Gernot Baur

Die Klavierspielerin

13.05. - 11.06.2006

Bildinformationen

Laufzeit

13.05. - 11.06.2006

Eröffnung

12.05.2006, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Christa Steinle

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Über die
Ausstellung

27 Zeichnungen zu Elfriede Jelinek "Die Klavierspielerin".


Die 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark geborene Autorin Elfriede Jelinek erhielt 2004 den Nobelpreis für Literatur. Elfriede Jelinek ist der Steiermark nicht nur durch ihren Geburtsort verbunden, sondern sie gehörte zu jenen "Grazern, [die] auszogen, die deutsche Literatur zu erobern" (Jörg Drews & Peter Lämmle, München 1975). Ihr literarisches Forum bildete in den 1960er und 70er Jahren die Zeitschrift manuskripte, herausgegeben von Alfred Kolleritsch. Umso erfreulicher ist es, dass der 1947 in Innsbruck geborene und seit vielen Jahren in der Steiermark lebende Künstler Gernot Baur vom Kindler Verlag ausgewählt wurde, in der Coron-Reihe "Nobelpreis für Literatur" den Roman Die Klavierspielerin zu illustrieren.

Der Künstler selbst schreibt zur Methode seiner Zeichnungen: "Als ich gerade Elfriede Jelineks Die Kinder der Toten las, bekam ich eine telefonische Anfrage von Coron beim Kindler Verlag, ob ich Zeichnungen zur Nobelpreisausgabe der Klavierspielerin von Elfriede Jelinek machen wolle. Es war klar, dass ich weder illustrative noch seriell dem zeitlichen Handlungsablauf des Romans folgende Zeichnungen machen würde.

Das Konzept konnte nur eine assoziative Anverwandlung meiner Zeichenmethode sein, die im Wesentlichen darin besteht, ausgehend von der Idee, dass wir mit dem Kosmos myzelartig durch unsichtbare Filme verbunden sind, diese anhand visueller Eindrücke aus Natur- und Umwelt durch kürzelhafte, verdichtete Konstellationen zu materialisieren. Mit der Musik von Franz Schubert, Finnegans Wake von James Joyce und dem Nachklang des Romans Die Kinder der Toten im Gepäck durchreiste ich die Sprachlandschaft der Klavierspielerin. Die durch die Berührungen entstandenen inneren Zeichengebilde wurden mit solchen, die sich durch die Wahrnehmung von Gegenständen und Naturausschnitten aus meiner unmittelbaren Umgebung einspielten, verknüpft. Daraus entstanden Zeichenblätter, die einerseits partiturähnlich in abstrakt-naturhaften Zeichen geschrie-ben sind. Andererseits entwickelten sich Formen, die Bezug nehmend auf die psychisch-mentale Konstruktion der Klavierspielerin, die daraus resultierende Beziehung zu ihrer Umwelt und mit ihren sexuellen Obsessionen symbolisch aufgeladen sind. Allen Blättern gemeinsam ist jedoch, dass sie auf die romantische Vorstellung der Funktion eines göttlichen Zeichners in uns zielen, die Konstellationen in uns erzeugt, von denen aus wir als winzigstes Wahrnehmungssubstrat in einer Art Teleportation in jede nur mögliche Welt reisen können, um uns Informationen zu ertanzen, die es uns ermöglichen, unser Fahrzeug über dem Abgrund des Seins im Gleichgewicht zu halten."

Die Neue Galerie Graz hat mit Freude ihren Sammlungsauftrag wahrgenommen, diese Zeichnungen für die Neue Galerie zu erwerben und in Anwesenheit des Künstlers der Öffentlichkeit zu präsentieren.