Das von dem Wiener Architekten August Gunolt entworfene, im neobarocken Stil der Zeit errichtete Museum ist das erste zu diesem Zweck errichtete Gebäude in Graz. Die formale Anlehnung an die Metropole Wien, wo zu dieser Zeit der Ausbau der monumentalen Hofmuseen vorangetrieben wird, ist kennzeichnend für den Repräsentationswillen in der späten Donaumonarchie.
Handarbeit und angewandte Kunst geraten in der Gründerzeit in den Sog verstärkter Industrialisierung. Zahlreiche internationale Präsentationen und nicht zuletzt die großen Weltausstellungen ab 1851 lösen eine Gegenbewegung aus, die dem Kunsthandwerk zu neuer Wertschätzung verhelfen. Aus der Furcht vor endgültigem Verlust durch Zerstörung und Verschleuderung erwächst das Bedürfnis nach gewachsener Identität im Spiegel regionaler wie nationaler Vergangenheit jenseits der großen Kunstgalerien. In den Metropolen vieler europäischer Groß- und Mittelstaaten entstehen Kunstgewerbemuseen, deren Bestände kontinuierlich wachsen: das Victoria & Albert Museum in London, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg oder das „k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie“ in Wien, heute Museum für angewandte Kunst (MAK).
Diese Bewegung erreicht auch die Kronländer des Habsburgerreiches. Wie in den Statuten von 1887 beschlossen, sollte das neue Grazer Museum die „Kulturepochen des Landes ... von der früheren Zeit des Mittelalters ... bis zur Gegenwart zur Anschauung bringen“. Der repräsentative Neubau dieses Museumsgebäudes wurde wegen seiner „volkswirtschaftlichen Bedeutung“ als „eine mächtige Waffe [im] schweren Kampf, den das Gewerbe zu führen hat“ bewilligt.
Lachers pädagogische Absicht ist es, das heimische Handwerk mithilfe einer ausgedehnten Mustersammlung im Geist des Historismus systematisch zu schulen. Das Publikum soll durch Anschauung zu einem regionalen Kulturbewusstsein erzogen werden. Dem neuen Museum kommt die Aufgabe zu, ein „übersichtliches ethnografisches Bild von dem Wohnen, dem häuslichen Leben und Schaffen der Bewohner der Steiermark“ zu bieten.