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Ein facettenreiches Bild (steirischer) Radiogeschichte zeichnet das Museum für Geschichte in der aktuellen Ausstellung „Hört! Hört! 100 Jahre Radio“

Graz, 12.06.2024

 

1904 findet an der TU Graz ein beachtenswertes Experiment statt: Dem österreichischen Physiker Otto Nußbaumer gelingt erstmals die drahtlose Übertragung der menschlichen Stimme über kurze Distanz. 20 Jahre später konstituiert sich in Österreich mit der Gründung der Radioverkehrs-AG (RAVAG) die erste offizielle Radiostation und schon 1925 wird am Grazer Schloßberg der erste Sender außerhalb Wiens errichtet. 100 Jahre Radio in Österreich sind Anlass für diese Ausstellung. Hört! Hört! zeigt ein facettenreiches Bild (steirischer) Radiogeschichte, die ein Stück weit immer auch die eigene Geschichte berührt.

Die beiden Kurator*innen der Ausstellung Maria Froihofer und Thomas Felfer, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Als die RAVAG 1924 die ersten Radiosendungen in Österreich ausstrahlt, gibt es in der Steiermark gerade einmal 467 Rundfunk-Teilnehmer*innen. Doch aus der anfänglichen Faszination über das technisch Machbare wird bald Selbstverständlichkeit. Rasch schreibt sich das Radio akustisch in den Alltag der Menschen ein, beeinflusst deren Gewohnheiten und stellt neue Raum- und Zeitbezüge her. Dank einer Vielzahl an Endgeräten und Informationskanälen ist Radiohören heute nahezu allen möglich. Dabei ist die Auswahl an Sendern groß, man konsumiert selbstbestimmt oder auf Abruf und wird mithilfe von Social Media ins Radioprogramm miteinbezogen.

 

Das vielfach totgesagte Medium hat also nach wie vor Relevanz – auch dank seiner Wandlungsfähigkeit, die es in den 100 Jahren seiner Geschichte immer wieder bewiesen hat. Vor dem Hintergrund der jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und technischen Entwicklungen war Radio vieles: Attraktion und Mittel der „Volksbildung“, Propagandainstrument und Ausdruck eines „neuen“ Lebensgefühls. Es half bei der politischen Umerziehung und schuf Gemeinschaft, war Identifikations- und Leitmedium. Es war dabei, wenn Geschichte geschrieben wurde, und ist selbst ein Stück Klanggeschichte. Nicht zuletzt ist es Nostalgie und Erinnerung. „Radio ist so vieles. Es ist Information und Unterhaltung, es ist Erinnerung. Es ist ein Gefühl von Freiheit, Emanzipation. Es ist verknüpft mit so viel Geschichte. In jedem Objekt, in jedem Foto steckt so viel Geschichte! Und die Idee dieser Ausstellung ist, so viel wie möglich von dieser Vielfältigkeit darzustellen und erlebbar zu machen, vieles neu zu entdecken und wiederzuentdecken und hoffentlich Freude darin zu haben“, sagt Kuratorin Maria Froihofer.

Die vielen Facetten der technischen Errungenschaft Radio werden beleuchtet, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Geschichte in Objekten, Bildern und Klängen verpackt
Radiogeschichte lässt sich auf unterschiedliche Weise erzählen. Ausgehend von den Beständen der Multimedialen Sammlungen dienen die technikgeschichtlichen Entwicklungslinien als Grundgerüst für die Ausstellung. Die historischen Radioapparate aus der „Mediensammlung Heinz M. Fischer“ spiegeln dabei die private Mediennutzung und Perspektive der Hörer*innen wider. Gemeinsam mit Fotografien und Zitaten von Nutzer*innen, ergänzt um Leihgaben aus Archiven und Privatbesitz ermöglichen sie eine Zeitreise durch die Jahrzehnte und geben Einblicke in die Vielfalt und Wandelbarkeit des Radios in Produktion und Rezeption. Da das Medium Radio ausschließlich über den Hörsinn wahrnehmbar ist, spielen auch Klänge eine zentrale Rolle: Mit „Klangwürfeln“ ausgestattet, können die Besucher*innen selbst Hörbeispiele abspielen und in den Ausstellungsraum ausstrahlen. Partizipative Ausstellungselemente laden darüber hinaus zum Mitmachen ein. „Wir sind bei der Gestaltung nicht chronologisch vorgegangen, sondern haben thematische Cluster geschaffen und uns auf die Nutzer*innen fokussiert: Wie wurde Radio gehört, wo wurde gehört und was wurde gehört. Besucher*innen werden in der Ausstellung selbst zu Podcaster*innen: Mittels Klangwürfeln können Sendungen, Jingles und Musik abgespielt werden“, so Kurator Thomas Felfer.

Heinz M. Fischer übergab das 100. Objekt. Kuratorin Maria Froihofer, Heinz M. Fischer, Bettina Habsburg Lothringen (Leiterin Museum für Geschichte) und Kurator Thomas Felfer, v.l., Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Die „Mediensammlung Heinz M. Fischer“
In Rahmen der Ausstellung wird ein Objektbestand, den die Multimedialen Sammlungen in mehreren Tranchen seit 2019 übernommen haben, erstmals in größerem Umfang gezeigt: die „Mediensammlung Heinz M. Fischer“.  „Objekte kommen auf unterschiedliche Weise in Sammlungen und Museen. Was im Joanneum insgesamt schon immer eine große Rolle gespielt hat, sind private Schenkungen. Die Objekte in dieser Ausstellung kommen von Heinz M. Fischer, der uns schon seit Jahren begleitet und insgesamt 100 medienhistorische Geräte geschenkt hat – heute hat er symbolisch das 100. Objekt mitgebracht“, so die Leiterin des Museums für Geschichte, Bettina Habsburg-Lothringen

 

„Es ist tatsächlich das 100. Stück, das ich heute mitbringe. Ich habe mich auf diesen Tag schon gefreut. Aus meiner Sicht passt da auch nichts anderes als dieses Radiogerät. Es ist etwa 60 Jahre alt und stammt aus einer ehemaligen steirischen bzw. Grazer Radioproduktion – aus den sogenannten Kristallwerken. Radiogeräte waren damals unheimlich teuer, aber die Kristallwerke haben Stücke erzeugt, die leistbar gewesen sind. Zehntausende dieser Kristalette waren einst im Umlauf“, sagt Heinz M. Fischer. Der Schwerpunkt dieses Bestandes – es handelt sich dabei um originale historische Geräte – liegt auf Artefakten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben Grammophonen, Tonbandgeräten, Plattenspielern und Fernsehapparaten finden sich Radios mit österreichischer und internationaler Provenienz. Darunter Raritäten wie ein Detektorradio samt Kopfhörer aus den Anfangsjahren des Radios oder ein Transistorportable aus der Produktion des Kristallwerks in Graz, einem Pionier der Radio-„Miniaturtechnik“ der 1960er-Jahre, bis hin zu medialen „Alltagsgegenständen“ wie einem Sony Walkman aus den 1980er-Jahren.

 

Veranstaltungshinweis: Kurator*innenführungen am 21.06., 16:30 Uhr

 

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Hört! Hört!
100 Jahre Radio

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz
Eröffnung: 13.06.2024, 19 Uhr
Laufzeit: 14.06.2024–06.01.2025
Kuratiert von Maria Froihofer und Thomas Felfer


www.museumfuergeschichte.at

 

Den ausführlichen Pressetext und Bildmaterial zum Download finden Sie unter folgendem Link: HÖRT! HÖRT!

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Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler

+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann

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