Die nördliche Adriaküste – einst Teil der Riviera des habsburgischen Kaiserreichs – ist in Österreich seit Langem für seine Küste berühmt und gilt als Sehnsuchtsort. Heutzutage besuchen Millionen von Menschen jedes Jahr diese Region und stülpen dem ursprünglichem Topos und der ursprünglicher Kultur ihre Vorstellungen davon über, wie Raum und Kultur dort sein sollten: Es entsteht eine künstliche Hyperidentität, die sich in der Folge durch die Tourismusbranche mit oft äußerst nachteiligen Auswirkungen für die dortige Bevölkerung materialisiert.
Stories from the edge zeigt die Interaktionen zwischen den Schichten von Hyperidentität und Identität: Wo liegt die Grenze zwischen Realität und Fabrikation? Wie gelangt dieses vorgestellte Konzept eines Ortes von anderswoher dorthin, teils unter regelrechter Verdrängung der authentischen Identität? Ist eine Übertragung in die andere Richtung, gegen den Strom möglich und kann man einen Austausch schaffen?
Die Schnittstelle des Projekts ist ein mobiles Atelier – ein VW-Campingbus, der zu einem Ort der Kunstproduktion für Künstlerinnen und Künstler sowie für die lokale Bevölkerung wird, zu einem Ort der sozialen Begegnung und Gastfreundlichkeit in Form einer Pop-up-Osmiza, einer Buschenschank. Als Symbol der gemeinsamen Traditionen werden hier Getränke und einfache kalte Speisen wie Prosciutto, Käse und Brot serviert. Es finden sechs Osmize um den Golf von Triest herum statt, und zwei weitere bei den Ausstellungseröffnungen in Triest und Graz.
Während seiner Reise entlang der Küste um den Golf von Triest durch Kroatien, Slowenien und Italien kartiert der Campingbus eine Vielfalt von Topografien, Naturgebieten und Strandresorts. Das Kollektiv mit acht eingeladenen lokalen Künstlerinnen und Künstlern erforscht dabei die Themen Hyperidentität, Reisekonzepte und Wissenstransfer. Sie arbeiten auch mit lokalen Gemeinden zusammen und untersuchen die Auswirkungen des Tourismus auf das Leben der Einheimischen und die noch bestehende Alltagskultur. In sechs Ferienorten entlang der Küstenlinie wird der Campingbus als In-situ-Kunstlabor eingesetzt.
Stories from the edge ist ein internationales Projekt, das vom Daily Rhythms Collective in Graz und der Kuratorin Francesca Lazzarini in Triest initiiert wurde. Gastkünstler/innen aus Kroatien, Italien und Slowenien wurden eingeladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen.