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Graz, 26.03.2025
Im März 2020 wurde im Österreichischen Kulturforum in New York die Ausstellung Die Freiheit wird eine Episode gewesen sein eröffnet – und kurz darauf aufgrund der Corona-Pandemie und des Lockdowns wieder geschlossen. Die darauffolgende Einschränkung von Freiheit und die verstärkte Kontrolle übertrafen alle Erwartungen und veränderten die Welt nachhaltig. Die gesellschaftlichen Gräben vertieften sich seither spürbar. Fünf Jahre später nimmt die aktuelle Schau im BRUSEUM diesen Faden erneut auf: Mit neuen Werken österreichischer Künstler*innen setzt sie sich mit den vielschichtigen Formen der Überwachung auseinander und geht der Frage nach: War die Freiheit nur eine Episode?
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Kurator Roman Grabner (r.) mit Künstler*innen der Ausstellung: Leander Schönweger, Marleen Leitner (studio ASYNCHROME), Evamaria Schaller, Josef Wurm, v.l., Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J.Kucek
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Die Ausstellung in New York hat anhand neuer künstlerischer Arbeiten eine Gegenwartsanalyse betrieben und die subtilen Formen der Überwachung sowie der Aushöhlung der Freiheit in den westlichen, kapitalistischen Gesellschaften untersucht und zugleich einen bedachten Blick in die Zukunft geworfen. Die Präsentation war jedoch keine zehn Tage lang zu sehen, als sie infolge der Corona-Pandemie schon wieder geschlossen wurde. Die Einschränkungen von Freiheit und offenen Formen der Überwachung und Kontrolle, die dann weltweit im Namen der Sicherheit erfolgten, übertrafen bei Weitem alle Vorstellungen und haben die Gesellschaften nachhaltig verändert.
Die letzten fünf Jahre erscheinen im Rückblick fast wie ein Fiebertraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint. Zwei Kriege am Rande von Europa, geopolitische Spannungen durch alte Feindschaften und neue Imperialismen, weltweite Aufrüstung, atomare Drohgebärden und die Auswirkungen eines nach wie vor geleugneten Klimawandels haben die demokratischen Staatengemeinschaften vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Die Algorithmen der digitalen Echoräume haben das Erstarken nationalistischer Ideologien und rechtsradikaler Tendenzen befeuert, die unverhohlen von Grenzfestungen, Remigration und Maßnahmen für unliebsame Bürger*innen sprechen. Weltweit ist eine Erosion demokratischer Normen, eine abnehmende Medienfreiheit und zunehmende Autokratisierung zu beobachten. Der aktuelle Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung (BTI) vom 19. März 2024, der die Demokratiequalität in Entwicklungs- und Transformationsländern misst, zählt weltweit 74 überwiegend „harte Autokratien“, hingegen nur noch 63 Demokratien, die meisten darunter „defekt“ oder „stark defekt“. Zu diesem seit 20 Jahren schlechtesten Ergebnis kommen derzeit weltweit 20 Kriege und kriegerische Konflikte hinzu, viele davon eskalierend. Eine Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht und zu dem nicht enden wollenden Strom von Nachrichten über neu aufflammende kriegerische Konflikte, fundamentalistische Terrorakte, Vertreibungen und Folterungen, Klimakatastrophen und Hungersnöte gesellt sich eine Flut von Bildern, die uns ohnmächtig und perspektivenlos zurücklassen. War die Freiheit eine Episode?
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Rauminstallation von studio ASYNCHROME, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek (c) Bildrecht Wien, 2025
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Das Ende der Freiheit? Die aktuelle Ausstellung im BRUSEUM postuliert das Ende der Freiheit, wie wir sie kennen, um jedoch in Klammer hinzuzufügen, dass die Ankündigung erst bestätigt werden muss: to be confirmed. Fünf Jahre nach der Schau in New York, die aufgrund des Lockdowns von niemandem wahrgenommen wurde bzw. werden konnte, wird mit neuen Arbeiten österreichischer Künstler*innen eine neuerliche Bestandsaufnahme der gegenwärtigen soziopolitischen Situation versucht. Als Ausgangspunkt dient wie schon in New York ein Konvolut an Zeichnungen, das Günter Brus im Jahr 1966 angefertigt hat. Die visionären Darstellungen von mutilierten Körpern in gläsernen Schaukästen, die verkabelt und einem Zustand der permanenten Überwachung ausgesetzt sind, erscheinen wie eine Blaupause für den gesellschaftspolitischen Diskurs der letzten Jahrzehnte: Von Michel Foucault über Giorgio Agamben hin zu Byung Chul Han hätten sie gleich für mehrere Bücher als Coversujet dienen können.
Kunst als Zeugnis einer kritischen Zeitgenossenschaft Die unterschiedlichen Positionen in der Ausstellung repräsentieren nicht nur die Vielfalt und Komplexität künstlerischer Ausdrucksweisen, sondern auch die mannigfaltigen Zugänge zum überaus vielschichtigen Thema der Ausstellung: affirmativ, konzeptuell, minimalistisch, poetisch, radikal, plakativ oder metaphorisch. Die Ausstellung hält dabei an einem Verständnis von Kunst als Zeugnis einer kritischen Zeitgenossenschaft und Ausdruck eines menschlichen In-der-Welt-Seins fest. In diesem Sinne sind auch individuelle künstlerische Äußerungen als Ausdruck eines kollektiven Bewusstseins zu verstehen oder wie es der französische Kurator Jean de Loisy formuliert hat: „L’art est la géographie de notre conscience“: Kunst ist die Geografie unseres Bewusstseins.
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"Das kleine Zaunstück" von zweintopf, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek (c) Bildrecht Wien, 2025
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Beteiligte Künstler*innen: Ovidiu Anton, Günter Brus, Maria Legat, Sara Lanner, Andreas Leikauf, Evamaria Schaller, Leander Schönweger, Esther Stocker, studio ASYNCHROME, Josef Wurm, zweintopf. Evamaria Schaller und Sara Lanner werden im Laufe der Ausstellung Performances zu dem vielschichtigen Thema entwickeln. Der erste Ausstellungsrundgang findet am 6. April um 14 Uhr statt.
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Die Freiheit war eine Episode (tbc) Eröffnung: 27.03.2025, 19 Uhr Laufzeit: 28.03.2025‒07.09.2025 Kuratiert von Roman Grabner BRUSEUM, Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz www.bruseum.at
Den ausführlichen Pressetext sowie Bildmaterial zum Download finden Sie unter: DIE FREIHEIT WAR EINE EPISODE (tbc)
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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!
Mit herzlichen Grüßen
Daniela Teuschler +43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann +43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at
Eva Sappl +43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at
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