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Die interdisziplinäre Ausstellung "DigiDic" stellt die Frage nach Autonomie und der Entwicklung von Strategien zur digitalen Selbstverteidigung

 

Graz, am 04.07.2024

 

Die Welt bewegt sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf eine absolute Monopolisierung der globalen digitalen Player zu. Ein Zustand, den es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat. Milliardenschwere Unternehmen in der Digitalwirtschaft treten eine Weltherrschaft an, die in China bereits mit einer monolithischen politischen Macht verknüpft ist. Das Gold: Daten. Das Resultat: die totale Kontrolle, eine von Algorithmen errechnete Bedürfnisschaffungsmaschinerie und der Verlust jeglicher Privatsphäre. Die Ausstellung DigiDic – kuratiert vom IMA, dem Institut für Medienarchäologie, unter der Leitung von Elisabeth Schimana – wird morgen, am 05.07.2024, eröffnet. Sie vermittelt mit Kunstwerken, interaktiven Installationen, Objekten aus der Sammlung des Volkskundemuseums am Paulustor, Workshops, Performances, Artist Talks und Vorträgen einen Blick unter die Oberflächen und gibt mit dem dazu erschienenen Handbuch Anleitungen zur digitalen Selbstverteidigung. 

Die Ausstellung zur digitalen Selbstverteidigung wird morgen im Volkskundemuseum am Paulustor eröffnet. v.l. Claudia Unger (Leiterin der Abteilung Volkskunde) und Elisabeth Schimana (Kuratorin), Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

„Das Institut für Medienarchäologie arbeitet an der Sichtbarmachung von Maschinen und Medien. Bereits 2019/2020 haben wir uns dazu entschlossen, in die digitalen Medienarchive zu gehen und die Hintergründe digitaler Überwachung spürbar und sichtbar zu machen“, so die Initiatorin und Kuratorin der Ausstellung Elisabeth Schimana.

 

Die wichtigsten Appelle der Ausstellung lauten: Vertrauen ist die Grundnahrung, Verantwortung können wir als User*innen übernehmen, Versprechen sollten eingehalten werden und Wut und Ohnmacht verspüren wir, ob des permanenten Missbrauchs unseres Vertrauens. Im Gegensatz zum physischen Leben, in dem man sich gegen Raub, Belästigung oder Bloßstellung wappnen kann, ist es im Netz undurchsichtiger, wer die Akteure und was die Bedrohungen sind. 

Die Ausstellung geht auf Kommunikationstools ein, zeigt aber auch die Vorgehensweise von Big Playern wie Google und Amazon. Es wird bewusst mit haptischen Objekten gearbeitet. Die Data Detox Bar beispielsweise gibt Anleitung, wie man sich im digitalen Raum besser schützen kann. Jede*r Besucher*in hat hier die Möglichkeit, aus 20 sogenannten „Cocktails“ zu wählen und ein Rezept für besseren Schutz im alltäglichen Umgang mit digitalen Medien mit nach Hause zu nehmen.

Mit der Data Detox Bar können sich Besucher*innen mit Rezepten für einen besseren Schutz im alltäglichen Umgang mit digitalen Medien wappnen, Foto: Universalmuseum Joanneum / J.J. Kucek

Digitale Selbstverteidigung umfasst das Bewusstsein über das Recht auf Privatsphäre und sinnvolle Schritte, die jeder und jede setzen kann, um zu deren Bewahrung beizutragen. Bei digitaler Selbstverteidigung geht es darum, den Blick zu schärfen, wo und wann es im digitalen Raum brenzlig werden kann, und um die gemeinsame Anstrengung, sich gegen die Gefahren im Netz zu Wehr zu setzen.

 

Gemeinsam mit Studierenden der FH Joanneum Graz wurde für die Ausstellung ein Projekt entwickelt, das die Folgen der bereitwilligen Weitergabe von Daten aufzeigt. „Catch me! Because you can“ von Ellen Dressler, Lara Falkenberg, Leonie Dunke und Julia Kraft wirft einen schonungslosen Blick auf die Gefahren der digitalen Überwachung und des Datenmissbrauchs durch Smartphones. Der/Die Besucher*in schlüpft in die Rolle eines Hackers oder einer Hackerin und nutzt ein simuliertes Smartphone, um Daten wie Standort, Gehgeschwindigkeit und Umgebungsgeräusche herunterzuladen. Sobald alle Informationen gesammelt wurden, geht der/die Hacker*in zur Attacke über und überfällt Anna, die fiktive Besitzerin des Smartphones, abschließend im Park.

Die Installation ist mehr als nur ein Spiel. Sie soll zum Nachdenken über den Umgang mit persönlichen Daten und die weitreichenden Folgen von Datenschutzverletzungen anregen und wachrütteln, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Claudia Unger, Leiterin der Abteilung Volkskunde: „Wir alle bewegen uns nicht nur in der analogen, sondern zunehmend in der digitalen Welt. Immer wichtiger wird ein verantwortungsvoller Umgang mit diesem Teil des Alltagslebens, zumal das Bewusstsein über die Risiken und Gefahren gering scheint. Das Volkskundemuseum Graz freut sich deshalb sehr, diese spannende wissenschaftliche und künstlerische Ausstellung zeigen zu können!“

 

Eine Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung

Begleitend zur Ausstellung erscheint das Handbuch „Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung“ mit vielen praktischen Tipps zum Schutz der digitalen Identität. In der DigiDic Sommerwerkstatt, kuratiert von Eva Ursprung, werden vom 22.-24. August 2024 mit Workshops, Vorträgen, Diskussionen und Konzerten die Themen der Ausstellung künstlerisch beleuchtet und praktisch vertieft. 

 

Zu den Akteurinnen:

Elisabeth Schimana arbeitet seit 1983 als Komponistin, Performerin und Radiokünstlerin. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit Raum / Körper / Elektronik. Sie forscht im Bereich Frauen, Kunst und Technologie und gründete 2005 das IMA, Institut für Medienarchäologie. 

Eva Ursprung arbeitet als freischaffende Künstlerin und Kuratorin in Graz. Ihre Werke umfassen Aktionen, Installationen, Objekte, Kunst im öffentlichen, sozialen und elektronischen Raum und Musikperformances. Dabei verwendet Sie vorwiegend Video, Fotografie und Klang. 

 

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DigiDic
Aufruf zur digitalen Selbstverteidigung

Eröffnung: 05.07.2024, 19 Uhr
Laufzeit: 06.07.-03.11.2024

Kuratiert von Elisabeth Schimana
 

www.volkskundemuseum-graz.at

Volkskundemuseum am Paulustor, Paulustorgasse 11–13a, 8010 Graz


 

Weitere Informationen sowie Ausstellungsansichten zum Download finden Sie unter DigiDic

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at
Eva Sappl
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