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Präsentiert werden Positionen der Preisträger*innen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit

Graz, am 13.12.2023

 

Der Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst gilt von seinen Anfängen bis heute als Seismograf einer Kunstszene, die für das Land und seine Künstler*innen wesentliche Positionierungsarbeit leistet. Viele international namhafte Künstler*innen aus der Steiermark finden sich in den Archiven dieses Wettbewerbs.

Mit Magda Radu konnte für die 50. Ausgabe dieses Preises einmal mehr eine weithin bekannte Kunsthistorikerin für die Jurierung gewonnen werden. Aus insgesamt 195 Einreichungen wählte sie die acht Preisträger*innen aus, deren Arbeiten nun in der Gruppenausstellung zu sehen sind. Den diesjährigen Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst erhielt die Künstlerin Maruša Sagadin.

Einige der Preisträger*innen und Verantwortlichen: Julia Gaisbacher, Peter Peer (Leiter Neue Galerie Graz), Lena Violetta Leitner, Marleen Leitner (studio ASYNCHROME), Patrick Winkler und Julius Pristauz, Kuratorin Magda Radu, Petra Hammer-Maier (Neue Galerie Graz), v.l., Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

„Obwohl ich nicht von einem übergreifenden Konzept ausging und eine eher lockere kuratorische Methode wählte, stellte ich nach der Auswahl und den Vorbereitungen für die Ausstellung bald fest, dass sich dennoch gemeinsame Muster abzeichneten“, so die Kuratorin Magda Radu zu ihrer Herangehensweise an die Ausstellung. Radu hat in Bukarest den Kunstraum „Salonul de proiecte“ gegründet und zur Kunst der Gegenwart publiziert. Im vergangenen Jahr hat sie (gemeinsam mit Friedemann Malsch und Georg Schöllhammer) die Ausstellung Paul Neagu. The Monograph im BRUSEUM kuratiert.

 

Positionen zwischen privater und öffentlicher Sphäre

Ziel der Kuratorin – ausgehend von den aktuellen Fragestellungen der Künstler*innen – war es, deren Ideen und Interessen sichtbar zu machen und diese in einen größeren Rahmen einzubetten, sodass Besucher*innen Einblicke in den Werdegang der Künstler*innen erhalten. Die Auswahl an Kunstwerken ergab sich aus dem engen Austausch mit den einzelnen Künstler*innen und dem achtsamen Versuch, deren konzeptuelle und materielle Ansätze in einer relativ kurzen Zeitspanne zu erfassen.

Gezeigt wird eine Vielzahl von Stimmen, Medien und Erscheinungsformen, um eine abwechslungsreiche und inklusive Umgebung zu schaffen. Ein gemeinsames Muster zeichnet sich ab, nämlich die Subtilität und die große Bandbreite, mit der sich die Künstler*innen mit dem Begriff der Öffentlichkeit und der ständigen gegenseitigen Durchdringung von privater und öffentlicher Sphäre auseinandersetzen.

Den diesjährigen Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst erhielt die Künstlerin Maruša Sagadin; Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Die Preisträger*innen und ihre Arbeiten

Maruša Sagadin, Gewinnerin des Förderungspreises des Landes Steiermark für zeitgenössische Kunst 2023, transformiert architektonische Elemente mit subversivem Impuls, feminisiert Grundpfeiler der Architektur – hier wird die dorische Säule zu Doris – und schafft physisch überzeugende Interpretationen des öffentlichen Raums, die Konventionen herausfordern und eine alternative Selbstgestaltung in unserer Gesellschaft anstreben.

 

Julia Gaisbacher, Gewinnerin des „con-tempus“-Preises, thematisiert in ihren Werken den Kampf des gemeinsamen Lebensraums gegen übermächtige Kräfte und dokumentiert am Beispiel von Zagreb, wie aggressive Investitionspläne das soziale Gefüge bedrohen und Perspektivenlosigkeit für die Bewohner*innen hinterlassen.

 

Julius Pristauz, einer der Gewinner*innen des Arbeitsstipendiums des Landes Steiermark, rückt in seiner komplexen Arbeit die Neuinterpretation monolithischer oder eingebetteter Wahrnehmungen in Bezug auf Queerness in den Vordergrund, wobei er in seiner neuen Werkserie Objekte zwischen Malerei, Skulptur und Readymade schafft. Mit dicken Schrauben durchbohrte Glasflächen und indirekte Beleuchtung machen queere Lebenswirklichkeiten im Wien der 1920er- und 30er-Jahre sichtbar und gravieren sie in das kollektive Gedächtnis ein.

 

Das Künstlerduo studio ASYNCHROME (Arbeitsstipendium des Landes Steiermark), bestehend aus Marleen Leitner und Michael Schitnig, zeigt in der Ausstellung eine Installation mit Zeichnungen aus einer der neuesten Serien "Body Works". Diese ist eine fast tagebuchartige Aufzeichnung ihrer fortlaufenden Reflexion über „die Soziologie des Körpers“.

Pflanzen werden zu den Kandidaten in einem Reality-Show-Wettbewerb in der Installation von Lena Violetta Leitner, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Lena Violetta Leitner (Kunstankauf durch das Land Steiermark) sucht die direkte Auseinandersetzung mit dem Publikum durch einen Reality-Show-Wettbewerb mit Pflanzen als Kandidaten. Dabei verknüpft sie ökologische Anliegen mit geopolitischen und sozialen Themen, während sie zugleich schelmische Fluchtwege aus dieser Situation erkundet. Via QR-Code kann die Bevölkerung Woche für Woche abstimmen, welche Pflanze aus dem Bepflanzungsplan der Stadt gestrichen werden soll.

 

Juliana Lindenhofer, Gewinnerin des Viktor-Fogarassy-Preises, verfolgt einen experimentellen Ansatz zur Skulptur und integriert digitale Skizzen mit physischen Strukturen, um ihre Werke in einem metamorphen Prozess zu gestalten. In dieser Ausstellung zeigt sie nicht nur die Zeichnungsphase, sondern auch Stücke aus Fragmenten der Kartons, die für das Gießen und Transportieren verwendet wurden, und verleiht diesen Fragmenten eine eigene ontologische Bedeutung.

 

Patrick Winkler, Gewinner des Edition-Artelier-Preises, hinterfragt durch seine Kunstpraxis die scheinbare Neutralität von Institutionen, indem er das Weiß des "White Cube" analysiert und somit die Protokolle und Infrastrukturen des Kunst- und Ausstellungsmachens reflektiert.

 

Dank an die Stifter*innen

Der Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst, die beiden Arbeitsstipendien sowie der Kunstankauf, welcher der Sammlung der Neuen Galerie Graz zugutekommt, wurden vom Land Steiermark gestiftet, dazu Landeshauptmann Christopher Drexler: „Die Preise und Stipendien, die das Land Steiermark im Rahmen des Förderungspreises des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst vergibt, sollen einerseits das bisherige Kunstschaffen auszeichnen und anerkennen, gleichzeitig Anreiz und Impuls für das weitere Wirken sein. Komplettiert wird die Auszeichnung durch die Wettbewerbsausstellung in der Neuen Galerie Graz, in der sich die einzelnen Projekte mit all ihren unterschiedlichen künstlerischen Zugängen präsentieren können. Damit wird für ein breites Publikum einmal mehr sichtbar, welch ungemeine Vielfalt das Kulturland Steiermark in sich trägt.“

 

Großer Dank gilt auch den privaten Sponsoren Stefan Stolitzka für die Stiftung des „con-tempus“-Preises (Arbeitsstipendium), der Familie Harnoncourt-Unverzagt für die Stiftung des Viktor-Fogarassy-Preises (Arbeitsstipendium) sowie der Rudolf-Schilcher-Privatstiftung für die Stiftung des Edition-Artelier-Preises für serielle Kunst der Neuen Galerie Graz (Ankaufspreis). Letzterer richtet sich speziell an Künstler*innen am Beginn ihrer Laufbahn, die sich mit dem Medium serielle Kunst beschäftigen. "Es ist ein schönes Zeichen durch die Sponsorenpreise und natürlich durch die des Landes Steiermark zeitgenössische Kunst aus der Steiermark in diesem Rahmen zu unterstützen", sagt Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie Graz.

 

Zur Ausstellung ist der Katalog Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst (72 Seiten, 6,90 €) erschienen, der im Online-Shop der Neuen Galerie Graz und vor Ort erhältlich ist. 

 

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Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst 2023
Eröffnung
: 14.12.2023, 19:00 Uhr
Laufzeit: 15.12.2023–21.04.2024
Kuratiert von Magda Radu

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz
www.neuegaleriegraz.at 

 

Den ausführlichen Pressetext sowie Bildmaterial zum Download finden Sie unter:
Förderungspreis 2023

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Fragen gern zur Verfügung.

 

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
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Eva Sappl
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