Nach der Idee folgt entsprechend LeWitt die Herstellung des Werks als ein kollektives Unterfangen, bei dem die Regeln des Konzepts gewissenhaft befolgt werden. In dieser zweiten Errichtung der Wall wird das Zusammenarbeiten beim Mauerbau zu einem sichtbaren Teil des künstlerischen Konzepts. Zusammen mit den ursprünglichen Crewmitgliedern aus dem Jahr 2004 eröffnet der physische Akt des Bauens Diskussionen zu Fragen der Sichtbarkeit und Gültigkeit von Arbeit, von Koproduktion und Delegation.
§ aus: Sol LeWitt, Paragraphs & Sentences on Conceptual Art, 1967/1969
Sol LeWitts monumentales Werk Wall – 2004 die erste Einzelausstellung im Kunsthaus Graz – wird nach fast 20 Jahren reaktiviert, der Prozess des Baus selbst mitverfolgbar gemacht und die fertiggestellte Installation im Dialog mit aktuellen künstlerischen Positionen rekontextualisiert. Die Reaktivierung eröffnet Möglichkeiten, LeWitts performativ erlebbare Mauer selbst neu zu lesen, aber auch einen Wandel der institutionellen Sprache in Bezug auf künstlerische und politische Kontexte differenziert zu reflektieren: Fragen der Ko-Kreation, von Körperlichkeit, Grenzziehungen und einem Verständnis von Kontext, das sich in den letzten 20 Jahren stark verbreitet hat, werden verhandelt.
Sol LeWitts Wall, eine langgezogene, für den Space01 gezeichnete und ortsspezifisch installierte Wand, erfährt eine neue Lesart: Im Zeitraum von neun Monaten wird sie mit Positionen wie Jasmina Cibic, Franz Vana oder Renate Krammer in sprachanalytische, historische und auch konzeptionelle Dialoge gesetzt. Sol LeWitt gibt hierfür ein Konzept vor, bei dem die Idee die essenzielle künstlerische Leistung ist. Die Produktion der Werke wird zu einem kollektiven Unterfangen, bei dem Instruktionen gewissenhaft befolgt werden.
Den Beginn macht konsequenterweise ein Kapitel über konzeptionelle Protokolle, das im Einklang mit unserem Bestreben, die Zukunft zu reaktivieren, mit Protokollen der Utopie den Raum einnimmt. Im Rahmen von "20 Jahre Kunsthaus Graz. Re-Imagine the Future" wurden wichtige Aspekte in Sol LeWitts Konzept diskutiert. In Protokolle für die Utopie befassen sich an vier Abenden Franz Jochum, Jasmina Cibic und ein von Abdelaziz Baraka Sakin co-kuratierter Abend kollaborativ mit Konzepten und Protokollen. Werk und Arbeit beschäftigt sich anhand des sichtbaren Teils des künstlerischen Konzepts – des Mauerbaus – mit Themen wie Arbeit, Koproduktion und Delegation. Variationen und Dialog schließlich reflektiert LeWitts Konzept des Modularen, seine Entwicklung in Variationen und Sammlungen, und mit Künstler*innen wie Franz Vana, Helene Thümmel oder Renate Krammer Themen wie allgemeine Zugänglichkeit oder das Recht auf Autor*innenschaft.