Kultwagen von Strettweg

Der Kultwagen von Strettweg Der Kultwagen von Strettweg

Bildinformationen

Objektbezeichnung

Kesselwagen

Material

Bronze

Datierung

Ende 7. Jahrhundert v. Chr.

Fundort

Strettweg bei Judenburg

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Meisterwerk eisenzeitlichen Kunsthandwerks

Der Kultwagen von Strettweg stammt aus einem außergewöhnlich reich ausgestatteten Elitegrab (um 600 v. Chr.) aus dem Ort Strettweg in der Nähe von Judenburg/Steiermark.

Das Meisterwerk eisenzeitlichen Kunsthandwerks wurde vermutlich im Laufe des 7. vorchristlichen Jahrhunderts gefertigt und ist weltweit einzigartig. Obwohl sich zahlreiche Wissenschaftler*innen seit seiner Auffindung mit der Darstellung und dem Sinngehalt des Kultwagens von Strettweg beschäftigen, ist seine tatsächliche Funktion bis heute unbekannt. Möglicherweise stellt der „Strettweger“ ein Ritual, eventuell eine Opferprozession, dar.

Das 33 cm hohe Objekt (ohne Kesselaufsatz) zeigt eine Prozession von je zwei berittenen Kriegern, einem Mann und einer Frau sowie zwei Personen, die einen Hirsch am Geweih führen; im Zentrum des Kultwagens steht eine nackte, weibliche Figur, die eine Schale in den über den Kopf erhobenen Händen hält. Sie dürfte als Göttin anzusprechen sein.

Bei der 2009 abgeschlossenen Restaurierung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz wurden eine Ende des 19. Jahrhunderts angebrachte Verlängerung rückgebaut, die Figuren richtig angeordnet, die Oberfläche gereinigt und der teilweise fehlende Unterbau des Wagens mithilfe von Kohlefaser rekonstruiert. Im Zuge der Restaurierung stellte sich zudem heraus, dass der Kultwagen einst über längere Zeit benutzt worden war.

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Bei Feldarbeiten entdeckt

Der europaweit bekannte Kultwagen von Strettweg wurde im Jahr 1851 bei Feldarbeiten vom Bauern Ferdinand Pfeffer entdeckt. Zum Glück erfuhr ein Pfarrkaplan aus Judenburg von dem Fund und benachrichtigte die vorgesetzte Stelle in Graz, woraufhin Mathias Robitsch die Gegenstände sammeln und nach Graz bringen ließ.

Im folgenden Jahr hat Robitsch die Fundstelle des Wagens nachuntersucht und bei seiner Grabung weitere Objekte in einer gepflasterten steinernen Grabkammer geborgen. Diese Befunde lassen vermuten, dass der Kultwagen aus einem reichen hallstattzeitlichen Grabhügel stammt.

Ein lange Restaurierungsgeschichte

Der von Robitsch zusammengesetzte Wagen wurde 1853 dem Joanneum übergeben. Weitere Teile des Kultwagens gelangten in den Jahren 1856/57 und 1877 in das Museum. Ein erster Rekonstruktionsversuch wurde schon bald nach der Auffindung im Jahr 1852 unternommen. Seitdem wurden am Wagen immer wieder neue Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen vorgenommen, wie z.B. in den Jahren 1881, 1901/02, 1919 und 1963.

Im Jahr 2006 wurde der Wagen in den Restaurierwerkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz einer Neurestaurierung unterzogen. Er wurde zerlegt, und alle alten Ergänzungen der früheren Restaurierungen wurden entfernt. Der Träger des Wagens und die für die Stabilisierung notwendigen Teile wurden aus glas- und kohlefaserverstärktem Kunststoff angefertigt. Im Zuge der Restaurierung fanden auch eine Reihe von naturwissenschaftlichen Untersuchungen und Dokumentationsarbeiten statt, darunter ein vollständiger 3D-Scan des Kultwagens und die Erstellung eines interaktiven 3D-Modells.

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