Die Bewahrung der Sammlung und des historischen Gebäudes zählt heute zu den zentralen Aufgaben des Landeszeughauses. Für den Schutz und die Erhaltung der Waffen und Kriegsgeräte sorgt ein Team von vier Restauratoren.
Die Bewahrung der Sammlung und des historischen Gebäudes zählt heute zu den zentralen Aufgaben des Landeszeughauses. Für den Schutz und die Erhaltung der Waffen und Kriegsgeräte sorgt ein Team von vier Restauratoren.
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Bettina Habsburg-Lothringen im Gespräch mit Thomas Storm, Thomas Köhler und Johann Weichhart
Herr Storm, können Sie als Leiter der Werkstätte grob skizzieren, was die Aufgaben eines Restaurators an einer Einrichtung wie dem Landeszeughaus sind und wie sich die Arbeit hier von der Tätigkeit in einem anderen Museum gegebenenfalls unterscheidet?
Thomas Storm: Wir sind am Landeszeughaus derzeit ein Team von drei Restauratoren und unsere Aufgabe ist es, die Bestände des Hauses für die nachfolgenden Generationen von Besuchern und Wissenschaftlern zu erhalten. Unsere Grundaufgabe ist damit der Schutz und die Erhaltung von Kulturgut. Zudem finde ich es wesentlich, dass wir uns in einem historischen Gebäude befinden. Das Haus selbst ist damit Teil der Sammlung und wird von uns Restauratoren mitbetreut.
Wie gestaltet sich nun der Alltag eines Restaurators? Was beschäftigt Sie den ganzen Tag über?
Thomas Köhler: Im optimalen Fall steht eine Begehung des Hauses am Programm: Nur der regelmäßige Gang durch die Stockwerke und die laufende Kontrolle erlauben es angesichts der Tausenden Ausstellungsstücke, Veränderungen überhaupt wahrzunehmen: Ist ein Licht ausgefallen, hängt eines der Objekte schief, sind Schäden zu sehen, wurde ein für eine Ausstellung entnommenes Objekt wieder aufgebaut, sind alle Fenster und Balken in Ordnung? Angesichts der Größe des Gebäudes und der Zahl der Objekte, die wir hier ohne museumsübliche Vitrinen verwahren, kann man Haus und Sammlung nur durch laufende Beobachtung und Prüfung im Blick behalten.
Wenn der tägliche Rundgang durchs Haus beendet ist: Was passiert in Ihrer Werkstatt?
Thomas Storm: In der Werkstätte kümmern wir uns grundsätzlich um die Instandhaltung der Sammlung und um notwendige Reparaturarbeiten: Es kommt vor, dass Besucher Objekte anfassen und damit Rostflecken verursachen, die wir entfernen müssen. Der Schaft eines Gewehres nimmt z. B. durch die Schwankungen des Klimas im Haus Schaden, den wir dann zu beheben versuchen. Leder und textile Elemente an den Rüstungen werden altersbedingt brüchig und müssen repariert werden usw. Nehmen wir ein Objekt mit in die Werkstatt, begutachten wir in einem ersten Schritt seinen Zustand und dokumentieren mögliche Beschädigungen. Dann besprechen wir, welche Maßnahmen wir ergreifen können und wie groß der Arbeitsaufwand sein wird.
Johann Weichhart: Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Vorbereitung von Ausstellungen außerhalb des Zeughauses. Unsere Bestände waren in den letzten Jahren in diversen internationalen Ausstellungen zu sehen. Die Vorbereitung eines solchen Projekts bedeutet für uns Restauratoren die fachgerechte Vorbereitung Hunderter Objekte aus unserem Bestand, die im Hinblick auf ihre Transportfähigkeit untersucht, in ihrem Zustand dokumentiert, eingepackt, während des Transportes begleitet, vor Ort ausgepackt, aufgebaut und später wieder zurück nach Graz sowie an ihren Platz im Zeughaus gebracht werden müssen.
Mit welchen Materialien haben Sie im Zeughaus zu tun? Neben Metall wurden bereits Leder, Textil und Holz genannt…
Thomas Storm: Weitgehend beschäftigen wir uns mit Metall und sind als Restauratoren auch auf dieses Material spezialisiert. Bei den Harnischen werden einzelne Metallteile mit Lederbändern zusammengehalten. Dann haben wir wie erwähnt die Gewehre, deren Schäfte aus Holz gefertigt sind. Zudem haben wir es mit textilen Elementen und Knocheneinlagen an verschiedenen Waffen zu tun. Für die Praxis bringt das durchaus Herausforderungen und wir müssen die klimatischen Entwicklungen im Haus laufend im Auge behalten.
Thomas Köhler: Dazu ist es vielleicht wichtig zu wissen, dass wir im Zeughaus keine Klimaanlage haben, wie man es aus vielen Museen kennt. Schon seit jeher wurde versucht, mit gezieltem Belüften oder Entlüften die Schwankungen von Temperatur- und Luftfeuchtigkeit im Inneren des Hauses zu steuern. In der Praxis bedeutet dies heute, dass wir zum Beispiel im Sommer auch die Witterung beobachten oder schnellstmöglich auf plötzlich auftretende Gewitter reagieren. Da gilt es, die Fenster und Balken rechtzeitig zu schließen!
Wie kann ein Restaurator das Alter und die Herkunft einer historischen Waffe bestimmen?
Thomas Storm: Es gibt eine Menge Fachliteratur über historische Waffen und wir kennen die Entwicklungen im Bereich der Waffentechnik, sodass wir oft relativ rasch und eindeutig sagen können, wie alt ein Objekt ist. Auch das verwendete Material erlaubt Rückschlüsse auf Alter und Herkunft einer Waffe, einfach weil bestimmte Materialien zu bestimmten Zeiten noch nicht, stark oder eben nicht mehr verarbeitet wurden.
Johann Weichhart: … zudem geht es um Mechanik und Machart, um die Form, die optische Ausführung und Oberflächengestaltung, worin sich die Moden bestimmter Zeiten widerspiegeln. Je nach Region wurden Waffen in Europa unterschiedlich gestaltet. Schließlich erlauben sogenannte Meistermarken der Handwerker Objekte einer bestimmten Produktionsstätte zuzuordnen.
Braucht der Umgang mit historischen Waffen eine spezielle Genehmigung?
Thomas Storm: Es gibt in Österreich ein Waffengesetz, das den Besitz von Schusswaffen, inklusive Mindestalter des Besitzers, Meldepflicht, Verwahrung etc. für Privatpersonen klar regelt. Waffen, die vor 1871 gefertigt worden sind, gelten in Österreich als historische Waffen und die Bestände des Zeughauses fallen in eben diese Kategorie.
Thomas Köhler: Neben dieser rechtlichen Dimension gibt es sicher eine ethische. Dass wir als historisches Waffenlager inhaltlich an das Thema Krieg gebunden sind, ist vor allem für die Kolleginnen und Kollegen aus der Vermittlung ein wichtiges Thema und tägliche Herausforderung.
Restauratoren haben in Museen besondere Aufgaben, sie haben ein besonderes Wissen: Wie wird man eigentlich Restaurator und welche Ausbildung hin zu diesem Beruf gibt es in Österreich?
Johann Weichhart: Die Wissenschaftler sind für die Erforschung der Objekte zuständig, der Restaurator ist für ihre Pflege und Instandhaltung verantwortlich. Eine mögliche Basis für die Arbeit hier im Landeszeughaus ist ein metallverarbeitender Beruf wie Schlosser, Maschinenbauer oder Feinmechaniker. Durch die praktische Tätigkeit und entsprechende Fortbildungen kann man sich dann in den Bereich Restaurierung einarbeiten.
Thomas Köhler: Weitere Wege in die Werkstatt des Zeughauses können über einschlägige höhere Schulen oder aber ein Studium im Bereich Restaurierung führen.
Johann Weichhart, Sie sind der dienstälteste Mitarbeiter der Restaurierungswerkstatt. Hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahrzehnten eigentlich verändert?
Johann Weichhart: Ich bin nun seit rund 35 Jahren im Zeughaus. In dieser Zeit haben sich die Methoden unserer Arbeit entwickelt, bezüglich Maschinen sind wir aber weitgehend bei den altbewährten geblieben. Was die konservatorischen Aufgaben angeht, haben wir eine andere Richtung eingeschlagen. Ich denke, man bewegt sich immer zwischen dem, was man an Erfahrungen angesammelt hat, und dem, was Technik und Forschung an Neuigkeiten bringen.
Thomas Köhler: Ich sehe es auch so, dass die Arbeit mit den Objekten vor allem Erfahrung braucht: Man beginnt im Zeughaus zu arbeiten und erlernt bestimmte Arbeitstechniken von den Kollegen, wie zum Beispiel das fachmännische Zerlegen eines Radschlosses, etwas, das man im Büchsenmacher-Alltag nur selten sieht. Auch wenn man das Handwerk gelernt hat, weiß man zu Beginn wenig über die Mechanik. Ein falscher Handgriff oder Unachtsamkeit bringen Schaden an Objekt und Leib. Da sind die gekonnten Handgriffe, die sich über 400 Jahre bewährt haben und die traditionell von Zeugwart zu Zeugwart beim Generationenwechsel weitergegeben werden, „Basics“, um es zeitgemäß zu formulieren.
Gibt es etwas, dass Sie am Ende den Besucherinnen und Besuchern mitgeben möchten?
Thomas Storm: Wir haben im Zeughaus die besondere Situation, dass sich unsere Objekte nicht unter Glasstürzen, sondern frei in den Regalen liegend und im Raum stehend befinden. Dies bringt manche Besucherinnen und Besucher in Versuchung, die Objekte anzufassen.
Thomas Köhler: Zwar sind die Objekte gesichert und stabil auf diversen Behelfen gelagert, es empfiehlt sich nun aus Sicherheitsgründen aber, immer dem empfohlenen Rundgang zu folgen. Es geht uns dabei um die Verletzungsgefahr für unsere Gäste, aber auch um den Schutz der Objekte. Zu unseren Hauptproblemen zählt der „Rost“, der von Berührungen herrührt. Wir bitten daher unsere Besucher der Verlockung zu widerstehen und keine Gegenstände zu berühren!
Herzlichen Dank für das Gespräch!
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