Was endlos ist, ist lang, ist ewig. Und damit für uns Menschen kaum begreifbar, geschweige denn erfahrbar. Ein Traum eigentlich. Und unheimlich, wohl auch, weil man so sehr auf sich selbst zurückgeworfen ist.
Bildinformationen
Laufzeit
22.10. - 01.11.2021
Eröffnung
22.10.2021, 19 Uhr
Ort
Kunsthaus Graz, Space04
Kosten
Eintritt frei
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Nach einem langen Jahr des Ausharrens spielt die Geisterband des Musikers und bildenden Künstlers David Reumüller nun endlich den neuen Song. Ein Schattentheater der anderen Art. Zum Eintauchen und Mitwarten.
Kooperation mit
Kunsthaus Graz in Kooperation mit Klanglicht 2021
Was endlos ist, ist lang, ist ewig. Und damit für uns Menschen kaum begreifbar, geschweige denn erfahrbar. Ein Traum eigentlich. Und unheimlich, wohl auch, weil man so sehr auf sich selbst zurückgeworfen ist.
Der Musiker und bildende Künstler David Reumüller hatte 2019 ein Jahr lang weniger Aktivitäten geplant, hat kaum Angebote für Ausstellungen oder Konzerte angenommen und sich ganz bewusst der Studioarbeit gewidmet. Dass 2020 zu einem weiteren Jahr der Introspektion wurde, hatte er so nicht geplant. Und es war dann auch noch einmal ganz anders. So sehr verbunden mit dem Warten, beschreibt Reumüller seine Zeit als Leben in einer Art Zwischenwelt. Im Englischen gibt es für diese Zeit des unfokussierten Wartens die wunderbare Wendung being in limbo. Sprachlich stützt sich die Wendung auf den nebelhaften Schwebezustand des Dazwischen, wie sie treffend in den mythologischen Geschichten zur griechischen Unterwelt beschrieben werden. Wenn Orpheus seine Geliebte Eurydike sucht, ist das, was ihm auffällt, die Unnahbarkeit der Schattengestalten: leicht, schwebend und unerreichbar. Insbesondere dann, wenn sich der Blick direkt auf sie richtet.
Bereits mit der interaktiven Installation EXPOSURE o.T. im Schauspielhaus beim „Klanglicht 2018“ präsent, schafft Reumüller im Kunsthaus Graz für das „Klanglicht 2021“ eine Installation, die reale und virtuelle Raumdimensionen ineinander übergehen lässt und das Warten selbst mit an- und abschwellender Musik zum Thema macht ‒ als Fortsetzung seiner Filmprojektionen auf dreidimensionale Verhüllungen, die er erstmals 2015 mit einer Installation in Sharjah begann und die er im studio der Neuen Galerie Graz mit der Ausstellung Johnny Silver – Superposition (2017) oder auch in einer Musikperformance mit Dorit Chrysler im selben Jahr weiterführte. Angelegt bereits in seiner Malerei, beschäftigt sich Reumüller mit der An- und Abwesenheit von haptischen Qualitäten und Raumempfindungen unter den Bedingungen sich verändernder Zeit und Perspektive. Malerisch werden Linienverbindungen zu Raumlandschaften, Installationen aus schwarz lackierten Holzstäben zum sich verändernden Rhythmus im durchschrittenen Raum.
Warten bedeutet etymologisch gesehen den Blick auf etwas zu richten. Heute wartet man nicht gern und doch ist das Warten ein produktiver Teil unseres Seins – das sagen Gehirnforscher ebenso wie Literaten. Homer soll das Warten zum Lebensinhalt erhoben haben … im Space04 wartet man nun – gern. Und taucht ins Warten ein.