Adrian Schiess

09.08. - 08.09.1996

Bildinformationen

Laufzeit

09.08. - 08.09.1996

Eröffnung

08.08.1996, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Günther Holler-Schuster

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Über die
Ausstellung

Zusatzinformationen

In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein München und dem Hamburger Kunstverein

Unterstützt von Pro Helvetia Kulturstiftung, Zürich

Die radikale Malerei der Monochromie ist gemäß Denys Riout mittlerweile zu einer Genre-Malerei geworden. Doch auch innerhalb des Genres gibt es noch radikale Möglichkeiten. Der Schweizer Künstler Adrian Schiess zeigte eine davon, indem er von den zwei alternativen Optionen zeitgemäßer Malerei, sich entweder auf die Medien oder auf den Raum zu beziehen, eine wählt und seit 1987 die Praktik der raumgreifenden Malerei mit der Monochromie verbindet. Das Tafelbild hat sich seit den 60er Jahren zum Bildobjekt und das Wandbild zur Bildwand weiterentwickelt. Das vertikale Wandbild wurde zu einer horizontalen Bodenskulptur und die Bodenskulptur als ‚.stacks“ (Judd) zur Wandskulptur bzw. zum Bildobjekt an der Wand. Dieser minimalistischen Technik der Dislokation der Bilder zwischen Wand und Boden, die Bilder werden als flache Skulptur auf den Boden geklappt und die Skulptur als 3- dimensionale Bilder an die Wand, verdankt Schiess seit 1987 die Lokalisierung bzw. Lagerung seiner Bilder als ‚flache Arbeiten“ auf dem Boden. Doch die Trägerfläche der Farbe dieser Bodenbilder ist nicht Leinwand. sondern Holz oder Aluminium. Das Farbmedium ist nicht Ölfarbe, sondern Industrielack. Industrielle HaIb-Fertifikate, wie sie auch in der Auto- oder in der Holzindustrie verwendet werden, dringen in die bisher subjektiv dominierte Sphäre der Malerei ein. Die mit Industriefarbe (Lackfarbe) und mit Industriemaschinen besprayten, flachen Holzstücke. später auch Aluminium-Paneele, zeigen keinen Weg des Pinsels, sondern definieren die Malerei als Ausdehnung von Farbe auf Fläche, aber ohne die historischen Konnotationen. Mit dieser Angleichung der Produktion von Malerei an die Produktion anderer zivilisatorischer Güter unserer Kultur nimmt Schiess der Malerei ihren Illusionscharakter. ihren verlogenen Subjektivismus. Die reaktionäre archaisierende Ritualisierung und symbolistische Spiritualisierung der Monochromie. die deren Erfindern in der historischen Avantgarde (Rodtschenko 1921) fremd waren, wird durch die indexikalische und industrielle Produktion vertrieben. Die Monochrornie gewinnt durch die Entmystifizierung ihren utopischen emanzipatorischen Charakter wieder. Indem Farbstrich. Farbstreifen. Farbbahn, Farbfläche konvergieren, gibt es keine Strukturierung der Bildfläche, sondern die farbigen Flächen am Boden strukturieren den Raum. Die historischen Räume der Neuen Galerie. die ja in einem barocken Palais (namens Herberstein) situiert sind, sind für die Schiess-Ausstellung insofern besonders geeignet, weil die ornamentalen Lamperien und vergoldeten Holzbordüren der Wandverkleidungen, welche selbst schon eine Art Wandschmuck und Wandbild darstellen, einen lehrreichen und intensiven Kontrast zu den mit glänzender Farbe lackierten, die Umgebung widerspiegelnden flachen Bodenbilder bilden. Malerei wird zu einem visuellen Dispositiv, wo das Bildfeld. definiert durch die in den Räumen der Neuen Galerie verteilten, horizontalen Farbpaneele. zum ersten Mal auch monochrome Monitore horizontal auf dem Boden über die Grenzen des Blickfeldes hin ausgeht.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit Texten von Christian Kravagna und Peter Weibel.