 der Galerie gestiftet Thöny wurde am 10. 2. 1888 in Graz geboren. Von 1908 bis 1913 studierte er Malerei an der Akademie in München und gründete 1913 mit Alfred Kubin, Franz Marc u.a. die Neue Münchner Sezession. Im Ersten Weltkrieg war er Kriegsmaler. Die folgenden Jahre verbrachte er in der Schweiz und in München; 1923 kehrte er nach Graz zurück. Als Mitbegründer und erster Präsident der Grazer Sezession (gegründet 1923) bemühte er sich um die Internationalisierung des Grazer Kunstlebens. 1929 reiste er erstmals nach Paris, wohin er 1931 übersiedelte. In dieser Zeit verbrachte er fast alljährlich mehrere Monate an der französischen Mittelmeerküste; auch eine Reise nach New York 1933 beeindruckte ihn tief. 1938 ließ er sich in New York nieder. Den Kontakt mit den Grazer Freunden hielt er durch umfangreiche Korrespondenzen aufrecht. 1948 verbrannte ein großer Teil seiner Werke in einem New Yorker Depot. Ein Jahr später, am 1. 5. 1949, starb Thöny an einem Gehirnschlag. Schon früh entwickelte Thöny einen sehr spezifischen Personalstil, der Merkmale des Impressionismus wie des Expressionismus aufweist, und als Synthese dieser beiden Stile charakterisiert werden könnte. Seine Hauptthemen sind die Landschaft und das Figurenbild, auch mit religiösen Themen hat sich Thöny auseinandergesetzt. In großen grafischen Zyklen befasste er sich mit Beethoven, der Französischen Revolution und dem Leben Napoleons. In seinen Ölbildern geht Thöny von einem malerischen Realismus aus. In den Landschaften der Grazer Zeit – etwa in „Der Fluß“ – präsentiert er weniger ein objektives Abbild des Gesehenen, als dessen konzentrierten Eindruck. Ähnliches gilt für die Figurenbilder, den beklemmenden „Schulhof“, das Hauptwerk dieser Zeit (bis 3. 3. an das Wiener Leopoldmuseum entlehnt), die beiden düsteren Passionsszenen oder das „Souper“, in denen die Figuren isoliert werden und in der Binnenzeichnung weitgehend unbestimmt bleiben. In Frankreich hellt Thöny seine Palette auf. Die Pariser Stadtbilder und die Landschaften der Mittelmeerküste sind von Licht durchflutet; die drückende Stimmung vieler Grazer Bilder ist einer optimistischen Sicht gewichen. Charakteristisch ist das abkürzende lockere Notieren einzelner Details mit pastoser Farbe und die Kombination malerischer und zeichnerischer Elemente. Besonders geschätzt werden heute seine New Yorker Ansichten, von denen viele in Paris um die Mitte der 1930er Jahre nach seiner Rückkehr aus den USA entstanden sind. Oft nur skizzenhaft angedeutet scheinen die Wolkenkratzer der Stadt wie in einer Vision mehr zu schweben als auf festem Grund zu stehen und vermitteln so gültig die Atmosphäre dieser Metropole.