Amazons of Pop: über Künstlerinnen, Superheldinnen und Ikonen
Amazons of Pop! zeigt entlang von inhaltlichen Schwerpunkten (von FLY ME TO THE MOON bis GIVE PEACE A CHANCE!) umfangreich, wie vielschichtig und heterogen der weibliche Beitrag zur Geschichte der Pop-Art ist und integriert auch konzeptuelle, aktivistische sowie performative Ansätze. Im Kunsthaus Graz nutzt die Ausstellungsgestaltung eine innere Verwandtschaft zur Herkunft der Blob-Architektur und lädt mit rund 120 Werken von etwa 40 Künstlerinnen, Superheldinnen und Ikonen aus unterschiedlichen Medien wie Malerei, Installation, Performance, Skulptur und Film dazu ein, in die weibliche Welt des Pop und in eine Zeitspanne sozialer, technischer und politischer Umbrüche einzutauchen. Damit schließt sie sich der sukzessiven Anerkennung und öffentlichen Wahrnehmung von Pop-Art-Künstlerinnen sowie einer Aufarbeitung und Neubewertung tradierter Kunstgeschichte – wie sie in Ausstellungen wie POWER UP – Female Pop Art in der Kunsthalle Wien 2010 begann – an und denkt diese konsequent weiter.
Glitzerwelt und Nachkriegsrealität Die Ausstellung, initiiert vom MAMAC in Nizza und zuvor in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen, verankert Pop-Art in Europa, betrachtet die Verbindungen zur nordamerikanischen Strömung, insbesondere in New York, und nimmt im Kunsthaus Graz zusätzlich österreichische Pop-Art-Tendenzen auf. Während die amerikanische Wirtschaft prosperiert und es in den US-Metropolen glitzert und blinkt, zeigt sich Wien eher dunkel und schmutzig, kämpft mit den Folgen des Zweiten Weltkrieges. Die euphorische Pop-Art manifestiert sich in der österreichischen Kunst bis 1973 rudimentär und am Rande, zuweilen unterschwellig – etwa in den schwerelosen und verflachten Körpersilhouetten von Kiki Kogelnik, den gleichermaßen erotisch-träumerischen wie brutalen Holzschnitten von Auguste Kronheim, den fragmentierten und re-arrangierten Werbebildern und abstrakten Kompositionen von Ingeborg G. Pluhar oder den parasitären Projekten von Angela Hareiter, die sich mit ihren experimentellen Architekturansätzen an der Schnittstelle zur Kunst bewegen.
Die Präsentationen entfalten sich dementsprechend kaleidoskopisch rund um die Themen Behausung, Häuslichkeit, Schutz, Zerstörung, Normativität, Kontrolle, aber auch um Kontrollverlust sowie den Ausbruch aus Normierungen und Geschlechterrollen. Gezeigt werden Werke von Evelyne Axell, Barbarella, Brigitte Bardot, Marion Baruch, Pauline Boty, Martine Canneel, Lourdes Castro, Judy Chicago, Chryssa, France Cristini, Christa Dichgans, VALIE EXPORT, Jane Fonda, Ruth Francken, Ángela García, Angela Hareiter, Jann Haworth, Dorothy Iannone, Jodelle & Pravda La Survireuse, Corita Kent, Kiki Kogelnik, Auguste Kronheim, Kay Kurt, Nicola L., Ketty La Rocca, Natalia LL, Milvia Maglione, Lucia Marcucci, Marie Menken, Marilyn Monroe, Isabel Oliver, Yoko Ono, Ulrike Ottinger, Emma Peel, Ingeborg G. Pluhar, Martha Rosler, Niki de Saint Phalle, Carolee Schneemann, Marjorie Strider, Sturtevant, Valentina Tereshkova sowie May Wilson.
Ein umfangreicher Katalog (29 €) mit Texten (Deutsch und Englisch) von Hélène Guenin, Gérladine Gourbe, Katrin Bucher Trantow, Regina Göckede, Annette Hüsch, Barbara Steiner sowie einer soziopolitischen Chronologie, aufschlussreichen Biografien und den Abbildungen der Werke begleitet die Ausstellung.
Monica Bonvicini hinterfragt Raumordnung und Machtstrukturen
Für ihre Ausstellung im Kunsthaus Graz präsentiert Monica Bonvicini verschiedene Arbeiten, die von dem Video See a White Building, Pink and Blue (2020) über eine Serie von farbigen Dokumentarfotografien italienischer Familienhäuser (Italian Homes, 2019) bis hin zu einer ganzen Architektur mit dem Titel As Walls Keep Shifting reichen, die speziell für den Raum des Kunsthauses Graz ausgestaltet wurde.
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