UMJ Newsletter Aussendung.

Rothirsch, Sumpfschildkröte, Hausschwein: Ein neues „Schaufenster“ in Flavia Solva stellt die Tiere von damals in den Mittelpunkt

 

Wagna/Wien, 1. Juli 2024

 

Flavia Solva im Gemeindegebiet von Wagna ist der bedeutendste römerzeitliche Fundplatz der Steiermark. Während der römischen Herrschaft wurde ein Großteil des Landes von dieser Stadt aus verwaltet. Das neue Schaufenster in die Römerzeit zeigt nun die gefundenen Tiere aus über 100 Jahren Ausgrabung, im Rahmen einer Kooperation des Universalmuseums Joanneum und dem Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Josef Schrammel (kaufmännischer Geschäftsführer UMJ), Barbara Porod (Kuratorin, Archäologie), Anton Edelsbrunner (SASt GmbH), Karl Peitler (Abteilungsleiter Flavia Solva, Archäologiemuseum), Peter Stradner (Bürgermeister der Marktgemeinde Wagna), Alfred Galik (Kurator, ÖAW) und Martina Pacher (ÖAW) vor dem neuen Schaufenster in die Römerzeit, v.l., Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Neue archäologische Methoden und ihre Ergebnisse

„In den letzten 100 Jahren haben sich die Interessen der Ausgräber*innen erweitert“, erklärt Barbara Porod, Chefkuratorin der Provinzialrömischen Sammlung im Universalmuseum Joanneum. „Zu Beginn stand vor allem das Auffinden und Ausgraben von archäologischen Strukturen im Vordergrund. Spitzhacke, Schaufel und Schiebetruhe sind noch heute Bestandteil von Ausgrabungen.“ Allerdings haben sich die technischen Möglichkeiten stark weiterentwickelt. Heute können mittels Fernerkundungsmethoden Strukturen im Boden erkannt werden, ohne ihn aufzugraben. Heute stehen bei Ausgrabungen neben den Monumenten auch die Rekonstruktion der damaligen Lebensumstände im Interesse. Mit feinen Ausgrabungstechniken, wie dem Aussieben oder Schlämmen von Sedimentproben, lassen sich kleinste Objekte wie Münzen, Fischknochen oder verkohlte Pflanzenreste finden, die in Flavia Solva etwa das Bild zur römischen Ernährung vervollständigen. Noch vor hundert Jahren fanden in den Grabungstagebüchern nur menschliche Knochen oder Besonderheiten wie Rehkrickel Erwähnung. Heute werden sämtliche Tierreste aufbewahrt und ausgewertet.

Da die organischen Reste sensibel auf Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen reagieren, wird vor Ort das grafisch umgesetzte Resultat der Untersuchungen gezeigt. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Tierische Überreste in der Steiermark und ihre Bedeutung

Neben pflanzlicher Nahrung war tierisches Protein ein wichtiger Bestandteil der damaligen Ernährung. Im römischen Flavia Solva sind anhand von Tierknochen und -zähnen die Haustiere Hund, Katze, Rind, Schaf, Ziege, Hausschwein, Pferd und Esel sowie Wildtiere wie Gämse, Rothirsch, Reh, Biber und Wisent dokumentiert. Dazu kommen auch Huhn, Gans und Pfau. Die Funde in der Steiermark werden in Wien von den Archäozoolog*innen Alfred Galik und Martina Pacher vom Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften analysiert.  

 

Die Archäozoologie beschäftigt sich mit den tierischen Überresten menschlicher Nahrung wie Knochen, Zähnen, Muschel- und Schneckengehäusen. „Diese Tierreste geben Aufschluss über Nutztiere wie Rind, Schwein, Ziege und Schaf sowie andere Haustiere wie Hund, Katze, Pferd und Esel“, sagt Alfred Galik, Co-Kurator des Schaufensters in Flavia Solva

Barbara Porod (Kuratorin, Universalmuseum Joanneum), Martina Pacher (Analyse der Funde, Bioarchaeology Lab der ÖAW) und Alfred Galik (Kurator, Analyse, Österreichischen Archäologischen Instituts, ÖAW), Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Die Bewohner*innen von Flavia Solva jagten auch Großwild, wie Gämsen, Rothirsche, Rehe, europäische Wisente, Wildschweine und Braunbären. Niederwild wie Biber, Feldhase oder auch die Sumpfschildkröte wurden ebenfalls gesammelt. Fischerei spielte in römischer Zeit zwar eine Rolle, bislang konnten in Flavia Solva jedoch nur unbestimmbare Fischreste und der Hecht nachgewiesen werden. „Leider fehlen uns aus Flavia Solva bislang auch noch Nachweise exotischer Tiere für Zirkusspiele, aber das könnte sich im Rahmen der Ausgrabungstätigkeit des Universalmuseums Joanneum bald ändern“, so Martina Pacher.

 

 

Veranstaltungstipp

Das Universalmuseum Joanneum führt dieses Jahr eine Ausgrabung in Flavia Solva durch, die am 18.07.2024 von 10 bis 15 Uhr am Tag der offenen Grabung besucht werden kann. Zusätzlich versüßt Sax-Eis den Besuch vor Ort – passend zur Jahreszeit. Mehr dazu

 

 

_____________________

 

Animalia
Die Tiere von Flavia Solva
Laufzeit
: 28.06.2024 – 20.06.2025

Kuratiert von Barbara Porod und Alfred Galik 

 

Flavia Solva
Marburgerstraße 111, 8435 Wagna


www.flaviasolva.at 

 

Das Projekt „Fundaufarbeitung Flavia Solva“ ist eine Kooperation von Universalmuseum Joanneum und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und wird vom Land Steiermark und dem Bundesdenkmalamt finanziert.

 

Bildmaterial zum Download finden Sie hier: Animalia

 

_____________________

 

 

Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at
Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at