Die Ausstellung, die bereits erfolgreich in Leipzig (Förderpreis der Leipziger Galerie für zeitgenössische Kunst) und Bonn (Bundeskunsthalle) gezeigt wurde, präsentiert sich in Graz in aktualisiertem und erweitertem Rahmen. In einem begleitenden Symposion werden kulturtheoretische Positionen sowie die Praxis konzeptioneller Museumsarbeit in ihren konkreten architektonischen Entsprechungen und als ein weiterer Schwerpunkt das für Graz relevante Museumsprojekt des Trigon-Hauses von Architekten, Künstlern, Museumsfachleuten und Kulturpolitikern diskutiert.
Die Transformationen der postindustriellen und informationsbasierten Gesellschaft haben am Ende des 20. Jahrhunderts auch das kulturelle Verhalten geprägt. Das gesteigerte Interesse der Öffentlichkeit an zeitgenössischer Kunst und ihrer Vermittlung hat in den 80er Jahren zu einem regelrechten Bauboom von Museen, Kunsthallen, Kunsthäusern oder Kunstforen geführt. Die klassische Museumsarchitektur ist dadurch auf mehrfache Weise in eine neue Phase getreten, da sich die Präsentationsformen von Kunst und deren Rezeption verändert haben. Resultierend aus der Tendenz zu erlebnisbetonten Ausstellungen und inszenierten Schauräumen und einem neuen Freizeitverhalten, wo Kultur nicht nur der Bildung und der Information, sondern auch der Unterhaltung dient, wurden die Architekten vor neue Aufgaben gestellt, nämlich jene Räume zu schaffen, die diesem veränderten kulturellen Verhalten Rechnung tragen. Diese Ausstellung, die anhand von Plänen, Fotos und Modellen relevante Museumsmodelle internationaler Stararchitekten zeigt, ist für Österreich und spezifisch für Graz von besonderer Bedeutung, da die Notwendigkeit, zeitgenössische Kunst in zeitgenössischen Bauten zu präsentieren, immer noch in Frage gestellt wird. Es wird eine Relativierung der Ansprüche von Kunst zugunsten der Forderung nach sozialen Bauten, wie Fabriken, Krankenhäusern, Wohnungen, im allgemeinen ohne jedes Verständnis für die Komplexität sozialer Systeme betrieben. Sowohl auf das neue kulturelle Verhalten wie auf den neuen Stil der Museumsarchitektur reagiert man in Österreich verspätet und zögernd. Mit dieser Ausstellung und dem Symposion soll versucht werden, die Debatte "Warum Räume für Kunst?" auf internationalem Niveau anzuregen.
Symposium veranstaltet von der Neuen Galerie Graz und dem Haus der Architektur Graz
Organisation: Dr. Christa Steinle, Alexandra Foitl (Neue Galerie), Dr. Nikolaus Hellmayr (Haus der Architektur)
Dauer: 29. und 30.04.1993
Programm (Graz, Palais Attems, Sackstraße 17, II. Stock):
Donnerstag, 29. April, Referate:
18.30 Uhr: "Warum Räume für Kunst?"
Jean-Christophe Ammann (Frankfurt), Richard Kriesche (Graz/Offenbach)
Freitag, 30.April, Podiumsdiskussionen:
14.00 Uhr: Kulturtheoretische Positionen
Moderation: Peter Weibel (Frankfurt)
Jean-Christphe Ammann (Frankfurt), Dieter Bogner (Wien), Franz Erhard Walther (Hamburg), Dieter Hoffmann-Axthelm (Berlin), Frank Stella (New York)
16-18 Uhr: Museumsarbeit/Museumsarchitektur
Moderation: Wolfgang D. Prix (Wien)
Amnon Barzel (Florenz), Franz Haks (Groningen), Erika Hoffmann-Koenige (Köln), Hans Hollein (Wien/Düsseldorf), Rem Koolhaas (Rotterdam), Klaus Werner (Leipzig)
18.30-20 Uhr: Kulturpolitik / Trigon-Museum
Moderation: Wolf-Dieter Dreibholz (Graz)
Candidus Cortelezis (Graz), Günther Domenig (Graz), Werner Fenz (Graz), Horst Gerhard Haberl (Graz / Saarbrücken), Karl-Heinz Herper (Graz), Richard Kriesche (Graz/Offenbach)