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Vier Werke aus der Ausstellung "Von weit weg sieht man mehr. Ingrid Wiener. Martin Roth" ergänzen die Sammlung Kunsthaus an der Neuen Galerie Graz

20.05.2023

Die Neue Galerie Graz und das Kunsthaus Graz freuen sich gemeinsam mit dem Archiv Roth bekannt zu geben, dass vier wesentliche Werke aus der Ausstellung Von weit weg sieht man mehr. Ingrid Wiener. Martin Roth dank der großzügigen Schenkung des Archivs Martin Roth, geführt von Margret und Hans Roth, in die Sammlung Kunsthaus an der Neuen Galerie Graz Eingang finden.

Andreja Hribernik (Dir. Kunsthaus), Josef Schrammel (kauf. GF UMJ), Peter Peer (Leiter Neue Galerie), Margret und Hans Roth, Kathrin Bucher-Trantow (Kunsthaus) sowie Marko Mele (wiss. GF UMJ), v.l., Foto: Kunsthaus/J.J. Kucek

Der Künstler 
Martin Roth, in der Steiermark aufgewachsen und in New York als Künstler bis zu seinem viel zu frühen Tod 2019 tätig, schuf konzeptuelle und lebende Skulpturen, die er zum Lebensraum für Organismen wie Pflanzen, Spinnen, Schnecken und Vögel machte, und kontrastierte diese mit einer kritischen Aufarbeitung minimalistischer und repräsentativer Regularien und Formeln zeitgenössischer Kunstinstitutionen. Wie nur wenige Künstler hat er das Leben selbst in seiner Kunst zum Thema gemacht und sich dabei präzise mit aktuellen gesellschaftlichen Themen rund um eine aus der Balance gekommenen Beziehung zwischen Natur und Zivilisation auseinandergesetzt. 

 

„Die beiden Institutionen Kunsthaus Graz und Neue Galerie Graz freuen sich über diese wesentlichen Neuzugänge, die eine wichtige Position in einer Reihe ökologischer Anliegen und der kritischen Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Kunst zeigen“, so die beiden Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum, Marko Mele und Josef Schrammel.

Emotionaler Moment: Margret und Hans Roth (Mitte) bei der Unterzeichnung der Schenkungsurkunde mit der UMJ-Geschäftsführung Marko Mele (r.) und Josef Schrammel, Foto: Kunsthaus Graz / J. J. Kucek

Die Schenkung

 

Natural History Museum
Martin Roth machte verschiedene ephemere Interventionen im Museum. Wie I brought a fish to the Metropolitan Museum will auch die Arbeit Natural History Museum der konservierten Kultur im Museum Leben einhauchen. Wie Pan spielt der Künstler für die Panoramen auf. Diese Natur reagiert allerdings nicht mehr.

 

I filmed a bird driving to Salton Sea in California
Für dieses zirka fünfminütige Video ging der Künstler in eine Tierhandlung, kaufte den „einsamsten Vogel“, den er finden konnte, und nahm ihn mit auf einen Roadtrip zum Saltonsee in Kalifornien. Der Saltonsee liegt in der südlichen Wüstenregion des Bundesstaates und beherbergt die vielfältigsten Vogelpopulationen auf dem amerikanischen Festland. Der Ort liegt auch an einer wichtigen Migrationsroute für Vögel und wurde daher als Wildtierschutzgebiet ausgewiesen. Indem er während der gesamten Fahrt auf das Sprachnavigationssystem reagierte und sich sogar auf das Lenkrad setzte, erinnerte sich der Vogel vielleicht an einen unterdrückten Instinkt für die Navigation. Dieser Instinkt wurde jedoch in jeder Phase durch menschliche Interaktion vermittelt, und als er den Saltonsee erreichte, wollte der Vogel nicht mehr von der Seite des Künstlers weichen.

 

El Edjido
Die Landschaft aus Plastik zeigt die größte Gemüseproduktion Europas, El Ejido in der Provinz Almería in Spanien. Seit rassistisch geprägte Ausschreitungen im Jahr 2000 die Aufmerksamkeit auf diesen Ort zogen, steht El Ejido für die Ausbeutung von Migrant*innen und den Preiskampf einer global konkurrierenden Lebensmittelindustrie. Für fast vier Milliarden Euro pro Jahr exportiert Almería etwa Obst und Gemüse nach Deutschland. Der Film war Teil eines ambitionierten Projektes, das Martin Roth für das Künstlerhaus in Graz geplant hatte und sich den Produktionsbedingungen von Lebensmitteln verschrieb; neben dem Film waren auch ein Plastikglashaus, wie es in der Gemüseaufzucht genutzt wird, und eine Installation aus lebenden Bakterienkulturen geplant. Die Ausstellung wurde nach dem Tod des Künstlers nicht mehr umgesetzt.

 

Untitled (Persian Rugs)
Viele persische Teppiche weisen Gartenmotive und Muster auf, die Pflanzen und Tiere mit einbeziehen und von typischen persischen Gärten inspiriert sind. Martin Roth griff in seiner Installation diese Symbolik auf und hauchte dem „Perserteppich“ neues Leben ein. In unterschiedlichen räumlichen Situationen wie in seinem New Yorker Studio, in diversen Galerieräumen oder im Schloss Kalsdorf bei Graz züchtete er Grasarten auf einem Sortiment wertvoller Teppiche. In Anlehnung an die geknüpften Darstellungen schuf er auf diese Weise einen buchstäblichen Garten. Die Vergänglichkeit und begrenzte Lebensdauer des Werks wird auch hier im Kunsthaus Graz durch seine inhärente Erlebnisqualität und sinnliche Aspekte wie den feuchten Geruch des Grases ergänzt. Hört man auf, sich um die Arbeit zu kümmern, stirbt sie.

 

 

Neue Galerie Graz
Die Neue Galerie Graz ging 1941 aus der Teilung der Landesbildergalerie der Steiermark in eine Alte und eine Neue Galerie hervor und übernahm die ab dem Jahr 1800 entstandenen Kunstwerke mit dem Auftrag, die Sammlung bis in die jeweilige Gegenwart zu ergänzen und weiterzuentwickeln. In diesem Sinne begleitet die Neue Galerie Graz als offizielle Sammlung zeitgenössischer Kunst des Landes Steiermark die Entwicklung der Kunst mit regionalen wie internationalen Bezügen und dokumentiert sie in ihrer Sammlung. Ihr Sammlungsbestand umfasst rund 60.000 Einzelstücke aller künstlerischen Medien wie Malerei, Grafik, Plakatkunst, Plastik, Fotografie und Video. Ab den 1960er-Jahren hat sich die Neue Galerie Graz zu einem Zentrum für aktuelle Strömungen der bildenden Kunst mit einem Fokus auf die Kunstentwicklung in Österreich, seinen unmittelbaren Nachbarländern sowie ihren internationalen Anknüpfungspunkten entwickelt, wobei Ausstellungen die programmatische Ausrichtung und den Aufbau der Sammlung mitbestimmt haben.

 

Das Kunsthaus Graz ist seit der Gründung im Jahr 2003 ein Ausstellungshaus der internationalen zeitgenössischen Kunst, das in regelmäßigen Wechselausstellungen internationale Tendenzen zeigt und diese in einen nationalen wie regionalen Zusammenhang stellt. Der programmatische Fokus des Kunsthauses Graz ist seit 2003 auf eine Kunst gerichtet, die sich mit Fragen der Gesellschaft und der Zukunft der Kunst im 21. Jahrhundert beschäftigt. Als Produktionsraum definiert, sieht sich das Kunsthaus auch heute als mehr als nur räumliche Plattform. In einer fortschreitenden Integration aller Teile der Institution ist es in neueren Projekten wie etwa auch bei der Reaktivierung der Arbeiten von Martin Roth zum Produktionsort von Politiken des Kuratierens, Umsorgens und lebendiger Kunstformen geworden. Das Kunsthaus Graz steht je zur Hälfte im Eigentum der Stadt Graz und der Universalmuseum Joanneum GmbH, einer Gesellschaft des Landes Steiermark, und diese Schenkung ist mit ein Dokument seiner Tätigkeit.

 

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Ingrid Wiener, Martin Roth

Von weit weg sieht man mehr

Eröffnung: 09.02.2023, 18 Uhr

Laufzeit: 10.02.–21.05.2023

Kuratiert von Katrin Bucher Trantow, Michaela Leutzendorff Pakesch

Ort: Space01

Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz 

www.kunsthausgraz.at 

 

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

www.neuegalerie.at 

 

 

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Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung!

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Alexandra Reischl
+43/699/1780-9002, alexandra.reischl@museum-joanneum.at