UMJ Newsletter Aussendung.

Die Ausstellung "Es gibt allerdings Unaussprechliches. Der Maler Wolfgang Hollegha" in der Neuen Galerie Graz würdigt Holleghas künstlerisches Spätwerk

 

Graz, am 02.04.2025

 

2015 zeigte die Neue Galerie Graz mit der Ausstellung Die Natur ist innen. Der Maler Wolfgang Hollegha die erste chronologische Werkschau des Künstlers. Bis kurz vor seinem Tod im Dezember 2023 im Alter von 94 Jahren blieb Hollegha produktiv und seinem stets hohen Qualitätsanspruch verpflichtet. In der aktuellen Ausstellung Es gibt allerdings Unaussprechliches. Der Maler Wolfgang Hollegha werden bisher ungezeigte Werke aus allen Perioden seines Schaffens präsentiert. 

Die Ausstellung "Es gibt allerdings Unaussprechliches. Der Maler Wolfgang Hollegha" eröffnet am 03. April um 19 Uhr in der Neuen Galerie Graz, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Holleghas Weg in die internationale Kunstwelt

Die frühe Zeit, die für Hollegha den internationalen Erfolg bedeutete, steht am Anfang der Ausstellung. Als Wolfgang Hollegha auf Einladung von Clement Greenberg 1959 nach New York kam, waren die ersten Stürme des „Abstrakten Expressionismus“, den man in Europa dem „Informel“ gleichsetzte, im Abklingen. Man kann Clement Greenberg, dessen Credo die „Flatness“ des Bildes war, als wesentlichen Sprecher der damaligen Avantgarde in New York ansehen. Sein Engagement für Hollegha war das einzige Mal, dass ein so bedeutender Vertreter des New Yorker Kunstbetriebes derart an einem österreichischen Künstler interessiert war und ihn ins amerikanische Kunstgeschehen integrieren wollte. So fand sich Hollegha nach seiner Ankunft in den USA auf Augenhöhe mit den dortigen Entwicklungen.

 

In Einzel- und Gruppenausstellungen zeigte er seine Großformate und fand sich plötzlich in Gesellschaft von Maler*innen wie Morris Louis, Helen Frankenthaler, Kenneth Noland, Jules Olitski oder Barnett Newman. Greenberg, genauso wie die Maler Louis und Noland, waren von der Großzügigkeit und Selbstständigkeit der Geste bei Hollegha begeistert. Man empfand seine Gemälde als letzte Möglichkeiten der Malerei – „sie waren keine Bilder mehr.“ Hollegha sah seine Gemälde durchaus als Bilder mit Bezügen zur realen Welt und nicht nur als zweidimensional im Sinne der „Flatness“. Sie öffneten Räume und zeigten die Gegenstandswelt höchst subjektiv. Das war zwar der Grund für das Ende der direkten Zusammenarbeit mit Greenberg, jedoch gingen in der Folge andere Türen auf. 1961 wurde Hollegha als einzigem Europäer einer der „Carnegie International Awards“ zugesprochen. Ausstellungen in den USA und im ICA in London, der „documenta III“, 1964, sowie als Vertreter Österreichs auf der Biennale von Sao Paulo, 1967, stellten den Künstler erneut in die erste Reihe. Die Rezeption im angloamerikanischen Raum riss nicht ab.

Durch die Bewegung beim Akt des Zeichnens verinnerlicht der Künstler das Wahrgenommene und kann es in der Folge in der Malerei wieder visualisieren, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek, links: Museum Liaunig

Körper, Bewegung und Malerei: Holleghas künstlerischer Prozess

Als sich Wolfgang Hollegha 1962 nördlich von Graz am Rechberg einen Bauernhof kaufte und in der Folge dort zurückzog, war das nur bedingt ein Rückzug. Die Abgeschiedenheit erlaubte ihm vielmehr, seinen Weg konsequent weiterzugehen. Er blieb der einzige österreichische Maler seiner Generation, der in der Tradition von Morris Louis mit Schüttungen auf liegenden Leinwänden arbeitete und ein herausragendes koloristisches Werk schuf. Bei der Methode des Schüttens, die Hollegha schon bevor er nach Amerika kam (1960) praktizierte, spielt der körperliche Einsatz eine Rolle. Anders als die gefeierte Radikalität des „Ausstiegs aus dem Bild“ nutzte er die Körpermotorik nicht als Performance. Sein Ziel war stets, ein Bild zu schaffen, die Grenzen der Malerei auszuloten, ohne sie zu verlassen. Körperliche Bewegung ist für ihn Wahrnehmung. Durch die Bewegung beim Akt des Zeichnens, verinnerlicht der Künstler das Wahrgenommene und kann es in der Folge in der Malerei wieder visualisieren. Hollegha verwandelt die reale Natur in eine der Malerei. Das Körperliche bzw. das Leibliche war bei Hollegha wesentlich vielschichtiger als andernorts.

 

Die Neue Galerie Graz zeigt Holleghas Spätwerk

Hollegha war sich mit zunehmendem Alter bewusst, dass er sein künstlerisches Handeln erklären möchte. Er wollte sich selbst und dem Publikum mehr Hinweise geben und seine künstlerische Praxis klarer ausdrücken. Deswegen ist in dieser Ausstellung auch erstmals eine Gruppe von Gemälden und Zeichnungen zu sehen, die ein einziges Motiv als Ausgangspunkt hatten – „Die blaue Mütze“. Nahezu didaktisch zeigt Hollegha seinen Abstraktions- bzw. Verwandlungsprozess von der Realität in die Malerei dadurch. Man kann sehr gut erleben, wie er in den Zeichnungen noch nahe am Gegenstand (Motiv) ist, während er in der Malerei bereits sehr weit abstrahiert.

 

Wolfgang Hollegha verstarb im Dezember 2023 in seinem Haus am Rechberg. Letzte Pläne betrafen eine Ausstellung in der Neuen Galerie mit den aktuellsten Bildern. Zu diesen kam es aber nicht mehr, wohl aber zu Zeichnungen. Dank der Unterstützung der Familie Holleghas, besonders Daniel Holleghas, konnte eine solche Ausstellung nun realisiert werden. Die Ausstellung zeigt einige der späteren Zeichnungen, aber auch bisher nicht gezeigte Werke aus allen Perioden des Künstlers.

Mit der Methode des Schüttens, die Hollegha zweifellos schon bevor er nach Amerika kam (1960) praktizierte, ist der körperliche Einsatz beim Malen hervorzuheben, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Im März 2026 wird auch eine leicht veränderte Version dieser Schau im neu eröffneten Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden gezeigt werden. Die Sammlung Reinhard Ernst umfasst u. a. wesentliche Werke der amerikanischen Nachkriegsmalerei. Neben der größten privaten Helen Frankenthaler Sammlung befinden sich dort wesentliche Werke von Kenneth Noland, Morris Louis, Adolph Gottlieb, Friedel Dzubas, Robert Motherwell oder Sam Francis. Somit wird das Werk Wolfgang Holleghas erstmals wieder in dem Kontext gezeigt, in dem es so erfolgreich werden konnte. Zusätzlich wird das auch die erste Personale Holleghas in Deutschland sein.

 

Bisher unbekannte Unterlagen (Aufzeichnungen, Briefe, Fotos etc.) im Nachlass des Künstlers geben Anlass, die Forschungslage zu überarbeiten. Internationale und österreichische Theoretiker*innen werden diese Materialien bearbeiten. Im Herbst dieses Jahres wird ein Katalog dazu erscheinen, den die Neue Galerie Graz und das Museum Reinhard Ernst gemeinsam produzieren werden.

 

 

 

____________________________________

 

Es gibt allerdings Unaussprechliches
Der Maler Wolfgang Hollegha

Eröffnung: 03.04.2025, 19 Uhr

Laufzeit: 04.04.–02.11.2025

Kuratiert von Günther Holler-Schuster

In Kooperation mit dem Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden

 

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

www.neuegaleriegraz.at

 

 

Ausstellungsansichten zum Download finden Sie unter diesem Link: WOLFGANG HOLLEGHA

 

 

____________________________________

 

 

Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at