In konzeptuellem Ansatz gibt es bei Michael Schuster weder Geheimnis, Symbolisierung, Umschreibung noch Erzählung, er fokussiert das Problem in größtmöglicher Reduktion und Essenz. Leicht konkav den Betrachtenden zugewandt und somit nicht sich selbst erhöhend konfrontiert uns das Denkmal mit einer selbstreferenziellen Botschaft. Die Basis, der Beton-Sockel, ist zwar lichtdurchlässig, erscheint aber glatt, konstruiert und gesellschaftskonform genormt. Der darauf befindliche COVID-19-Schriftzug, eingeschrieben in das kollektive Gedächtnis, erscheint in hartem Cortenstahl, aber auch splitternd, wodurch sich die Veränderung unseres Bewusstseins durch die Pandemie verdeutlicht. Die brüchig gestaffelte Form der Buchstaben und Ziffern – verursacht durch die fünfschichtig sukzessive bröckelnde Gewissheit des international verständlichen und doch nicht fassbaren Krankheitsphänomens – erscheint in Selbstauflösung und ist gleichzeitig bezeichnender Verweis auf veränderte gesellschaftliche Normen. So wird der Krisensituation in ihrer Vielschichtigkeit und Zwiespältigkeit und der daraus beeinflussten Gesellschaft mittels lamellenartiger, sich aufzulösen scheinender Schichtung der einzelnen Buchstaben und Ziffern bei gleichzeitiger Manifestation ein Bild gegeben. Bedrohung und Zerbrechlichkeit sowie Hoffnung des Lebens werden durch irritierend gesetzte Lichtsignale, die immer wieder nur minutenlang aufflackern, vermittelt.„Die Skulptur steht für die Entwicklung von Visionen einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft – lokal und global. Deshalb werden die einzelnen Lamellen der Buchstaben in der Finsternis auch zum Leuchten gebracht, wie durch das Leuchten der Sonnencorona“, so der Künstler Michael Schuster. Elisabeth Fiedler, Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum: „Bewusst werden in dieser Arbeit also Risse, Spaltungen, Ungleichheiten, aber auch Widerstandskraft und Energien des menschlichen Organismus sowie des reflektierenden Geistes und Denkvermögens sicht- und erfahrbar, um Gewesenes zu reflektieren und Neues zu initiieren.“
Landeshauptmann Christopher Drexler: „Beim dritten Denkmal ist endlich Realität, was die ‚Krone‘ bei Wettbewerb-Start im Frühjahr 2020 beschrieben hat und damals so fern war: Die Pandemie ist überwunden und mit 30. Juni laufen auch die allerletzten Maßnahmen der Bundesregierung aus. Die Pandemie war nicht nur eine Gesundheitskrise, sondern mit allen Maßnahmen auch einschneidend für unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben. Die drei Corona-Denkmäler sollen insgesamt den Dank dafür ausdrücken, dass wir auch diese Krise überwinden konnten.“
Gerald Schwaiger, Chef vom Dienst der „Steirerkrone“: „Michael Schusters Denkmal ist für uns auch ein Dankmal – ein künstlerisches Dankeschön an die tausenden Spitals- und Pflegemitarbeiter, die Übermenschliches geleistet haben.“
Jörg Schwaiger, „Steirerkrone“-Redakteur, Ideengeber und Initiator der steirischen Corona-Denkmäler: „Unser Dank gilt auch Landeshauptmann Christopher Drexler und dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum, die von Beginn an Feuer und Flamme für unsere Idee waren und sofort mit der Realisierung begonnen haben.“
Die Jury Elisabeth Fiedler (Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark), Wolfgang Muchitsch (ehem. wissenschaftlicher Direktor des Universalmuseums Joanneum), Ralph Schilcher (Juryvorsitzender), Henriette Gallus (ehem. stellvertretende Intendantin steirischer herbst), Hermann Eisenköck (Architekt), Oliver Pokorny (Chefredaktion Kronen Zeitung), Gerald Schwaiger (Chef-vom-Dienst Steirerkrone), Jörg Schwaiger (Steirerkrone)
Jurybegründung Mit seiner Arbeit COVID 19 2020 „Calm Down And Panic!“ setzt Michael Schuster ein unverwechselbares und eindeutiges Zeichen. Ausgehend von einem konzeptuellen Ansatz wirft er uns auf das zu behandelnde und unabgeschlossene Thema selbst zurück: Der international allen verständliche Begriff des ungreif- und unfassbaren Krankheitsphänomens COVID19 erscheint in Selbstauflösung suggerierender Formensprache. Durchlässigkeit und gleichzeitig Manifestation bilden mittels Lichtbetonsockel und mehrschichtig angelegtem Cortenstahl die noch bestehende Krisensituation in ihrer Vielschichtigkeit und Zwiespältigkeit ab. Bedrohung und Zerbrechlichkeit unseres Lebens werden durch irritierend gesetzte Lichtsignale vermittelt. Somit werden bewusst Risse, Spaltungen, Ungleichheiten in unserer Gesellschaft und unserem Leben sichtbar gemacht. Mit dieser eindeutigen und doch vielschichtigen Lesart und Verständlichkeit überzeugte Schusters Vorschlag die Jury.
____________________
Michael Schuster COVID192020 Eröffnung: 15. Juni 2023 Ort: auf der Wiese der Erzherzog-Johann-Allee, zwischen Burgring und Burgtor, 8010 Graz Information: +43-316/8017-9265, kioer@museum-joanneum.at www.kioer.at
Bildmaterial zum Download: Michael Schuster COVID192020
____________________
Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!
Mit herzlichen Grüßen
Daniela Teuschler +43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann +43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at
|