Im Tal:
Unter der Brücke in der Bahnhofstraße. Ein alltäglicher und unwirtlicher Ort, ausgestattet mit einer Haltebucht und Informationstafel am Ortseingang, ohne nennenswerte Geschichte. Sie entsteht nun durch das Kunstwerk, eine zweiteilige Muschel aus der andern Hälfte dieser Welt, die den niedrigsten und den höchsten Punkt des Projekts „Politische Landschaft" symbolisch miteinander verbindet. Ebenso finden die am weitesten auseinander liegenden Positionen zusammen sowie der einzige städtische mit einem naturbelassenen Ort im Toten Gebirge.
Auch in Bad Aussee wurden die Nationalsozialisten 1938 überwiegend willkommen geheißen. Auch hier fanden sich Menschen zur geheimen Opposition in der Region zusammen wie die Tarras und Gaiswinklers. Im Wissen um diese Zusammenhänge nimmt allein der Werktitel von Šarčević, Der Partisan, das bis heute umstrittene Thema auf, wenn im Tal überhaupt darüber gesprochen wurde. Die Erinnerung im Ausseerland blieb über Jahrzehnte geteilt in ein Für und Wider zum Widerstand. Die Unterstützer haben wenig darüber gesprochen und die Gegner haben ihn lieber tot geschwiegen. Diese Haltung verändert sich langsam.
Die vom österreichischen Zoll konfiszierte Muschel lässt mit ihrer Deplatzierheit und in all ihrer würdevollen Naturschönheit, eine lakonische Interpretation zu. Im Ausseerland gab es politisch denkende Menschen mit Feingefühl für Unrecht und menschliche Hilfe in der Not. Sie waren in aller Stille so politisch und so aufmerksam wie die raue Landschaft, in der sie aufgewachsen sind und die sie geprägt hat. Es gibt diese Haltung immer noch. Die andere aber auch. Wie die zwei Hälften einer Muschel.
In den Bergen (nicht mehr vorhanden):
Der schroffe Steig mit kurzen Kletterpassagen wurde vor einigen Jahren ausgebaut. Von der Loser Alm auf dem Weg 201 weggehend, trifft man am Hochklapfsattel (1694 m) auf den Weg 212. Vor der Augstwies trennt er sich wieder in die Pfade 201 Richtung Albert-Appel-Haus und 212 Richtung Wildenseealm. Dorthin hatte sich Ernst Kaltenbrunner am 7. Mai 1945 abgesetzt und seiner Ergreifung vorläufig entzogen. Der Oberösterreicher Kaltenbrunner war seit 1943 Chef der Sicherheitspolizei und der SD sowie Leiter des Reichssicherheitshauptamtes. Er hatte bis zuletzt Zugang zu Hitler. Trotzdem schien er auf Begnadigung und Kooperation mit den Alliierten zu hoffen. Er wurde am 12. Mai 1945 mit Hilfe einiger Männer des Widerstands in einer Jagdhütte verhaftet, die heute noch steht. Die Verfolgergruppe startete auf der Loser Alm und könnte eine ähnliche Strecke genommen haben wie der Verlauf des Bergsteigs 201.
Diese Arbeit wurde als temporäres Projekt konzipiert. Die Schneeschmelze in den Bergen hat die eine Hälfte der Muschel bereits unauffindbar versetzt, während die andere Hälfte im Tal geschützt unter der konstruierten Brücke bestehen bleibt.