Vorgeschichte
1988 wurde vom Landeshochbauamt ein österreichweiter Architekturwettbewerb zum so genannten „Trigon-Museum“ durchgeführt und auch Vertreter aus dem Trigon-Raum dazu geladen. Dieser Raum umfasste ursprünglich Kunst aus Jugoslawien, Italien und Österreich; später wurde er auf Ungarn ausgeweitet. Gewonnen wurde der Wettbewerb vom Wiener Büro Schöffauer Schrom Tschapeller. Mit dem Wechsel der Landesregierung, 1991, legte man das Vorhaben „Trigon Museum“ – obwohl knapp vor Realisierung – zu den Akten. Kurz darauf wurde Architekt Klaus Gartler mit der Erarbeitung einer Standortstudie beauftragt, die dieser 1996 vorlegte.
Ein zweiter Wettbewerb mit internationaler Beteiligung, diesmal am Standort „Schlossberg – Palais Herberstein“, wurde vom Schweizer Büro Weber Hofer Partner Architekten gewonnen (sie realisierten 2003 das Lentos Kunstmuseum Linz). Dieser scheiterte jedoch ebenfalls an einer 1998 durchgeführten Volksbefragung. Aus jener Phase ist der Veranstaltungsraum „Dom im Berg“, der über das Stollensystem des Grazer Hausbergs zu erreichen ist, erhalten geblieben.
Bereits davor starteten der damalige Kulturstadtrat Helmut Strobl und der damalige Bürgermeister Alfred Stingl einen weiteren, dritten Anlauf. Landeskulturreferent Schachner-Blazizek sagte seine Unterstützung zu. Nun rückte das Areal neben dem Eisernen Haus in den Blick. Anlässlich der Bewerbung um die Kulturhauptstadt Europa 2003 wurde die Realisierung eines Hauses für die Kunst, nun allerdings ohne eigene Sammlung, möglich.
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2003 hat das Kunsthaus Graz viele Werke renommierter Kunstschaffender präsentiert und ermöglicht.
Das „Eiserne Haus“
Das „Eiserne Haus“ war eines der ersten gusseisernen Gebäude Kontinentaleuropas, das bereits 1848 – also noch vor dem berühmten Kristallpalast (London, 1851) – in Graz errichtet wurde. Josef Benedict Withalm (1771–1864), Architekt, Bauherr und erster Betreiber dieses kühnen Baues, importierte die neue Gusseisentechnologie aus England und entwickelte ein modernes Nutzungskonzept für seinen Bau: ein Warenhaus mit großen, einladenden Schaufenstern im Erdgeschoss, ein nobles Café – das Café Meran – im ersten Stock und eine Bar im Keller.
Im ersten Entwurf war das Gebäude zweigeschossig und als verglaster Gusseisenbau konzipiert, der nach oben mit einem Flachdach auf einem zurückspringenden dritten Geschoss abschloss. Bereits zwei Jahre später wurde das Dach undicht und deshalb durch ein ausgebautes drittes Geschoss mit Walmdach ersetzt.
Nach zahlreichen baulichen Veränderungen in den 150 Jahren seiner Nutzung wurde das „Eiserne Haus“ im Jahr 2003 schließlich entschlackt und entkernt, wobei vor allem die eiserne Fassade freigelegt und die ursprüngliche Proportionierung der Geschosse wiederhergestellt wurde. Dort, wo zu Beginn das mondäne Café Meran lag, befinden sich heute die Ausstellungsräume der Camera Austria. Im niedrigen Zwischengeschoss sind Büros untergebracht, während sich im Erdgeschoss seit 2018 wieder ein Café – das Kunsthauscafé – befindet.