UMJ Newsletter Aussendung.

Günter Brus, Pionier der Body Art und Träger des Ehrenrings der Stadt Graz, feiert seinen 85. Geburtstag

26.09.2023

Aus Anlass des bevorstehenden 85. Geburtstages von Günter Brus wird im BRUSEUM die neueste Publikation zu seinem Schaffen präsentiert. Unter dem Titel Herzeigung wurde im vergangenen Jahr die in ihrem Umfang und ihrer Qualität wohl herausragendste Privatsammlung zum Werk von Günter Brus erstmals im BRUSEUM präsentiert. Im September dieses Jahres ist nun das ergänzende Buch erschienen

Günter Brus, Foto: UMJ /J.J.Kucek

Die jüngste Ehrung mit dem Ehrenring der Stadt Graz im Februar 2023 unterstreicht Brus’ anhaltende Bedeutung in der Kunstwelt und seine enge Verbindung zu jener Stadt, in der seine künstlerische Reise einst begann. Landeshauptmann Christopher Drexler: „Günter Brus ist ein steirischer Ausnahmekünstler von Weltformat. Er hat ein Lebenswerk geschaffen, das einzigartig ist. Mit seiner Kunst hat er das gesellschaftliche Gefüge erschüttert und ist zu einem der weltweit wichtigsten bildenden Künstler geworden. Damals wie auch heute ist seine Kunst ungeschönt, wie auch die herausragende Retrospektive ,Herzeigung‘ einmal mehr bezeugte. Das BRUSEUM spiegelt auf eindrucksvolle Weise das große Schaffen des Künstlers wider und ist Sammelzentrum seines umfangreichen Werkkomplexes. Ich freue mich, dass mit ,Günter Brus. Herzeigung‘ anlässlich seines 85. Geburtstages das herausragende künstlerische Schaffen in Buchform gegossen wurde.“

„Günter Brus hat sich durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Kunst einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Als Mitbegründer des Wiener Aktionismus hat er die Grenzen der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten erweitert und Tabus gebrochen. Seine Arbeiten sind gleichermaßen provokant wie faszinierend und haben Generationen von Künstler*innen inspiriert. Sie sind eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, der Politik und der menschlichen Natur. Sie erinnern uns daran, dass Kunst nicht nur der Unterhaltung dient, sondern auch dazu, Fragen zu stellen und Diskussionen anzuregen. Wir sind stolz darauf, dass wir mit dem BRUSEUM einem weltbekannten steirischen Künstler jene Ehre zukommen lassen können, die er verdient, und wünschen Günter Brus viel Gesundheit und weiterhin viel Schaffenskraft“, so die Geschäftsführung der Universalmuseum Joanneum GmbH Marko Mele und Josef Schrammel.

 

Sein Leben und Schaffen

Günter Brus, am 27. September 1938 in Ardning, Steiermark, geboren, wird weithin als Pionier der Body Art gefeiert. Er führte den menschlichen Körper als exklusives Ausdrucksmedium in die Kunstwelt ein und brach damit die traditionellen Grenzen der Tafelmalerei. Sein frühes zeichnerisches Talent führte ihn von der Kunstgewerbeschule in Graz zur Akademie für angewandte Kunst in Wien, wo er seine künstlerische Reise begann. 1960 reiste Brus nach Mallorca, wo er den abstrakten Expressionismus entdeckte. Diese Erfahrung führte dazu, dass er die starren Konventionen der Malerei aufgab und sich dem ephemeren Geschehen im Raum zuwandte, das er später mit Foto und Film dokumentierte. Seine Aktion ANA im Jahr 1964 markierte den Übergang von der Aktionsmalerei zur Aktion selbst, bei der Brus den Raum und alle Gegenstände weiß bemalte, bevor er sukzessive Gegenstände, Modelle und sich selbst schwarz bemalte.

 

Im Informel findet sich der Körper noch als sinnlich-dynamische Spur auf der Leinwand, in der Selbstbemalung werden Körper und Gemälde eins. Der weiße Kopf des Künstlers vor weißem Hintergrund wird von einer schwarzen Linie geteilt und mit scharfen Gegenständen wie Messer, Degen, Axt und Schere konfrontiert. Die zuckende Linie symbolisiert die Verletzung, den Schnitt, die Wunde, das Aufbrechen des Selbst. Am 5. Juli 1965 geht Brus weiß bemalt und mit jenem schwarzen, zuckenden Strich gleichsam längs geteilt als lebendes Bild vom Wiener Heldenplatz in Richtung Stephansplatz. Bereits auf halbem Weg wird er von einem Polizisten angehalten und in die nahe gelegene Wachstube geführt. Wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ erhält er eine Verwaltungsstrafe von 80 Schilling. Im Lauf des Jahres 1967 entwickelt Brus sein Konzept der „Körperanalysen“, bei dem er elementare existenzielle Erfahrungen thematisiert. Brus verzichtet auf jegliches künstlerisches Material und agiert ausschließlich mit seinem Körper und dessen Funktionen: „Mein Körper ist die Absicht, mein Körper ist das Ereignis, mein Körper ist das Ergebnis.“

 

 

Kunst und Revolution

Am 7. Juni 1968 führt er im Hörsaal 1 der Wiener Universität im Rahmen der Veranstaltung „Kunst und Revolution“ eine seiner Körperanalysen durch. Es kommt zum Skandal und zur Anklage, in deren Folge Brus zur Höchststrafe von sechs Monaten „strengem Arrest“ verurteilt wird. „Herabwürdigung österreichischer Symbole“ und „Verletzung der Sittlichkeit und Schamhaftigkeit“ lauten die Begründungen.

 

Nach turbulenten Jahren, unter anderem in Deutschland, kehrte Günter Brus 1979 mit seiner Familie in die Steiermark zurück, wo er den wohlverdienten Erfolg erntete und retrospektive Ausstellungen in internationalen Museen erhielt. 1996 wurde ihm für seine künstlerischen Verdienste der Große Österreichische Staatspreis für Bildende Kunst verliehen.

 

 

Günter Brus. Herzeigung I Buchpräsentation

28.09.2023, 19:00 Uhr

Eintritt frei!

Ort: Neue Galerie Graz, BRUSEUM

 


Im September dieses Jahres ist nun das ergänzende Buch zur Ausstellung erschienen, das weit mehr als nur ein reiner Sammlungskatalog der THP Privatstiftung ist, sondern ein monografisches Werk, das einen umfassenden Überblick über den Künstler gibt. Die umfangreiche Monografie enthält Hauptwerke aus allen Jahrzehnten und lässt auf 624 Seiten und mit 1.338 Abbildungen die Entwicklung des Ausnahmekünstlers Günter Brus vom Wiener Aktionisten zum gefeierten Bild-Dichter unvergleichlich nachvollziehen.

 

Weitere Informationen zu Günter Brus Leben finden Sie HIER.

 

_____________________

 

Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung, Teilnahme und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

 

Mit herzlichen Grüßen

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at