„Dies ist die erste Ausstellung, die ich aus der Ferne kuratiere.“ Die Corona-bedingten Einschränkungen verlangen auch Kulturschaffenden einiges ab, wie Kunsthaus-Graz-Direktorin Barbara Steiner weiß. Sie hat die 2019 in Graz gezeigte Ausstellung Jun Yang. Der Künstler, das Werk und die Ausstellung für drei Ausstellungsorte im taiwanesischen Taipei adaptiert. Heute, Freitag, erfolgt die Eröffnung im MOCA, bei der sie wieder virtuell teilnehmen wird.
Die Ausstellung im Kunsthaus Graz
Bereits die Ausstellung im Kunsthaus Graz stellte grundsätzliche Fragen zum Künstler*in-Sein, zum Werkbegriff und zum Ausstellen selbst. Letztendlich wurde die Einzelausstellung von Yang in Graz zu einer kollektiven Unternehmung mit vielen Teilnehmer*innen: Erwin Bauer, Mike Kelley/Paul McCarthy, siren eun youn jung, Lee Kit, Oliver Klimpel, Michikazu Matsune, Yuuki Nishimura, Yuki Okumura, Koki Tanaka, Maja Vukoje und Bruce Yonemoto. Dies und vor allem die Einladung eines Namensvetters von Jun Yang aus San Francisco dekonstruierte die Vorstellung einer großen Einzelausstellung.
Drei Orte
Die für Taipei entwickelte Ausstellung findet an drei Orten statt: im Kuandu Museum, das mit einem architektonisch einladenden und offenen Gebäude an eine Universität angebunden ist, in der Tina Keng Galerie, einer international erfolgreichen kommerziellen Galerie, und im MOCA Taipei, einem öffentlich-städtischen Museum. Jedes Haus hat seinen eigenen Auftrag, einen eigenen Grund, weshalb es existiert, auf einem Uni-Campus, in einem neuen Stadtteil oder inmitten der Stadt. Damit sind verschiedene Aufgaben und auch Adressat*innen verbunden. Während das Kuandu Museum sich in erster Linie an die Studierenden und Lehrenden richtet, liegt das Hauptaugenmerk der Tina Keng Galerie auf der Vermittlung zeitgenössischer Kunst an Kunstkäufer*innen und Sammler*innen. Ins MOCA Taipei kommen neben den vielen Schulklassen aus der unmittelbaren Umgebung sehr viele Tourist*innen, auch aufgrund des alten Gebäudes aus der japanischen Kolonialzeit.
Die Ausstellung reagiert auf diese spezifischen Gegebenheiten mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen. Im Kuandu Museum verzahnt sich die Ausstellung mit der Kunsthochschule. Hier geht es wesentlich um eine Auseinandersetzung mit Mechanismen des Kunstbetriebs selbst. Die Präsentation im Projektraum der Tina Keng Galerie schreibt sich absichtsvoll in einen kommerziellen Galeriekontext ein und widmet sich dem Branding von Werk und Künstler*in. Im MOCA Taipei knüpft man an die Kinderworkshops, Arbeit mit Schulklassen oder andere Veranstaltungen des Museums an. Der Unterschied: Die „Aktivitäten“ sind inhaltlicher Teil der Ausstellung und kein „Zusatzprogramm“, wie sonst üblich. Die Künstler*innen der Ausstellung gestalten das Programm und arbeiten mit den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. The Artist, his Collaborators, their Exhibition, and three Venues weitet sich von der Person Jun Yang hin zu kollektiven Identitäten und zu gesellschaftlichen Fragen.
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Kunsthaus Graz goes Taiwan, Foto: Jun Yang
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