Eine Ausstellung von Erwin Wurm (*1954 in Bruck an der Mur) im Kunsthaus Graz bedeutet nicht, das Werk dieses wohl renommiertesten österreichischen Gegenwartskünstlers retrospektiv zu zeigen. Vielmehr wird in diesem Zusammenhang das Gebäude selbst die Rolle eines Generators einnehmen und aktiver Bestandteil des Geschehens sein.
In Wurms Werk zeichnen sich bis heute wesentliche Entwicklungslinien von Skulptur im 20. und 21. Jahrhundert ab – über das Objekt zur Handlung und weiter zur Bildwerdung, im Wissen um eine zunehmende Mediatisierung von Welt. Auch der zunächst aus vielen künstlerischen Werken eliminierte Mensch kehrt wieder zurück – über das Performative kommt das Anthropomorphe erneut ins Spiel. Anwesenheit und Abwesenheit ziehen sich als Fragestellungen durch Wurms Werk, wobei gerade Absenzen (von Objekt und Mensch) die Kraft der Imagination stimulieren.
Die Ausstellung nimmt ihren Ausgangspunkt bei der offenen architektonischen Struktur des Kunsthauses. Elemente des Performativen, Partizipativen und der skulpturalen Setzung werden dabei zueinander und zum Haus in Beziehung gebracht. Dabei beginnen sich sowohl räumliche als auch zeitliche Strukturen potenziell aufzulösen und die Ausstellung zu verändern. Die satirische Kraft in Wurms Arbeiten ist groß, wodurch oft ein vergnüglicher Zugang zu seinen Werken hergestellt wird. Auch wenn es sich dabei um eine perfekt platzierte Falle handeln mag, ermöglicht diese für viele einen schnellen Einstieg ins Werk. Die Vielschichtigkeit und Komplexität der formalen Kraft von Erwin Wurms Werken steht in dieser Ausstellung jedoch im Vordergrund.