Die Auswahl an Landschaftsmalerei von ca. 1800 bis 1950 aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz bietet keine Stilgeschichte dieser Gattung im Überblick. Sie betrachtet den Begriff „Landschaft“ in einem weiteren Sinn – es geht um mehr als um die Darstellung der äußeren Realität im Bild. „Landschaft“ wird hier als Konstrukt verstanden, das aus den Wechselwirkungen zwischen der Welt und den darin lebenden Menschen entsteht. Diese formen sich durch ihre Wahrnehmung, ihre Affekte, Interessen, Vorstellungen, Forschungen und Nutzungen im kulturellen Prozess verschiedenster Bilder von ihrer Welt. Diese Bilder wirken dann wiederum auf die Realität zurück bzw. konstruieren sie überhaupt erst.
Die Abfolge der Gemälde folgt prinzipiell der Chronologie, sie formen aber auch Gruppen, um so bestimmte Bildmuster erkennbar werden zu lassen. Der Weg führt von den idealen Landschaften um 1800 über die realistischeren der Jahrhundertmitte, aus denen die touristische Erschließung der Landschaft sichtbar wird, zu bewegten Landschaften, die Wetterphänomene thematisieren. In fernen Ländern entstandene Gemälde geben Zeugnis von den neuen Reisemöglichkeiten des Industriezeitalters, während das Jahrhundertende nah gesehene, intime Landschaftsausschnitte bevorzugt. Schließlich stellt uns Wilhelm Thöny in seinem verdichtenden, abstrahierenden Stil Sehnsuchtslandschaften wie die französische Provence, aber auch moderne Großstädte wie Paris oder New York vor Augen.