Bildinformationen
Laufzeit
14.11.2025 - 15.02.2026
Eröffnung
13.11.2025 18:00
Ort
Kunsthaus Graz, Space01
Kuratiert von
Katia Huemer, Alexandra Trost
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Im Mittelpunkt der Einzelausstellung der italienischen Künstlerin Rossella Biscotti steht die monumentale Arbeit Circulations. Die Installation zeigt Stahlrohre, die sich wie die Tentakel eines vielgliedrigen Organismus im Raum ausbreiten, sich dabei mit Elementen aus Archäologie, Industrie und Science-Fiction verbinden. Das Projekt spiegelt Biscottis Interesse an ökologischen, politischen und feministischen Themen wider und untersucht die Schnittstellen von Geschichte, Erinnerung und Kultur.
Circulations basiert auf Recherchen der Künstlerin im historischen Archiv von Tenaris Dalmine in Bergamo – einem Unternehmen, das verschiedene Patente in der Stahlproduktion hält, insbesondere für nahtlose Stahlrohre, die in der Automobil- und Erdölbranche, im Kraftwerk- und Pipelinebau eingesetzt werden. Die installative Arbeitspürt der Unternehmensgeschichte in spezifischen Kontexten nach. Entlang politischer und sozialer Veränderungen in Italien folgt sie auch der diversen Verwendung des patentierten Produktes – von der Kriegsproduktion bis hin zur Integration in Sauerstoffflaschen während der Covid-19-Pandemie.
Circulations ist eine Reflexion über verschiedene Disziplinen hinweg: Sie spricht über Bergbau, Landschaftsentwicklungen oder den Kreislauf von Ressourcen und greift zudem öko-feministische Ideen von Denkerinnen wie Donna Haraway und Octavia Butler auf. Rossella Biscotti verwebt die verschiedenen Spuren – von Menschen, Objekten und Ideen – zu einer neuen visuellen Erzählung. Indem sie die Relevanz des Materials aus einer zeitgenössischen Perspektive untersucht, schafft Biscotti Verbindungen und Netzwerke zur Gegenwart.
Rossella Biscotti erweitert und komponiert Circulations ortsspezifisch: Nach der Präsentation in ihrer Soloausstellung im Castello di Rivoli (2024) und der Sharjah Biennial 16 im Frühjahr 2025 wächst die Arbeit im Kunsthaus Graz im Winter 2025 zu einer immersiven und raumgreifenden Installation.
Rossella Biscotti arbeitet medienübergreifend, vorwiegend mit Film, Performance und Skulptur. In ihrer Praxis erforscht und rekonstruiert sie soziale und politische Momente durch die subjektiven Erfahrungen von Individuen. Über assoziative Montagen untersucht sie gesellschaftspolitische Themen wie Machtstrukturen, Erinnerung und Identität. Sie setzt die Montage als Geste ein, um individuelle Narrative und deren Beziehung zur Gesellschaft aufzudecken und die gleichzeitig oft institutionalisierten Systeme aufzudecken, die kollektive Narrative schaffen. Über ihre Arbeiten gibt sie marginalisierten und überhörten Erzählungen und Erfahrungen ein aktualisiertes und diskursives Podium.
Rossella Biscotti graduierte an der Accademia di Belle Arti in Neapel (2002) und später an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam (2010/2011). Ihre Arbeiten wurden in bedeutenden internationalen Institutionen und auf renommierten Ausstellungen gezeigt, darunter: Biennale di Venezia (2013), documenta 13 in Kassel, Stedelijk Museum Amsterdam (2018/2019), Gropius Bau, Berlin (2023) und Castello di Rivoli, Turin (2024). Sie lebt und arbeitet in Brüssel und Rotterdam.