Bildinformationen
Datum
05.06.2024
Uhrzeit
18:30 - 21:00
Ort
Kunsthaus Graz, Space01
Treffpunkt
unter der Glasbrücke am Opernhaus
Kosten
Die Teilnahme ist kostenlos. Zählkarten erhalten Sie direkt vor Ort.
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Ein performativer Musiktheater-Spaziergang durch die Stadt mit Musik von Hanns Eisler, Ernst Krenek, Franz Lehár, Paul Dessau und Edmund Eysler
Inszeniert von Florian Kutej
Termine:
Sa, 25.05.2024, 18:30 bis ca. 21:00 Uhr
Mi, 29.05.2024, 18:30 bis ca. 21:00 Uhr
Mi, 05.06.2024, 18:30 bis ca. 21:00 Uhr
Treffpunkt um 18:30 Uhr unter der Glasbrücke am Opernhaus
Die Teilnahme ist kostenlos. Zählkarten erhalten Sie direkt vor Ort.
Bitte beachten Sie: Auf dem Musiktheaterspaziergang stehen nur sehr bedingt Sitzmöglichkeiten zur Verfügung.
Bei schlechtem Wetter informieren Sie sich bitte am Vorstellungstag ab 16 Uhr auf unserer Webseite, wo die Vorstellung beginnt.
Die Musiktheater-Performance, die am Kaiser-Josef-Platz beginnt und im Kunsthaus am Südtiroler Platz endet, erinnert an ein historisches Ereignis und bedient sich dabei der Form eines „musikalischen Reenactments“, um auf spielerische Weise Verbindungen zwischen dem Gestern und Heute zu ziehen. Ziehen Sie mit!
Es ist der 7. Juni 1920, ein Montag, 8 Uhr früh. Einige Frauen machen ihre Einkäufe am Kaiser-Josef-Platz. Am Kirschenstand entbrennt eine heftige Debatte über die neuerlichen Preissteigerungen. Die Inflation steigt schon seit Monaten ins Unermessliche. Nun ist es genug! Marktstände werden umgeworfen, ein Protestzug formiert sich, der über den Jakominiplatz, die Herrengasse und den Hauptplatz Richtung Annenstraße zieht. Weitere Menschen schließen sich an, unter ihnen auch Personen, denen es um andere Dinge als um die Kirschenpreise oder die allgemeine Teuerung geht. Ein vielstimmiger Unmut macht sich lautstark Luft, Gewalttaten bleiben nicht aus. Die Revolte endet schließlich am Südtiroler Platz, wo sie von den Ordnungskräften blutig niedergeschlagen wird. 13 Personen verlieren ihr Leben, zahllose weitere werden verletzt.
Als „Kirschenrummel“ in die Annalen der Stadt eingegangen, verharmlost der Name die Hungerrevolte, die auf den Nachwehen des Ersten Weltkriegs basiert.
Der junge Regisseur Florian Kutej verbindet dieses Stück Grazer Stadtgeschichte mit der Kunstform des Musiktheaters und spürt auf einem performativen Spaziergang dem historischen Ereignis nach. Mit einem kleinen, mobilen Instrumentalensemble und Studierenden der Kunstuniversität Graz beginnt der Spaziergang heiter auf dem Kaiser-Josef-Platz, lässt auf dem Zug durch die Stadt mit Liedern von Hanns Eisler, Ernst Krenek, Franz Lehár, Paul Dessau und Edmund Eysler Musik der damaligen Zeit erklingen und endet schließlich vor der im Kunsthaus „reaktivierten“ Wall des amerikanischen Konzeptkünstlers Sol LeWitt.
Die Parallelen, die sich dabei zur Gegenwart ziehen lassen, werfen bedeutsame Fragen auf: Wie konnte die Forderung nach Preisgerechtigkeit so eskalieren, dass am Ende Menschen ihr Leben lassen mussten? Wie konnten die ursprünglichen Forderungen im Verlauf des Zugs durch ausländerfeindliche und antisemitische Parolen überlagert werden? Sind wir heute vor ähnlichen Entwicklungen gefeit? Wie lässt sich eine friedliche Kundgebung gegen die Einflussnahme subversiver Kräfte schützen?
Übrigens: Die Frauen, die sich über die Kirschenpreise beschwert hatten, verfolgten ihr Ziel der Preissenkung weiter. Fünf Tage nach dem „Kirschenrummel“ wurden durch eine Kommission zur Preisregelung verbindliche Marktpreise festgelegt.
Eine Veranstaltung der Oper Graz, in Kooperation mit Kunsthaus Graz und Kunstuniversität Graz