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Das Jahresprogramm 2025 widmet sich dem Umgang mit Macht – von der Unterdrückung über Empowerment bis hin zur radikalen Hoffnung

 

Graz, 03.12.2024

 

Das Team des Kunsthauses Graz rund um die Leiterin Andreja Hribernik blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück: In den letzten 12 Monaten konnten rund 75.000 Besuche verzeichnet werden. Etwa 10.000 Personen haben an rund 700 Vermittlungsformaten teilgenommen. Heute wurde ein erster Ausblick auf das Programm 2025 gegeben: Das neue Leitbild und ein adaptiertes Design wurden ebenso präsentiert wie das umfangreiche Ausstellungsprogramm und geplante Projekte, die sich mit dem Umgang mit Macht auseinandersetzen.

Heute wurde vom Team des Kunsthauses Graz ein erster Ausblick auf das Programm 2025 gegeben: Kuratorin Katia Huemer, Kunsthaus-Leiterin Andreja Hribernik, Kulturstadtrat Günter Riegler und Chefkuratorin Katrin Bucher Trantow (v.l.), Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek (c) Bildrecht, Wien 2024

Das Kunsthauses Graz versteht sich als lebender Organismus, der Nachhaltigkeit und Kontinuität fördert – in Themen, Inhalten, Arbeitsweisen und langfristiger Entwicklung. Als Ausstellungs- und Produktionshaus, Labor, Bildungsinstitution, wachsendes Archiv und ortsspezifische Sammlung entwickelt sich das Programm über die Jahre hinweg weiter.

„Im Jahr 2024 haben wir ein neues Leitbild verabschiedet, das das Kunsthaus international verankert und zugleich den intensiven Austausch mit der lokalen und regionalen Kunstszene bewahrt. Auf diesem basieren auch unsere drei Leitlinien Nachhaltig Gestalten, Öffnen und Teilen, die unser Jahresprogramm für 2025 prägen. Das Schwerpunktthema 2025, Umgänge mit der Macht, umfasst die Spannungsfelder zwischen Unterdrückung, Empowerment und radikaler Hoffnung", so die Kunsthaus-Leiterin Andreja Hribenrik zur Ausrichtung des Hauses. Kulturstadtrat Günter Riegler zum Programm im kommenden Jahr: „Im Jahr 2025 behandelt das Kunsthaus Graz das Spannungsfeld von Macht und Unsicherheit. Ein aktuelles Thema, wenn man auf die Krisenherde nicht nur in unserer Republik blickt. Unsicherheit gebiert die Sehnsucht nach einfachen und schnellen Lösungen, die insbesondere von Populisten angeboten werden. Das Kunsthaus liefert mit dem Programm einmal mehr den Beweis, dass es die drängenden Fragen unserer Gegenwart eindrucksvoll verhandelt.“

 

Nachhaltig gestalten, Öffnen, Teilen
Auf Basis von drei Kategorien aus dem neuen Leitbild – „Nachhaltig gestalten, Öffnen und Teilen“ – leitet sich das Jahresprogramm für 2025 ab, das den Umgang mit Macht thematisiert – von der Unterdrückung über Empowerment bis hin zur radikalen Hoffnung. Die laufende Ausstellung Poetics of Power ist bereits der Einstieg in dieses Thema und behandelt die Ambivalenz von Macht.

Langfristige Forschungsthemen und die Entwicklung einer programmatischen Erzählung sind bereits im Jahr 2024 als Strategie aufgenommen worden – rund um den Programmschwerpunkt zum Thema „Arbeit“. Diese Strategie verbindet sich mit der Idee der Nachhaltigkeit, um ein präzises programmatisches Profil des Hauses auszuarbeiten.

 

Fragen von Asymmetrien der Macht, Widerstand, Solidarität
Im Jahr 2025 werden strukturelle, politische und ethische Bedingungen, in denen wir leben, erforscht. Das Hinterfragen von Machtstrukturen und tragenden Systemen wird im Vordergrund stehen. Die Hauptausstellungen befassen sich mit Fragen von Asymmetrien der Macht, des Widerstandes, der Solidarität, aber auch mit solchen der Verantwortung, die mit Macht einhergeht, und der Verantwortung jedes Einzelnen, die etwa in der Wahrnehmung der Konsequenzen unserer Lebensweise liegen. Parallel dazu wird ein Vermittlungsprogramm entwickelt, das sich das ganze Jahr hindurch mit Konzepten von Unterdrückung, aber auch der Emanzipation beschäftigt.
Chefkuratorin Katrin Bucher Trantow: „In Zeiten der Krise, des kulturellen Niedergangs oder der Angst davor geht es darum, Begriffe zu finden, die es uns ermöglichen, über eine hoffnungsvolle Zukunft zu sprechen. Unsere Vermittlung orientiert sich an dem Ansatz der ‚radikalen Hoffnung‘ indem sie Begriffe aktiv erforscht, sammelt und in die Kommunikation mit dem Publikum einbringt. Dieser Prozess ist als Dialog gedacht – ein gegenseitiges Geben und Nehmen, bei dem das Teilen nicht einseitiges Mitteilen bedeutet, sondern ein gemeinsames Nachdenken und Sprechen über mögliche Wege in eine bessere Zukunft.“

 

Anna Jermolaewa ist eine von vielen Künstler*innen, die in der Ausstellung "Freeing the Voices" vertreten sein wird, oben "Singing Revolution" - Videostill, Anna Jermolaewa © Bildrecht Wien, 2024/25

Ausstellungen 2025 im Überblick
Die erste Ausstellung 2025 ist die Gruppenausstellung Freeing the Voices, kuratiert von Gastkuratorin Zdenka Badovinac. Sie beleuchtet die Stimme als zentrales Werkzeug für Emanzipation und Widerstand in einer Welt, die von Kriegen, Schweigen, Zensur und Informationsrauschen geprägt ist. Diese Ausstellung zeigt auf, wie die Befreiung individueller und kollektiver Stimmen Schweigen und Zensur brechen kann und hinterfragt dabei auch die Idee einer authentischen Stimme. Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Marina Abramović, Lawrence Abu Hamdan, Noor Abed, Babi Badalov, Selma Banić, VALIE EXPORT, Farhad Farzaliyev, Essa Grayeb, Ida Hiršenfelder, Saodat Ismailova, Anna Jermolaewa u. v. m.

 

Auch 2025 bereitet die Gewinnerin des Preises „Innovatives Kino“ – Simona Obholzer – den Trailer für die Diagonale ’25 sowie eine Ausstellung im Kunsthaus Graz vor. Obholzer plant eine immersive Rauminstallation, in der sie das Thema des Bodens als fundamentalen Untergrund erforscht und damit an ihren von der Diagonale prämierten Film anknüpft.

 

Anfang Sommer folgt eine Einzelausstellung von Milica Tomić, die sich mit den Fragen der Abwesenheit, der Erinnerung, der politischen Gewalt und der sozialen Asymmetrien auseinandersetzt. Die Übersichtsausstellung On Love Afterwards gibt Einblicke in die Praxis der in Belgrad geborenen Künstlerin und ist ein Versuch, Themen wie Verantwortung, Sichtbarkeit und Ungerechtigkeit durch die Kunst zu öffnen und anzusprechen.

Eine Personale der Künstlerin Milica Tomić ist ebenfalls Teil des Ausstellungsprogramms 2025, oben: "One day, instead of one night, a burst of machine-gun fire will flash, if light cannot come otherwise" (2010), Copenhagen, Foto: David Nikoliić

Im Herbst eröffnet das Kunsthaus Graz eine Gruppenausstellung mit dem Titel Unseen Futures to Come. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage, wie wir als Menschen mit wachsender Unsicherheit und Angst umgehen, die sich auch in einer politischen konservativen Wende widerspiegelt; sie basiert auf dem Konzept des Philosophen Federico Campagna.

 

Als letzte Ausstellung folgt ein Sonderprojekt von Rossella Biscotti. Circulations – eine monumentale Installation – zeigt Stahlrohre, die sich wie die Tentakel eines vielgliedrigen Organismus im Raum ausbreiten und sich dabei mit Elementen aus Archäologie, Industrie und Science-Fiction verbinden. Die Arbeit basiert auf Recherchen der Künstlerin im historischen Archiv von Tenaris Dalmine in Bergamo – einem Unternehmen, das verschiedene Patente in der Stahlproduktion hält. Die installative Arbeit spürt der Unternehmensgeschichte in spezifischen Kontexten nach.

 

Parallel zu den Ausstellungen präsentiert das Kunsthaus Graz 2025 eine Vielzahl weiterer Projekte und Ausstellungen, die sich im Foyer des Kunsthauses, an der BIX-Medienfassade und auch am Vorplatz befinden werden. Besonders erwähnenswert ist dabei das Projekt von Maruša Sagadin. Die Künstlerin entwirft für den Vorplatz des Kunsthauses Graz eine bunte, skulpturale Intervention aus Granit und Holz, die ab dem Frühjahr sowohl Markierung als auch einladender Treffpunkt für Passant*innen sein wird.

 

"Das Format der ‚Foyer-Ausstellungen‘ verkörpert das Prinzip des ‚Öffnens‘: Der flexible Raum im Eingangsbereich wird als Bühne für spontane und reaktive Gestaltung genutzt, um aktuelle Themen aufzugreifen und der lokalen Kunstszene eine Plattform zu bieten. Als niederschwelliger Ort lädt das Foyer Besucher*innen dazu ein, Ausstellungen kostenlos zu erleben, erleichtert den Zugang zur Kunst und spricht eine breite Zielgruppe an", so Kuratorin Katia Huemer. 
Unter dem Motto „Lache und bringe andere zum Lachen, denn zu ernst ist nicht sehr ernst“ lädt das Kunsthaus Graz über die Feiertage zu einem partizipativen Projekt mit dem Künstler Famakan Magassa ein, der dafür sein Atelier temporär in die Needle des Kunsthauses verlegt. Die in diesem Rahmen kreierte großformatige Acrylarbeit wird dann vom 22.01. bis 02.03.2025 im Foyer des Kunsthauses ausgestellt.

 

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Die ausführlichen Beschreibungen der Ausstellungen und Projekte sowie Bildmaterial zum Download finden Sie hier: KUNSTHAUS GRAZ 2025

 

 

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