"...Am Beispiel des Programms von Manfred Wolff-Plotteggs binärer Architektur kann man erkennen, wie genetische Algorithmen, gleichsam als Erzwingungsmethode, die Architektur als sich selbst organisierendes System ohne persönliche Handschrift generieren, ein intelligentes Axiom vorausgesetzt...".
Algorithmische Handlungsanweisungen als Planungsmethode führen zu einer prozeßhaften Architektur, zur Vorstellung, daß Architektur eben nicht mehr Architektur ist, sondern ein einfacher Vorgang, der zur Architektur führt. Was diesen Algorithmus bedingt, steuert ebenfalls ein Algorithmus, denn für den Planungsprozeß selbst werden Algorithmen quasi als Betriebssystem entwickelt und für die zu bauende Architektur entsprechende Anwenderprogramme, die ebenfalls Algorithmen sind. Die Vorstellung eines Algorithmus als Betriebssystem der Architektur überwindet auch das tradierte Paradoxon von Planungen: Plane ohne festzulegen! Architektur als Betriebssystem ist Planen auf höherem Niveau, Architektur begibt sich auf die systemtheoretische Metaebene. Dieser Algorithmus ist ein Programm. Hierbei sehen wir bereits das charakterische und avantgardistische der Vorgangsweise von Plottegg, eben daß ein Programm eingesetzt wird, eine Software statt einer Hardware. ...Hier erfolgt auch die Erlösung von der berühmten Sucht, in der sich Architekten üben und mit der sie gewöhnlich im Inferno landen, nämlich von der Sucht nach dem Detail.
Der Architekt kümmert sich um das Programm, d.h. einen Code, mit dem Elemente manipuliert werden. Es handelt sich bei Plotteggs Programm um eine Revolte gegen den Code der Architektur, erstens durch paradoxe Algorithmen und zweitens durch neue paradoxe Interpretationen von vorhandenen Algorithmen, der Ansatz einer Architektur, die jegliche Referenz zurückweist. Hybridarchitektur ist keine Architektur, die das Reale referenziert, sondern eine Architektur, die in linguistischen Codes operiert, aber innerhalb dieser linguistischen Operationen eben nicht Sinn stiftet durch externe Beziehungen, sondern Sinn stiftet durch interne Beziehungen. Es zeichnet sich ab, was wir heute autokatalytische Systeme nennen, selbstgenerierende Systeme, sich selbst erregende evolutionäre Spiele architektonischer Elemente und Codes. Eine weitere Quelle der Produktivität bilden die genetischen Algorithmen und die präzise und innovative semantische Analyse derselben, welche sich der Architektur nicht als vorhandene Formelsprache des Bauens, sondern als Interpretation annähern. Interpretation, Neu-Interpretation vorhandener Codes und abweichende Lesarten von Algorithmen sind bedeutende Generierungsregeln und Verfahren des Plotteggschen Programmes. Das ist eine vollkommene Subversion bisheriger architektonischer Codes.
Peter Weibel, in: Architektur Algorithmen. Passagen. Wien 1996
Im Stiegenhaus:
"Der neuronale Architektur Prozessor"
Konzept: Manfred Wolff-Plottegg & Wolfgang Maass
Programmierung: Harry Burgsteiner / Andreas Gruber, Technische Universität Graz.
Der neuronale Architektur Prozessor, erstmals gezeigt 1999 im Künstlerhaus Wien, wird in der Ausstellung in der Neuen Galerie Graz in einer aktualisierten Version präsentiert.
Bauten / Objekte / Projekte / Wettbewerbe:
Structures gonflables 68 (pneumatische Konstruktionen)
Rauminstallation "Architektur und Freiheit" 69
Wettbewerb "Stadterweiterung Wien Süd" 70
"Das zusammengebrochene Bett" 71
"Metamorphose einer Stadtwohnung" 71
Tantra Wanderaltar und synkretistischer Hausaltar 77
Schaufensteraktion Nordsee I / 79
Bad 80
Nordsee II / 82
Bad 82/I, Bad 82/II
Wohnungs- und Büroumbau Via Sardegna / Milano / 80
Hybridarchitektur (interaktive Computerplanung) / 81
Geschäftsumbau Via Rubens / Milano / 82
Dachbodenausbau Piazza Piemonte / Milano / 82
Wettbewerb Messehalle Graz / 83 (Ankauf)
Bad 83/I, Bad 83/II
Wettbewerb Semaine de cuir / Paris / 84
Bad 84
Wettbewerb Urnenfriedhof Graz / 85 (Ankauf)
Wettbewerb Universität Graz / 85 (Ankauf)
Wettbewerb Färberplatz Graz 86
Wettbewerb AHS-GRAZ-WEST / 86 / (Preisträger)
Bad 87
"ZUGZOOMSCHÖNSCHNELL" 150 Jahre ÖBB / 87
Generalsanierung Schloss Flamhof / Stmk./ 86-87
Wohnbebauung Seiersberg / Stmk./ 87
Wettbewerb Bebauung St. Peter / Graz / 87 (2. Preis)
Wettbewerb Dachböden Grazbachgasse / Graz / 87 (1. Preis)
Analoger Architekturgenerator 1987
Wettbewerb "la casa piu bella del mondo" / Italien 88
Wohnanlage Leoben / Stmk./ 88 (Wettbewerb 1. Preis)
Wettbewerb "Amtsgebäude Alberstraße" 89
Bad 90
Wohnbauwettbewerb Graz-Banngrabenweg 90 (1. Preis)
Umbau Landschaftsmuseum Schloß Trautenfels 90
Landesausstellung '92, "Lust & Leid", (1. Preis Aussenanlagen) 90
Sonnebusenhammer 91
Wettbewerb Wohnbebauung Spielberg 91
Wohnbebauung Eggenberg 91 (Großer österr. Wohnbaupreis/1.Ankauf)
Bad 92
Wettbewerb Wohnbebauung Weiz '92 (3. Ankauf)
Identität:Differenz / trigon'92 Ausstellungsgestaltung
Wettbewerb ÖKI New York 1992
Wettbewerb Landesberufsschule Bad Gleichenberg 1992 (Ankauf)
Um-/Zubau Landesberufsschule Mureck (Planung 1992/93)
Badehaus 93
Umbau Zentralmagazin Landesmuseum Joanneum 1993/94
Umbau Feuerwehrmuseum Groß Sankt Florian 1995
Ausstellungsgestaltung "Place - a user's manual" Graz 1995
Wettbewerb STEWEAG Graz 1996 (Ankauf)
Wettbewerb Bezirkhauptmannschaft Murau 1996
Bad 96
Wohnung Steiner Graz 1996
Umbau Schloß Jöss 1996,
Ausstellungsgestaltung Inklusion:Exklusion '96
Tabernakelkastenbett 97
Bad 97
Ausstellungen:
Forum Stadtpark 68 (TU Graz, "Grazer Schule")
Trigon 69 "Putting Allspace in a Notshall" (mit Hartmut Skerbisch)
steirischer herbst '79
Künstlerschaufenster
Architektur aus Graz (81)
Forum Stadtpark 82
Forum Stadtpark 87 "Täglich frische Bits und Pixel" (Einzelausstellung)
"Zug der Züge" 87 (österreichweit)
Peripherie 89 (Haus d. Architektur/Graz)
Architekturgalerie München 1990 "Das binäre Haus" (Einzelausstellung)
The binary room 1991 (Zagreb) (Einzelausstellung)
Amersfoort 1991 "Die synthetische Dimension" (mit Hans Kupelwieser)
"The global satellit" (intern. network) Zonnehof/Amersfoort 1991
Architekturgalerie München 1991
Architektur als Engagement 1992 (Architektur aus der Steiermark)
"computer grafics in the fine arts" State Gallery Banská Bystrica 92
Deutsches Architekturmuseum Frankfurt 1995 (Österreich)
Innovative Austrian Architecture 1996 (int. Wanderaustellung)
Jenseits von Kunst (Budapest '96, Graz '97)
Kogler&Plottegg (Galerie/Edition Graz 1997)
Kogler&Plottegg (Galerie Widauer /Innsbruck 1998)
Kogler Plottegg Semotan (Galerie Soardi /Nizza 1998)
In der Ausstellung Plottegg Plots 1980-2000 sind hauptsächlich digitale, d.h. computer-generierte Konzepte für Architekturen zu sehen.
Wesentliche Projekte der Ausstellung:
Architektur und Freiheit, Autocatalytic Architecture, Browse Architecture, Das binäre Haus, Die synthetische Dimension, readme.1st, Hybrid Architektur, Jede Menge Bits & Pixel, Krematorium Linz, Ortlos, Problema d'angolo, Seiersberg, Spielberg, Trautenfels aus Sicht der Bauteile, TU-München Studentenarbeiten, TU-Wien Studentenarbeiten, Universität Graz, Urnenfriedhof Graz, WEB / PC homepage, analoger Architekturgenerator, digitaler Architekturgenerator, Neuronaler Architektur Prozessor.