Ferlacher Radschlosspistole

Büchsenmacher Hans Schmidt (um 1600–1669), Laufschmied vermutlich Thomas Hönigg (nachweisbar 1638/41), gefertigt um 1640

Mitte des 16. Jahrhunderts siedeln sich Büchsenmacher aus den Niederlanden in Kärntner Ferlach an und begründen mit ihrem reichen technischen Wissen ein bedeutendes Zentrum der Waffenerzeugung. 1638 übernimmt Hans Schmidt, ein begabter Handwerker und tüchtiger Geschäftsmann, eine Schlüsselfunktion: Die große Zeit der Ferlacher Büchsenschmiede beginnt.
 

Hans Schmidt, 1600 in Riedlingen in Oberschwaben geboren, war ab 1626 in Ferlach als Büchsenmacher tätig. Vermutlich hat er seine erste Ausbildung als Schäfter erhalten. Bereits mit 26 Jahren bekam er von Erzherzog Leopold V. von Tirol den Auftrag, zwei „Zielrohre“ und zwei Pulverflaschen anzufertigen. Weitere Aufträge, z. B. für einen Spazierstock und einen verzierten Stab, sprechen dafür, dass er wegen seiner künstlerisch virtuos ausgeführten Arbeiten sehr geschätzt wurde.

Das Dekor aus fein gravierten Silberplättchen und eingelegten Fäden und Stiften aus Silber oder Eisen ist charakteristisch für seine Arbeiten. Diese Technik wurde von französischen Büchsenmachern bereits um 1600 in Paris für Ludwig XIII. und um 1620 auch von Meistern in Deutschland verwendet.

Darüber hinaus verstand Schmidt auch die Techniken der Schlossmechanismen und des Laufschmiedens. Wie aus einem Dokument von 1636 hervorgeht, bestellten die Kärntner Landstände den „ehrenfesten, kunstreichen“ Hans Schmidt zum „wirklichen“ Offizier und Armaturmeister der Rohrhammer- und Büchsenwerkstatt. Unter seiner Leitung arbeiteten Meister der Büchsenschlosser, Rohrschmiede und Schäfter sowie deren Gesellen und Lehrlinge.

Zwei Jahre später verpflichtete Siegmund Ludwig Graf von Dietrichstein den „Armaturmeister“, sämtliche Erzeugnisse der auf seiner Grundherrschaft angesiedelten Meister zu kontrollieren. Alle Produkte mussten mit dem Wappen des Grundherrn Siegmund Ludwig Graf von Dietrichstein, zwei Winzermessern in Kartusche, gestempelt sein. Genaue Aufzeichnungen darüber bezeugen auch umfangreiche Lieferungen von Pistolen und Karabinern an das Grazer Zeughaus. 1656 wurde Hans Schmidt von Kaiser Ferdinand III. der Adelstitel „von und zu Helding“ verliehen. Seine Arbeiten zählen zu den besten europäischen Handfeuerwaffen des 17. Jahrhunderts.