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Mit dem Projekt „L201_Care“ werden Abhängigkeitsverhältnisse und Nutzungsbedingungen von Mensch, Umwelt, Natur und Kultur hinterfragt

 

Studenzen, 02.08.2024

 

Die Künstler*innen Gabriele Sturm, Lukas Weithas und Alfred Lenz schaffen in einer zehntägigen Aktion im Kunstraum L201 unter dem Titel „Care“ Raum für landwirtschaftliche Nutztiere. Dabei werfen sie Fragen nach Zyklen, Fürsorge, Pflege, Abhängigkeiten sowie dem Verhältnis von Natur und Kultur auf. Am 1. August wurde der neu gestaltete Kunstraum in Studenzen eröffnet.

Am 1. August wurde der neu gestaltete Kunstraum eröffnet: Künstlerin Gabriele Sturm, Elisabeth Fiedler (Leiterin Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark) und die Künstler Alfred Lenz und Lukas Weithas, v.l., Foto: Simon Veres

Elisabeth Fiedler, die Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark über das Projekt: „In Kooperation mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum untersucht und erweitert Alfred Lenz auf dem Experimentierfeld seines eigenen Elternhauses und dessen Umgebung seit 2021 besetzt geglaubte Felder und Nicht-Orte. Gemeinsam mit Gabriele Sturm und Lukas Weithas werden hier über 11 Tage unter dem Titel „Care“ auch gesellschaftspolitisch hochbrisante Fragen. Spezifische Musiker*innen erweitern die Fragen auf experimenteller, kritischer, elektronischer oder Klangkollision herausfordernder und dynamischer Kommunikationsebene.“

 

Schafe ziehen in den Kunstraum ein

Aus einigen der Gitterwände des Kunstraums wird für den zehntägigen Projektzeitraum ein Unterstand für vier schwarze ungarische Zackelschafe. Der Künstler und erfahrener Senner Lukas Weithas wird sich während des Projekteitraums um die Tiere kümmern. Anstatt sich der Gesellschaft zu entziehen, findet Care in deren Mitte statt: Nutztiere werden vor einem Einfamilienhaus behütet und gepflegt. Dadurch möchte das Projekt Abhängigkeitsverhältnisse sowie Nutzungsbedingungen von Mensch, Umwelt, Natur und Kultur hinterfragen. In gemeinsamer Arbeit kreierten Alfred Lenz und Weithas skulpturale und gleichzeitig funktionale Objekte wie eine Tränke und eine Futterkrippe.

„Im Kern geht es mir hier im Kunstraum L201 um ein Ermöglichen von Kommunikation, das sonst in der Gesellschaft, wie ich finde, viel zu wenig stattfindet. Hier treffen sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten und mit ganz unterschiedlichen Einstellungen und bauen gegenseitige Vorurteile ab. Auch das Programm widerspiegelt das“, so der Künstler Alfred Lenz.  

Die Tribüne, die Hans Schabus 2023 für den Kunstraum gestaltete, lenkt den Blick ab sofort auf ein biodiverses Blumenfeld. Hier lässt die Künstlerin Gabriele Sturm ungebändigte Vegetation entstehen, die gleichzeitig eine Bühne für Performances, Konzerte und andere Aktionen ist. Flora und Fauna werden dabei in ihrer Autarkie und in der Gegenüberstellung zum vom Menschen kultivierten Habitat zu weiteren Protagonisten des Projekts. Die Künstlerin wird im Laufe des Jahres immer wieder an diesen Ort zurückkehren, um Boden- und Vegetationsanalysen vorzunehmen und mit Anwohner*innen über die Entwicklung des Felds zu sprechen.

„Ich habe den Bleistift mit einer Schaufel getauscht und arbeite meistens direkt für das Leben. Meter um Meter gegen den grünen Beton, der auch in unseren Köpfen einzementiert scheint. Dann betrachte ich den entstehenden Formenreichtum der Vegetationsgesellschaften, die wieder Platz zum Gedeihen haben. Und dann greife ich doch wieder zum Bleistift. Zu schön sind sie, diese sanften Lebewesen, die nur durch Photosynthese leben, Umweltvergiftungen in Sauerstoff verwandeln, den wir ein- und ausatmen“, so die Künstlerin Gabriele Sturm über ihre Arbeit.

Über das Projekt „Kunstraum L_201“

Studenzen, eine ungefähr 700 Einwohner*innen zählende Katastralgemeinde im Bezirk Südoststeiermark, ca. 30 km östlich von Graz, liegt an der Landstraße 201, über die heute der Großteil des Berufs- und Warenverkehrs – täglich ca. 22.000 Autos und Lkws – führt. Unmittelbar an dieser Straße liegt das Heimathaus von Alfred Lenz. Seit 2007 nutzt Lenz das Nebengebäude als experimentelles Tonstudio.

Seit 2021 entwickelt Lenz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark den Kunstraum L201, indem er einen 28 m² großen Ein- und Ausfahrtsraum vor seinem Heimathaus in Studenzen in einen Ausstellungsraum verwandelt. Mit einer semitransparenten Gitterinstallation wird die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem durchlässig. Seit 2022 wird eine Gitterinstallation an der Straßenseite für künstlerische Botschaften genutzt. 2023 wurde der Kunstraum durch eine treppenartige Skulptur, die auch als Tribüne funktioniert, von Hans Schabus erweitert.

 

Über die Künstler*innen

Alfred Lenz arbeitet in Wien und Studenzen. Er studierte Transmediale Kunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Tontechnik am Tone Art Wien. Gemeinsam mit dem Komponisten Christian F. Schiller gründete er das Projekt Piano Feedback Distortion und Studenzen Studios. Seit 1998 produziert er elektronische Musik, die auf verschiedenen Labels in Deutschland, Österreich und England veröffentlicht wurde. Seit 2008 hatte er zudem zahlreiche Solo- und Gruppenausstellungen in Österreich, Schweiz, Deutschland, Ungarn, Kroatien, Griechenland, Südkorea und Amerika.

 

Gabriele Sturm setzt sich mit der Koexistenz aller Lebensformen auseinander. Sie kümmert sich um Pflanzen und Tiere, die in unserer Gesellschaft keine Stimme haben. In ihrem Schaffen zeigt sich ein „Sowohl-als-auch“ von artenreichen Vegetationsgemeinschaften, Insekten, Wildtieren und anthropogenem Lebensraum.

 

Lukas Weithas absolvierte neben mehreren Masterstudiengängen im Bereich Kunst auch eine Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter. Jeden Sommer zieht er auf die Alp Tamons in der Schweiz, wo er die Betreuung der Rinder übernimmt. Im Projekt Care werden diese Prozesse als Teil seiner künstlerischen Arbeit sichtbar.

 

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Alfred Lenz, L201_Care
01.–11. 08.2024
Ort: Kunstraum L201

Studenzen 99, 8322 Studenzen
 

Finissage am 11.08.2024, 19 Uhr

Zur Finissage von L201_CARE finden Konzerte von Gischt / Ursula Winterauer und Scarabæusdream im Kunstraum statt.

Eine Kooperation mit dem HochSommer Festival

 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: Alfred Lenz, L201_Care

 

Bildmaterial zum Download finden Sie HIER.

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann
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