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Viel Neues in Schloss Eggenberg: Seit Kurzem gehört es dem begehrten Schlösser-Netzwerk an, mit 1. Juni wechselt die Leitung

27.04.2022

 

Ende März wurde Schloss Eggenberg von der Association des Résidences Royales Européenes (ARRE) in das bedeutendste Netzwerk zur Erforschung, Erhaltung und Präsentation der wichtigsten Residenzschlösser Europas aufgenommen. Dem exklusiven Netzwerk gehören europaweit gerade einmal 30 Institutionen an, darunter auch Schloss Versailles oder die Historic Royal Palaces im Vereinigten Königreich. Die Aufnahme in den erlesenen Kreis aus vorwiegend Königs- und Kaiserhäusern ist eine besondere Ehre und ein würdiger Abschluss der erfolgreichen Arbeit der langjährigen Leiterin von Schloss Eggenberg und der Alten Galerie Barbara Kaiser, die am 1. Juni ihren wohlverdienten Ruhestand antritt und die Leitung an Paul Schuster übergibt.

Foto: UMJ/J.J.Kucek

Ende März nahm die ARRE-Generalversammlung in Schloss Versailles die Bewerbung Eggenbergs mit großer Mehrheit an. Neben Schönbrunn ist Eggenberg erst das zweite österreichische Schloss, dem diese Ehre zuteilwird. Entscheidend für die Aufnahme ist der authentische Erhaltungszustand der Eggenberger Prunkräume mit ihren kostbaren Originalinterieurs und die anhaltenden Bemühungen des Universalmuseums Joanneum um Erhalt, Erforschung und inhaltliche Erschließung. Das Kerzenlicht in Schloss Eggenberg und seine Bedeutung für barocke Raumkunstwerke haben auch bei ARRE großes Forschungsinteresse geweckt.

 

Das Netzwerk

1995 haben sich die Träger der renommiertesten Schlossmuseen Europas zusammengeschlossen und 2001 die Association des Résidences Royales Européennes (ARRE) bzw. The Network of European Royal Residences gegründet. Forschung, Austausch und Zusammenarbeit auf höchstem internationalen Niveau bilden die Basis dieser Vereinigung. ARRE-Kongresse und Arbeitstreffen widmen sich neben Themen zu Forschung, Restaurierung und Konservierung auch innovativen Konzepten zum Besuchserlebnis und Gästemanagement in Schlössern und historischen Gartenanlagen. Synergieeffekte werden auch für das „alltägliche“ Sitemanagement genutzt, um die besten Lösungen für Klima- und Haustechnik oder Brand- und Katastrophenschutz zu finden.

Diese Mitgliedschaft wird dem Eggenberger Team eine Plattform von Spezialist*innen mit dem Know-how der wichtigsten Schlossverwaltungen öffnen. „Maßgeschneiderter“ Wissenstransfer und persönliche Kontakte stellen den großen Mehrwert dar. Nicht zuletzt bietet dieses Netzwerk neue Möglichkeiten für das Besuchserlebnis und Ausstellungsprogramm in Schloss Eggenberg sowie wertvolle Kooperationen. 30 Mitglieder in 15 Ländern mit über 10.000 Fachleuten bilden die Stärke dieses einzigartigen Netzwerks. Dazu zählt nun auch das Team in Schloss Eggenberg, das die Verantwortung für die ehemalige Residenz der Fürsten Eggenberg trägt.

Neue Leitung der Abteilung Schloss Eggenberg & Alte Galerie

In den vergangenen 35 Jahren hat Barbara Kaiser als Abteilungsleiterin die Verantwortung am Museumsstandort Schloss Eggenberg getragen und diesen Erfolg erst möglich gemacht. Mit Antritt ihres Ruhestandes am 1. Juni 2022 wird Paul Schuster die Leitung übernehmen. Er war zuletzt auch federführend an der Bewerbung für die ARRE-Mitgliedschaft beteiligt.

„Unser großer Dank gilt Barbara Kaiser, die das Schloss Eggenberg seit 1987 mit unglaublich viel Engagement und Herzblut zu einem echten Juwel des Universalmuseums Joanneum gemacht hat. Die Krönung ihrer unermüdlichen Arbeit ist nun die Aufnahme des Schlosses in den erlauchten Kreis der European Royal Palaces – eine Auszeichnung, die ohne sie wohl nicht möglich gewesen wäre. Zugleich freuen wir uns sehr, dass wir mit Paul Schuster einen profunden Kenner des Schlosses als würdigen Nachfolger gewinnen konnten“, so Wolfgang Muchitsch und Alexia Getzinger (Geschäftsführung Universalmuseum Joanneum).

Foto: UMJ/J.J. Kucek

Barbara Kaiser

Als Direktorin oblag ihr ab 1995 für fünf Jahre die Leitung des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum bevor sich Dr. Kaisers Aufgabenbereich auf Schloss Eggenberg konzentrierte. Zu Beginn ihrer Tätigkeit 1987 galt Schloss Eggenberg zwar als „bedeutendstes Barockschloss der Steiermark“, das tatsächliche Format dieses architektonischen Juwels war jedoch weitgehend unbekannt. Nach 35 Jahren gilt es als wichtigste Residenz des Frühbarocks in den habsburgischen Erblanden, ist seit 2010 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und seit April 2022 nun Teil des illustren Netzwerks europäischer Königsschlösser.

Meilensteine ihrer Tätigkeit

Neupositionierung der gesamten Anlage als wichtiger Museumsstandort und Zentrum für alte Kunst in der Steiermark, dessen Stärke in seiner besonderen Vielfalt liegt. Nirgendwo sonst verbinden sich Kunst, Kultur und Natur wie an diesem Ort: Das Schloss und sein Garten ist Denkmal, Museumsstandort sowie Naturschutz- und Naherholungsgebiet in einem.

Gesamtrestaurierung von Außenbau und Höfen (samt Brunnengrotte, gotischer Kapelle, Kirche und drei Nebengebäuden), Erneuerung und Kartierung der gesamten Haustechnik.

Einbau von Besucher*innen-Infrastruktur (Shop, Garderoben, Sonderausstellungs- und Vortragsräume).

Gesamtrestaurierung von Garten und Park (Planetengarten, Rosenhügel, Herrschaftsgartel und historischer Obstgarten). Eggenberg ist auch eines der wenigen geschützten Gartendenkmäler Österreichs.

Übertragung und Neuaufstellung der Alten Galerie in Kombination mit einer Vielzahl von Sonderausstellungen (inklusive sehr erfolgreicher Kinderprojekte).

Konzept und Beginn der Gesamtrestaurierung der Beletage, von der etwa ein Drittel bereits abgeschlossen werden konnte (Decken, Meublage, Wandbespannungen).

Verleihung des UNESCO-Welterbe-Status an die Schlossanlage 2010.

Wichtigstes Projekt dabei: Restaurierung und Bearbeitung eines besonders kostbaren japanischen Paravents in einer langjährigen Forschungs- und Ausstellungskooperation mit der Kansai-Universität Osaka und der Japanologie der Universität zu Köln. Sie führte zur Schlosspartnerschaft Eggenbergs mit Burg Osaka (als erstes Schloss außerhalb Japans) und zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Kansai-Universität Osaka an Barbara Kaiser.

Basis für alle Arbeiten war intensive Forschungsarbeit zum Schloss, seiner Bau- und Ausstattungsgeschichte sowie zur Familie Eggenberg. Für eine diesbezügliche Publikation wurde Barbara Kaiser 2007 der Erzherzog-Johann-Forschungspreis verliehen.

Barbara Kaiser ist es zudem gelungen, die Besuchszahlen zu verdoppeln. 1987 besuchten 56.760 Menschen die Sammlungen und Ausstellungen und 130.954 den Park. In den erfolgreichsten Jahren gab es in den Sammlungen und Ausstellungen 108.447 Besucher*innen, im Park 272.554.

Paul Schuster

Paul Schuster war in den vergangenen Jahren maßgeblich an den oben genannten Meilensteinen beteiligt und konnte die Ausschreibung eindeutig für sich entscheiden. Für die kommenden Jahre stehen folgende Projekte und Herausforderungen an:

Im Jahr 2025 feiert Schloss Eggenberg seinen 400. Geburtstag. Begleitend zu den Feierlichkeiten wird es ein internationales Ausstellungs- und Forschungsprojekt geben. Weiters stehen die Restaurierung der Prunkräume und Gebäude sowie die Verbesserung der Infrastruktur für Besucher*innen auf dem Programm. Geplant sind ein Welcome Center, Veranstaltungen und Gastronomie sowie die Revitalisierung des Pavillons an der Schlossstraße.

Für den Schlosspark soll ein nachhaltiges Nutzungskonzept erstellt werden, das den Erhalt des kostbaren Gartendenkmals sichert und Lösungen findet, um die beliebte Anlage auch als wichtigen städtischen Grünraum zu erschließen. Die nachhaltige, sensible und adäquate Nutzung von Schloss, Prunkräumen und Gärten bildet die Basis jeder verantwortungsvollen Museumsarbeit.  Haus-, Ausstellungs- und Klimatechnik sowie Baum- und Wassermanagement im Schlosspark werden unter Berücksichtigung des Klimawandels und seiner Folgen neue Zugänge und Ziele verfolgen, aber auch ein neues Bewusstsein bei den Gästen schaffen. Der Schutz der historischen Anlage vor Extremwetterereignissen wird ebenso Teil dieser veränderten Strategie sein.

Weitere Projekte: internationale Vernetzung, Forschung und Zusammenarbeit mit Schlössern und Galerien sowie nationalen und lokalen Partnern.

„Maßstab und Mittelpunkt meiner zukünftigen Arbeit für Eggenberg und die Alte Galerie werden immer unsere Gäste sein. Hier sollen sich alle willkommen fühlen. Als Gegenkonzept zu Overtourism und schnellem, oberflächlichem Sightseeing soll das Besuchserlebnis in Eggenberg vielseitig und nachhaltig sein und vor allem begeistern. Es soll Raum für individuelle Entdeckungsreisen schaffen und Berührungspunkte mit Originalen zulassen, die es nur hier gibt ‒ in den Museen und Ausstellungen, aber auch im Park und in den Prunkräumen mit ihrer faszinierenden Originalausstattung“, so Paul Schuster.

 

 

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Schloss Eggenberg

Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz

www.welterbe-eggenberg.at 

 

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Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
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Stephanie Liebmann
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Alexandra Reischl
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