Das Thema „Licht“ ist zukunftsweisend für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Die Revolutionen der elektrischen Lichttechnik ermöglichen auch einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Begleitend zur Ausstellung wird sich eine internationale Tagung mit dem Thema Licht in der Kulturgeschichte und Kunst, Biologie, Architektur und Technik auseinandersetzen. Leitende Frage ist die „Lichtverschmutzung“. Wie lässt sich ökologisch sinnvoll, ökonomisch effizient und ästhetisch überzeugend mit beleuchteter Umwelt umgehen?
Die Kulturgeschichte des Lichts nimmt in der bildenden Kunst eine zentrale Rolle ein und erfährt im 20. Jahrhundert durch die Elektrifizierung eine nachhaltige Dynamisierung. Elektrisches Licht gilt mit einem Wort des Medientheoretikers Marshall McLuhan als Primärmedium. Seit Beginn der flächendeckenden Elektrifizierung zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde elektrisches Licht zum Thema und Gegenstand unzähliger künstlerischer Werke der modernen Avantgarde. Die Lichtmedien Film, Fernsehen und Computer sind drei technische Schübe, die das 20. Jahrhundert und seine visuelle Kultur bis heute von Grund auf verändert haben.
Heute haben sich die Parameter der künstlerischen Reflexion wie auch der technischen Innovation von Licht in Richtung Medienökologie verschoben. Einerseits erreicht die visuelle Massenkultur nahezu jeden Endverbraucher in Form eines digitalen Mobiltelefons, andererseits werden ökologische Fragen zum Thema Licht inzwischen auch von der Medienöffentlichkeit als ein besonderes Problem erkannt. Die Verwendung von elektrischem Licht im Außenraum entwickelt sich zu einer komplexen und brisanten Problemstellung. Wir sprechen von Lichtverschmutzung ebenso wie von Umweltverschmutzung und in weiten Gegenden Europas gibt es immer weniger Dunkelheit. Selbst in den Bergen lassen sich leicht die Standorte der nächsten Siedlungen und weit entfernte große Städte anhand ihrer Lichtglocken ausmachen. Die Weltkarte zeigt bei Nacht nur noch dunkle Flecken in der Mitte Afrikas und in Nordkorea. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Phase beispielloser technologischer Umwälzung bei der Erzeugung von Licht.
Ein Ausstellungsprojekt zum Thema Licht im öffentlichen Raum bewegt sich zwangsläufig in einem widersprüchlichen Feld. Umweltpolitisch betrachtet ist die Euphorie Geschichte, mit der mehr Licht sinnbildhaft für größere Fortschrittlichkeit steht. In der Realität überbieten sich verschiedene urbane Player nach wie vor in einem intensiven Wettstreit gegenseitig mit prestigeträchtiger Helligkeit. Es bleibt bei aller richtigen Kritik nach wie vor ein Faszinosum, mit welcher Intensität und an welchen Orten heute Licht erzeugt werden kann – ein Umstand ungebrochenen künstlerischen Interesses. So wird sich ein Projekt, das Licht im öffentlichen Raum zum Thema hat, mit beiden Extremen beschäftigen und diese in einen Dialog bringen. Mit elektrischem Licht als Primärmedium thematisieren künstlerische Eingriffe das Verhältnis von Architektur und urbanem Umraum, öffentlichen Plätzen und Kommunikationsräumen. Im Zeitalter des Massenkonsums regieren Digitalisierung, Halbleiter-Leuchtdiode und Xenon-Schweinwerfer das Dunkel mit unzähligen Wegwerfprodukten bei genereller Ressourcenverknappung. Sie fordern geradezu heraus, Lichtverschmutzung im Sinne einer Medienökologie kritisch zu hinterfragen.
Die internationale Tagung findet im Rahmen der Ausstellung Licht statt, die drei Werke von Siegrun Appelt, Joseph Kosuth und Michael Schuster im Außenraum präsentiert.