Für die Ausstellung am „Katzenbaum für die Kunst“ widmet sich Barbara Edlinger einmal mehr ihrem „Sparringpartner“ im künstlerischen Prozess, dem Metall, und reflektiert dessen symbolische wie physikalische Eigenschaften. In dieser Auseinandersetzung fällt dem Begriff des Feldes eine besondere Bedeutung zu. In ihrer Installation aus übereinander geschichteten Kupferplatten, die gleichzeitig die Präsentationspodeste für ihre Schmuckstücke bilden, spielt Barbara Edlinger mit der Bedeutungsbandbreite des Begriffes.
Dabei spannt sie einen weiten Bogen von soziologischen über physikalischen bis hin zu kulturhistorischen Aspekten, die dem Schmuck als solchem inhärent sind. So wurden etwa in der modernen Physik auch Atome – und daraus resultierend jegliche Form der Materie – als zusammengesetzte physikalische Systeme erkannt. Das Naturgesetz der Äquivalenz von Masse und Energie (E = mc²), das besagt, dass sich diese beiden Objekteigenschaften zueinander proportional verhalten, bedingt, dass die in einem Objekt enthaltenen Felder zur Masse desselben beitragen. Materienfreier, leerer Raum existiert demnach schlichtweg nicht, wie bereits René Descartes Mitte des 17. Jahrhunderts feststellte.
Diesen Gedanken nimmt Barbara Edlinger auf, indem sie im gestalterischen und handwerklichen Tun Zwischenräume und vermeintliche Leerstellen aufnimmt und deren Materialität sichtbar macht. Besonders deutlich zeigt sich dieses Vorgehen in einer neuen Arbeit, die ein Stück Regionalgeschichte anhand eines Eisenschmucks transportiert: Ausgangspunkt ist ein einzelner ornamentaler Ohrring, der heute in der Kulturhistorischen Sammlung des Universalmuseums Joanneum aufbewahrt wird und um 1850 im k. k. Mariazeller Gusswerk gefertigt wurde.
Auch wenn der Materialwert jenem der Edelmetalle weit unterlegen ist, ist die präzise Kunstfertigkeit, mit der das vergleichsweise günstige Eisen bearbeitet wurde, augenscheinlich. Edlinger ließ den Ohrring mittels neuester Technologien (3-D-Scan und -Druck) als Grundlage für eine mögliche Weiterbearbeitung duplizieren. Die Spiegelungen des Eisens, die den Scanvorgang stören und das Modell fehlerhaft erscheinen lassen, sind dabei ein willkommener Effekt für Edlingers Vorgang der anschließenden Dekonstruktion. Wie also würde das verlorene Schmuckstück aussehen, würde es heute wieder auftauchen?
Mit freundlicher Unterstützung der Firma Zultner, Kunstuni Graz und iem