Besonders in der gegenwärtigen Situation terroristischer Angriffe auf Israel ist es wichtig, der Novemberpogrome des Jahres 1938 zu gedenken. Die Stadt Graz erhielt nun mit der Aufstellung einer Installation von Peter Roskaric (* 2004) ein zweites künstlerisches Mahnmal, das an diese massiven öffentlichen Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung erinnern soll. Mit Catrin Bolts Lauftext initiierte das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark bereits 2013 einen wesentlichen künstlerischen Beitrag zur lokalen Erinnerungskultur. Dabei visualisierte die Künstlerin die Tagebuchaufzeichnungen des Oberrabbiners David Herzog aus der Pogromnacht als fortlaufenden Text auf dem Gehsteig entlang des Weges, auf den ihn die SS-Männer trieben.
Im Rahmen des Projekts Remember Me. Wie Spuren zu Denkmälern werden setzten sich elf Schüler*innen der HTL Ortweinschule Graz/Abteilung Bildhauerei Objektdesign Restaurierung intensiv mit Aspekten der Ausstellung Jüdisches Leben in Graz im Graz Museum auseinander. Unter fachlicher Betreuung konzipierten sie individuelle Denkmäler für konkrete öffentlich zugängliche Orte, von denen nun eines tatsächlich realisiert werden konnte.
Nicht nach monumentaler Überhöhung und Repräsentation strebt der nur 44 cm große Bronzeguss eines Feuerwehrmanns von Peter Roskaric. In zeitgemäßer Sprache und Reduktion muss er von den Passant*innen erst entdeckt werden und lädt zur aktiven Auseinandersetzung ein. Bekleidet in der zeitgenössischen Uniform der 1920er-/30er-Jahre steht er stramm und unbeteiligt auf einem Verkehrsmasten und blickt auf die Synagoge. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 beobachteten die Feuerwehrleute den Synagogenbrand tatenlos und verhinderten nur das Übergreifen des Feuers auf nahe liegende Gebäude. Zurückgenommen und beinahe unscheinbar legt die Figur nun mahnend Zeugnis über die Ereignisse jener Nacht ab und erinnert stumm an die Gräuel des Nationalsozialismus.
Am 7. November wurde das neu entstandene Denkmal gemeinsam mit Vertreter*innen der Jüdischen Gemeinde, des Graz Museums, der Ortweinschule, des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark und der Kulturabteilung der Stadt Graz präsentiert.