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Die bekannte Fotografin Elfie Semotan gibt in „Siolence“ Gewaltopfern eine starke Stimme

 

Graz, 13.11.2024

 

Mit der Ausstellung „Siolence. Gegen Gewalt an Frauen“ der bekannten österreichischen Fotografin Elfie Semotan beteiligt sich das Kunsthaus Graz an Orange the World. Semotan gibt in Zusammenarbeit mit Soroptimist International weiblichen Opfern von Gewalt eine Stimme – im Wortsinn, denn neben den fotografischen Porträts der vorgestellten Frauen können Besucher*innen auch deren persönliche und emotional aufwühlende Geschichten anhören. Ein Gespräch mit der Künstlerin und Expert*innen sowie eine Gedenkveranstaltung für Femizidopfer begleiten die Ausstellung.

Ein Foto om Querformat auf dem eine Frau, dunkles schulterlanges Haar mit einem weißen ärmellosen Kleid abgebildet ist. Die Frau hält die rechte Hand vor ihren Mund. Das Gesicht der Frau ist nicht vollständig zu sehen.

Zu "Orange the World" zeigt das Kunsthaus Graz eine kollaborative Arbeit der österreichischen Fotografin Elfie Semotan, die den weiblichen Opfern von Gewalt eine Stimme gibt, Foto: o.T., Wien, 2023, Siolence - Claudia, Courtesy Studio Semotan © Elfie Semotan/Commission: Soroptimist International, Gewalt gegen Frauen (SIOLENCE)

Alice, Andreea, Astrid, Claudia, Filiz, Maria, Monika. Das sind die Namen jener Frauen, die von Elfie Semotan für die Ausstellung Siolence – eine Wortschöpfung aus silence und violence – porträtiert wurden. Häufig an der Schnittstelle zwischen Kunst und Werbung, hat Semotan auf Einladung der Soroptimistinnen und im Rahmen der Awareness-Kampagne der Agentur BBDO (Wien) für das Projekt „gegen Gewalt an Frauen“ mit Opfern gesprochen.

 

„Ich habe das lange nicht als Gewalt wahrgenommen.“ – Andreea
In den entstandenen Audioaufnahmen erzählen die Frauen offen und bewegend, was ihnen angetan wurde und wie sie heute mit der erlebten Gewalt umgehen. „Wichtig ist es, dass die Frauen selbst sprechen, selbst erscheinen und ihre Stimme damit selbst erheben“, sagen die Fotografin und die Initiatorin Petra Werkovits (Unionspräsidentin Soroptimist International) über die Arbeit. „Als Kunsthaus haben wir mit dem niederschwelligen Foyer einen Ort, an dem sich Menschen gern aufhalten, manchmal auch nur durchschlendern. Dies ist genau der richtige Ort, um mit Siolence die Gedanken anzustoßen. Hier macht es Sinn, die allgemeine Aufmerksamkeit gegenüber dem fatalen Stillschweigen in Bezug auf Gewalt im Privatraum zu fördern und damit Opfern Mut zu machen“, so Katrin Bucher Trantow, Chefkuratorin im Kunsthaus Graz.

 

Das Schweigen brechen
Die Prävalenzstudie „Gewalt gegen Frauen“ der Statistik Austria aus dem Jahr 2022, die von Eurostat und dem Bundeskanzleramt beauftragt wurde, hat ergeben, dass Hundertausende Frauen in Österreich im Stillen mit Gewalt leben. Sie werden gedemütigt, verfolgt, bedroht, verprügelt, gewürgt, vergewaltigt, ermordet. Vom Partner, vom Vater, vom Opa, vom Bruder, von einem Unbekannten. All diese Opfer haben gelernt zu schweigen. Weil sie Angst haben, sich genieren, keinen Ausweg sehen. Aber auch die Gesellschaft hat gelernt zu schweigen: weil es ein Tabuthema ist, weil es unangenehm ist, weil es Courage braucht.
Gewalt ist also ein Kreislauf, der uns alle betrifft. Menschen, die still physisch und psychisch zugrunde gehen. Und die, die Gewalt durch ihr Stillschweigen und Wegschauen walten lassen. Soroptimist International Österreich nennt dieses stillschweigende Hinnehmen von Gewalt Siolence. Jedes Mädchen und jede Frau hat das Recht, in einer gewaltfreien Welt zu leben und das Schweigen zu brechen.

Neben den fotografischen Porträts können Besucher*innen der Ausstellung die persönlichen, emotional aufwühlenden Geschichten anhören, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Das Anliegen dieses Projekts liegt in der Aufklärung und der Sichtbarmachung von alltäglicher häuslicher Gewalt, aber auch der Rückgabe der Stimme an die Opfer. In der Semotan eigenen respektvollen Distanz zeigen sich die Frauen unerwartet nah. Sie nehmen Posen ein, die sie sich aussuchen, zeigen Haut, Haar und Zerbrechlichkeit. Es sind „Frauen von nebenan“, die sich hier halb verbergen, halb dem Blick der Kamera offenbaren. Deutlich wird: Es ist nicht leicht, das Schweigen zu brechen und die eigene Geschichte ans Licht zu bringen.

 

Gedenken und Mut machen
Gegen das Schweigen richten sich auch die Veranstaltungen, die in Kooperation mit dem Frauenservice Graz ergänzend zur Ausstellung stattfinden. In Speaking up! am 21. November sprechen Elfie Semotan, Günther Ebenschweiger (Präventionsexperte), Petra Leschanz (Frauenservice Graz), Petra Werkovits (Soroptimist International), Judith Schwentner (Vizebürgermeisterin Stadt Graz), Katrin Feldermann (Prof. für Soziale Arbeit, FH Kärnten) über Gewaltprävention.


Mit Morgen ist auch noch ein Tag von Paola Cortellesi wird am 28. November ein Film gezeigt, der im vergangenen Jahr in Italien alle Rekorde gebrochen hat und von einem gelungenen Ausbruch aus einer Gewaltbeziehung erzählt. An diesem Abend soll aber auch all jener Frauen gedacht werden, die zu Femizidopfern wurden. „Ich freue mich, die Erfahrungen aus unserer Beratungsstelle einzubringen, denn wir sind seit Jahren für viele gewaltbetroffene Frauen die allererste Anlaufstelle. Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass es so großes Interesse an den Zivilcouragetrainings gegen patriarchale Gewalt gibt und dass immer wieder Klientinnen den Ausstieg aus der Gewaltbeziehung schaffen“, so Petra Leschanz, Frauenservice Graz.
 

„Man muss mutig sein.“ – Maria

 

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Elfie Semotan
Siolence. Gegen Gewalt an Frauen

Zu sehen und zu hören bis 08.12.2024
Ort: Foyer, Eintritt frei


www.kunsthaus-graz.at 

 

Eine Kooperation mit der Awareness-Kampagne Siolence, Soroptimist International & by BBDO (Vienna)

 

Bildmaterial finden Sie hier: ELFIE SEMOTAN. SIOLENCE

 

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Veranstaltungen in Kooperation mit dem Frauenservice Graz

 

Do., 21.11., 18 Uhr
Speaking up!

Gespräch und musikalische Intervention in Kooperation mit der Oper Graz
Space04, Eintritt frei

Mit Elfie Semotan, Günther Ebenschweiger (Präventionsexperte), Petra Leschanz (Frauenservice Graz), Petra Werkovits (Soroptimist International), Judith Schwentner (Vizebürgermeisterin Stadt Graz), Katrin Feldermann (Prof. für Soziale Arbeit, Fachhochschule Kärnten) und Preisverleihung Soroptimist International Österreich

Moderation: Katrin Bucher Trantow, Andreja Hribernik
Intervention mit u. a. Sieglinde Feldhofer, Oper Graz

 

Do., 28.11., 17 Uhr
Filmabend und Gedenken an Femizidopfer mit dem Frauenservice Graz zu „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“

Morgen ist auch noch ein Tag (D) von Paola Cortellesi, 2023.
Space04, Eintritt frei

 

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