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Die Ausstellung „Unverkennbar Waldorf!“ zeigt einen Querschnitt des österreichischen Malers und Zeichners

 

Graz, am 10.07.2024

 

Aus Anlass seines 100. Geburtstages ruft die Neue Galerie Graz mit einer kompakten Ausstellung zu Günter Waldorf (1924–2012) eine der interessantesten und prägendsten Persönlichkeiten der steirischen Kunstszene in Erinnerung. Waldorf schuf in rund sieben Jahrzehnten ein vielfältiges Œeuvre, worin er spätestens Anfang der 1960er-Jahre zu seiner unverkennbaren Ausdrucksweise gefunden hat. Zugleich war er in den Jahrzehnten nach 1945 auch eine treibende Kraft im steirischen Kulturleben, wo er als Vordenker bzw. Ideengeber einige der namhaften steirischen Kulturinstitutionen initiiert hat. Die Ausstellung wird morgen, am 11.07.2024, um 19 Uhr eröffnet. 

Ulrike Waldorf, die Witwe des Künstlers, und Peter Peer in der Ausstellung "Unverkennbar Waldorf!", Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Waldorf fühlte sich von Beginn an der Avantgarde verbunden. Seine künstlerischen Anfänge waren von der Auseinandersetzung mit der internationalen Moderne, insbesondere der Abstraktion, dem Informel und dem Surrealismus gekennzeichnet. Das war zu dieser Zeit kein selbstverständlicher Schritt in einem gesellschaftlichen Klima, das ganz allgemein und im Besonderen im Bereich der bildenden Kunst enorm reaktionär eingestellt war. So trat Waldorf 1953 aus der Grazer Sezession aus, deren damalige Mitglieder teils ansehnliche Karrieren in der NS-Zeit absolviert hatten und die zeitgenössischen Neuerungsbestrebungen am Kunstsektor hartnäckig blockierten. Waldorf gründete in der Folge gemeinsam mit Hannes Schwarz, Richard Kratochwill, Jakob Laub, Godwin Ekhard, Siegfried Neuburg, Richard Winkler und Gustav Zankl die Junge Gruppe. Einen nachhaltigen „Wurf“ legte er mit der Initiative zur Gründung des weithin berühmten Forums Stadtpark.

 

Mitte der 1960er-Jahre wandte er sich der Gegenständlichkeit zu, wobei es ihm nicht um die Bewahrung der Tradition wie bei den konservativen Künstler*innen der Zeit ging. Für Waldorf war die figurative Kunst der Beginn einer souveränen und kritischen Auseinandersetzung mit den Menschen und ihrer Lebenswelt sowie mit zeitaktuellen Fragen von allgemeiner gesellschaftspolitischer Relevanz, wie man es auch andernorts erleben konnte, etwa im Kontext der Pop-Art oder auch später in unterschiedlichen Positionen der Malerei der 1980er-Jahre.

"Baby Faces" zu sehen in der Ausstellung "Unverkennbar Waldorf!", Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Ein scharfsinniger Beobachter mit großem Wiedererkennungswert
Waldorf, der von seinen Zeitgenossen allgemein als wortkarg beschrieben wird, war ein umso scharfsichtigerer Beobachter seiner Mitmenschen. Mit seinen Baby Faces, Marginalen Individuen oder Figuren aus der Tuscheserie Begegnungen schuf er Archetypen unserer Gesellschaft, die sich im täglichen Miteinander nur zu oft an menschlichen Schwächen, Missverständnissen oder Missgunst abarbeitet. Auf der anderen Seite schuf er Porträts von Menschen, die er schätzte, oftmals bekannte Persönlichkeiten aus der heimischen Literatur, Kunst und Kulturpolitik, von denen einige u. a. die Covers der „Manuskripte“ zierten und die seine tiefe Verankerung und sein unaufhörliches Engagement inmitten des zeitgenössischen Kulturlebens bezeugen.
Aus manchen dieser Motive entwickelten sich im Lauf der Jahrzehnte regelrechte „Trademarks“ (Werner Fenz), die weithin bekannt wurden und den Wiedererkennungswert seiner Arbeiten mitbegründeten. Neben den erwähnten Baby Faces aus den 1960er-Jahren etwa auch die Flaggen zur Völkerverständigung oder die zahlreichen Waldörfer, die nicht zuletzt auch als Ausdruck einer Distanzierung von einer immer lauter werdenden „Eventkultur“ zu verstehen sind.

Morgen findet die Eröffnung der Ausstellung statt, die bis Ende Oktober in der Neuen Galerie Graz zu sehen sein wird, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Ab Mitte der 1990er-Jahre entstand in der Weiterentwicklung seines Themenkomplexes Landschaft und Architektur schließlich ein abstraktes bzw. ungegenständliches Spätwerk, das sich mit seinem formal-stilistischen Purismus nicht nur schlüssig in Waldorfs Gesamtschaffen eingliedert, sondern auch noch einmal die zeitlose Modernität seiner Werke insgesamt bestätigt.

„Waldorf war mit Graz aufs Engste verbunden. Seine Initiativen am Kultursektor sowie seine Botschaften, die er durch seine Kunst vermittelte, waren nicht für einen elitären Kreis von Kulturschaffenden bestimmt, sondern galten immer der Stadt, dem ganzen Land, im Grunde allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ethnischen Zugehörigkeit oder Religion. Als Künstler sei er, nach eigenen Worten, Kosmopolit, als Bürger ein ,Ultralokalpatriotʻ. Es gibt auch Patriot*innen, die den Blick weit über den Tellerrand hinaus richten. Solche Menschen sind die wahren Stützen der Gesellschaft. Günter Waldorf war einer von ihnen“, so Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie Graz.

 

 

Weitere Informationen sowie Ausstellungsansichten finden Sie online unter: UNVERKENNBAR WALDORF!

 

 

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Unverkennbar Waldorf!
 

Eröffnung: 11.07.2024, 19 Uhr
Laufzeit: 12.07.‒27.10.2024
Kuratiert von Peter Peer
 

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz
www.neuegaleriegraz.at

 

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Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
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