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Graz, 28.01.2025
Das Salzkammergut, einst Zentrum der Tradition, Hort lebendiger Inspiration und Sehnsuchtsort für viele Kunstschaffende, wird heute durch klischeehafte Bilder als kitschige Kulisse der Tourismus- und Freizeitindustrie geprägt. Beim Projekt Zeitreise kommentieren und interpretieren zeitgenössische Fotokünstler*innen Aufnahmen von damals, schaffen eine Verbindung von historischer Fotografie zur aktuellen Fotokunst und eröffnen neue Blickwinkel auf den Tourismus in dieser Region zwischen Tradition, Moderne, Innovation, nachhaltiger Kulturarbeit und Vermarktung. Das Ausstellungsprojekt – entwickelt im Rahmen der Kulturhauptstadt 2024 – wurde im vergangenen Jahr bereits in Grundlsee und in adaptierter Form in der Internationalen Stiftung Mozarteum, im Mozart-Wohnhaus, präsentiert. Nun wird die Ausstellung, welche die wenig bekannten historischen Fotografen des Salzkammerguts vor den Vorhang holt, im Museum für Geschichte gezeigt.
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Die Ausstellung zeigt sowohl historische Arbeiten als auch zeitgenössische Interpretationen, die sich mit den Menschen, ihrem Alltag und der Landschaft des Salzkammerguts auseinandersetzen, v.l.: Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin des Museums für Geschichte und Kuratorin und Künstlerin Yvonne Oswald, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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Wie hängen das Salzkammergut, der Salzabbau und der Beginn des Tourismus mit der Fotografie zusammen? Kuratorin Yvonne Oswald erklärt: „Das Salzkammergut war Anfang des 19. Jahrhunderts zur Bedeutungslosigkeit abgestiegen. Die ehemalige Salz-Schatzkammer der Habsburger, das Kammergut, war zur vernachlässigten und verarmten Gegend geworden. Erst die Entwicklung der Solekuren durch zwei findige Ärzte, Dr. Wirer und Dr. Götz, und deren durchschlagender Erfolg bei der bis dahin kinderlosen Erzherzogin Sophie brachten ab 1821 neuen Aufschwung in die Gegend. Die Kuren zogen zahlreiche Gäste nach Ischl und die Habsburger und deren Gefolge verbrachten nun jeden Sommer in der Gegend – damit boten sich den Bewohner*innen neue wirtschaftliche Chancen. Dieser Aufschwung zog ab 1850 auch viele Fotografen in das Salzkammergut, was in einer großen Anzahl an historischen Aufnahmen und Archiven resultierte.“
Das von Yvonne Oswald entwickelte Projekt Zeitreise lässt diese historischen Fotografien neu deuten und stellt somit eine Beziehung zum Heute her. Die Gegensätze zwischen historischer Fotografie und zeitgenössischer Interpretation lösen sich im Miteinander auf und sind als Brücke zwischen Tradition und Moderne zu verstehen.
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Fotos des in China nachgebauten Hallstatts von Zhang Kechun wurden historischen Ansichten gegenübergestellt, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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10 zeitgenössische Fotokünstler*innen Die Kuratorin recherchierte über ein Jahr lang die privaten und öffentlichen Fotoarchive des Salzkammerguts. Eine Auswahl dieser historischen Fotografien, entweder nach Person, Ort oder Ereignis zugeordnet, wurde acht europäischen und zwei asiatischen zeitgenössischen Fotokünstler*innen zur Interpretation zur Verfügung gestellt:
Kim Boske aus den Niederlanden setzte sich mit Friedrich Ernst Brandt und dem vielschichtigen Ort Ebensee auseinander und kombinierte ihre zahlreichen Aufnahmen in multiplen farbenfrohen Ebenen. Die japanische Künstlerin Yukimi Akiba begeistert durch ihre Stickereien wie Moonlight Lullaby oder Promise of Sunrise, in denen sie die Beziehung des Altausseers Michael Moser zu Japan darstellt. Marco Lanza aus Italien hat Aufnahmen aus dem privaten Familienalbum der Familie Mautner in Gößl am Grundlsee als Ricreazione zu überraschend neuen bildlichen Erzählungen komponiert. Der chinesische Fotograf Zhang Kechun reiste durch sein Heimatland bis ins subtropische Boluo und hat Fotografien eines spiegelverkehrt kopierten Hallstatt inmitten von Baustellen gesandt. Stefanie Moshammer aus Österreich hat als Hommage an Albert Rastl die Figuren des Ausseer Faschings in profan-häuslicher Umgebung porträtiert. Zuzana Pustaiova aus der Slowakei wiederum widmete sich auf den Spuren von Heinrich Schuhmann und Victor Angerer dem Habsburgerkult in Bad Ischl und mischte sich unerschrocken in die Menge, die am 18. August Kaisers Geburtstag feiert. Yvonne Oswald ist auf den Spuren von Friedrich Simony mehrere Male über den Dachsteingletscher gewandert, auf der Suche nach seinen Dislokationen oder Verwerfungen. Patrick Lambertz aus der Schweiz hat für uns in Gmunden die melancholischen Überbleibsel einer imperialen Vergangenheit ironisch kommentiert. Tamas Dezsö aus Ungarn wandelte Wilhelm Burgers Glasnegative von Altaussee zu abstrakt-bunten Bildern. Der polnische Fotograf Pawel Jasczcuk wiederum hat sich nächtens auf dem wilden Treiben des Altausseer Kirtags fotografische Gedanken zu Hans Gielge, Alkohol, Frauen und der Liebe gemacht.
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Auch Stefanie Moshammer, Fotokünstlerin aus Österreich, ist mit Interpretationen in der Ausstellung vertreten, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek (c) Bildrecht Wien 2025
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Zeitreise Fotografie zwischen Tradition und Moderne
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz Eröffnung: 29.01.2025, 19 Uhr Laufzeit: 30.01.–18.05.2025 Kuratiert von Yvonne Oswald In Kooperation mit Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024 www.museumfürgeschichte.at
Katalog zur Ausstellung: Zeitreise. Photography through time, Hrsg. v. Internationale Stiftung Mozarteum und Yvonne Oswald, Verlag Anton Pustet Salzburg, 144 Seiten, Deutsch, Englisch
BILDMATERIAL ZUM DOWNLOAD finden Sie unter folgendem Link: ZEITREISE
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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!
Mit herzlichen Grüßen
Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann
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Eva Sappl
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