Sei radikal ehrlich und teile deinen Imperfektionismus auf www.spielmitbix.at und unter #lieblingsmakel! – Warum?
Auf einem der größten nicht kommerziellen „Bildschirme“ der Stadt Graz (900 m² Fläche) werden demnächst eure Lieblingsmakel zu lesen sein. „Makel sind eine Beschaffenheit von etwas, das als unvollkommen erscheint und den Wert herabsetzt. Sie werden erst in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft zu solchen gemacht“, meint Katharina Diem und setzt fort: „Dabei sind es genau diese ‚Makel‘, die uns eine Identität geben, die uns etwas Unverwechselbares verleihen und die uns nicht in einer nach Idealen genormten Menschenmasse verschwinden lassen.“
Auf Instagram oder Facebook finden sich zahlreiche Profile „perfekter“ Menschen, die wunderschön sind, spektakuläre Urlaube machen, das gesündeste (und hübscheste) Essen zubereiten, die besten und schönsten Freunde, Kinder oder Haustiere haben etc. Das sind Bilder, die viele gerne von sich für andere machen. Es ist unter anderem die Aufgabe von Künstlerinnen und Künstlern, danach zu fragen, was nicht gezeigt wird. Welche Bilder einer Gesellschaft hinterlassen wir für kommende Generationen und wie werden sie die im Netz veröffentlichten Privatfotografien deuten? Was sagen diese Bilder über unseren Zeitgeist aus? Wie wahr sind diese Bilder?
Zwischen all den „perfekten“ Bildern mag es ungewohnt sein, seine Jumboohren, krummen Zehen und schiefen Zähne auf Instagram zu posten, die möglicherweise keinen westeuropäischen Schönheitsidealen entsprechen, dafür aber ein erfrischend ehrliches Bild zeigen.
„Es ist höchste Zeit, einen neuen Umgang mit der Wahrheit zu etablieren. Sich ständig auf den Pfaden der Notlügen, höflichen Unwahrheiten und glatten Lügen zu begeben, macht unglücklich. In Zeiten von Fake News, alternativen Wahrheiten und Postfaktizität wird Ehrlichkeit zum immer rareren Gut“, schrieb der Zukunftsforscher Tristan Horx vor einigen Wochen in seinem Newsletter. Einmal radikal ehrlich zu sein, ist eine herausfordernde, nicht immer einfache, aber spannende Zielsetzung, der das Projekt Lieblingsmakel nachkommt.
Angeblich macht es auf Dauer glücklicher, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, führt Horx weiter aus. Glück ist schließlich ein Wert, der vermutlich immer im Trend sein wird.
Warum soll mein Lieblingsmakel auf die BIX des Kunsthauses?
Die BIX-Medienfassade ist ein Kommunikationstool des Kunsthauses Graz in den Stadtraum. Die BIX soll das, was im Kunsthaus passiert, außen sichtbar machen. Interaktive Projekte wie Lieblingsmakel ermöglichen der Öffentlichkeit die Teilnahme an der Kommunikation des Kunsthauses und seiner Inhalte. Lieblingsmakel ist Teil der Performancereihe I don’t think I’m trying to commit suicide. Zwischen 31. und 1. Juni 2019 finden mehrere Performances zum Thema Körper und Raum im Kunsthaus statt. Im Zentrum stehen dabei gesellschaftliche Rollenbilder, Geschlechterverhältnisse und der menschliche Körper. Diese breit gefächerten Themen widerspiegeln sich auf der BIX im Rahmen des Projektes Lieblingsmakel.