Kann man gemeinsam einen Soundtrack komponieren und diesen zu fünft auf einem Piano spielen? Kann man zu siebt einen Protestsong schreiben? Der japanische Künstler Koki Tanaka schafft Situationen – man könnte auch von Versuchsanordnungen sprechen –, die dazu einladen, sich gemeinsam an unmöglich scheinenden Aufgaben zu erproben. Seine Arbeiten kreisen immer wieder um die Frage: Was können wir auf welche Weise gemeinsam erreichen?
In Provisorische Studien (Arbeitstitel), Tanakas erster Einzelausstellung in Österreich zeigt das Kunsthaus Graz Projekte, die um Kollektivität und die Möglichkeiten eines gemeinsamen Handelns kreisen, darunter auch eine neue filmische Arbeit, die den Protest von Menschen gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf in den späten 1970er-Jahren zum Ausgangspunkt nimmt. Tanakas Interesse hat nicht zuletzt auch zu tun mit dem großen Erdbeben und der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 bzw. den nachfolgenden kollektiven Aktionen in Japan, mitunter auch stillen Protesten, gegen Atomkraft.
Für alle Projekte gilt: Die Mitwirkenden müssen sich untereinander austauschen, Gemeinschaftssinn und Kreativität entwickeln und zugleich neue Regeln des Verhandelns und der Zusammenarbeit ausloten. Neben dem Interesse an kollektiven Formen des Protests interessiert den Künstler auch das Erinnern, die identitätsstiftende Funktion von im Gedächtnis eingebrannten, gemeinsam erlebten Ereignissen und ihre Aktualisierung für die Gegenwart.