Seinen Ansatz, eine Erweiterung des in Österreich ungeliebten Konstruktivismus um systemisches Denken, hat er aber um eine weitere Dimension vertieft, nämlich um die semantische. Von einer rein syntaktischen, logischen, analytischen Kunst der Zahl, der Serie, der Reihe, der Statistik stieg er, an den Fallen der Op Art vorbei, zur Kunst der Zeichen, der Zeichenketten, der Signale, der Semantik auf.
Die unabhängige Repräsentation der Dingwelt durch geometrische Formen und absolute Farben, das Ersetzen von Dingen durch Zeichen als Operationen der Abstraktion hat er nach wenigen Jahren durch- und überschritten und ein neues Terrain, ein neues System erobert: das System der Zeichen, jene abstrakte Domäne, wo Zeichen die Zeichen ersetzen und sogar Dinge zu Zeichen werden können. Der Zeichencode der stets ein Element der Willkürlichkeit und Konvention enthält, wie uns Saussure gelehrt hat, wird zu einem universalen System. So kann es geschehen, daß nicht das Alphabet der 26 Zeichen (die Buchstaben von A-Z) benützt wird, um den Gegenstand Hammer zu bezeichnen oder zu bedeuten, sondern statt der 26 Buchstaben bzw. Zeichen werden 26 verschiedene Hämmer eingesetzt. Nicht Zeichen stehen für Gegenstände, sondern Gegenstände für Gegenstände und nehmen daher die Funktion von Zeichen an. Gegenstände codieren Zeichen. Alles kann zu einem Code werden, die Dinge wie die Zeichen, zu einem universalen Code, Code der Codes. Diese selbstreferentielle semantische Operation seiner Zeichen- und Gegenstandsketten macht Painitz nicht nur zu einem Vertreter der von ihm selbst sogenannten "logischen Kunst" (siehe die von ihm kuratierte gleichnamige Gruppenausstellung in der Secession, Wien 1977), sondern auch zu einem wichtigen konzeptuellen Künstler in Österreich. Die Ausdehnung des konkreten Vokabulars der geometrischen Formen durch eine logisch-semantische Analyse hat Painitz bereits in den 60er und 70er Jahren zu einem Künstler der visuellen Kommunikation (des Typus Otto Neurath vom Wiener Kreis) gemacht, der Wege vorbereitete, die Künstler der 80er und 90er Jahre wie Rockenschaub oder Zobernig weitergeführt haben. (Peter Weibel)
Hermann J. Painitz, geb./lebt in Wien