Die faszinierende Welt der Sporen kann man derzeit in einer Sonderausstellung im Naturkundemuseum im Grazer Joanneumsviertel kennenlernen. Sporen sind mikroskopisch kleine Verbreitungseinheiten, die unterschiedlichste Organismen in riesiger Zahl produzieren. Sie werden meist über den Wind, aber auch über verschiedene andere Wege – wie etwa Tiere oder fließendes Wasser – verbreitet. Im Laufe der Evolution entwickelte sich eine faszinierende Vielfalt an unterschiedlichen Sporenformen. Die Ausstellung Sporen – Pioniere der Fortpflanzung lädt zum Eintauchen in die Diversität der sporenbildenden Pflanzen und Pilze ein.
Mikroskopische Aufnahmen, Videos und Präparate
Diese Mannigfaltigkeit wird in Form von großformatigen mikroskopischen Aufnahmen dargestellt. Kurzvideos zeigen die ausgeklügelten Strategien zur Sporenverbreitung. Die sporenbildenden Organismen werden als Modelle und präparierte Pflanzen und Pilze gezeigt, einige von ihnen auch in lebendem Zustand. Abgerundet wird die Ausstellung durch allgemeine Informationen zur evolutionären Entwicklung dieser Organismen, zur zentralen Rolle der Spore als Verbreitungseinheit und zur Nutzung von Pflanzen- und Pilzsporen durch den Menschen.
So erfährt man nicht nur, wie viele verschiedene Arten von Flechten auf einem kleinen Stück Holunderast wachsen, sondern auch, welche Bedeutung die Sporen für den Menschen haben können: etwa in Form von Schimmelpilzen, als Hilfsmittel für eine Pyrotechnik-Show oder als verräterische Spur am Tatort eines Verbrechens.
Sporen in der Fortpflanzung, der Evolution und der Ökologie
Mit dem Entstehen von mehrzelligen Lebewesen mussten neue Formen der Fortpflanzung entwickelt werden – sich einfach in zwei Hälften zu teilen wie die Einzeller, das funktionierte nicht mehr. Spezialisierte Zellen wurden gebildet, aus denen ein neues Individuum wachsen konnte: die Sporen.
"Wir haben uns den komplexen Themen der Sporen und der Sporenorganismen angenähert und sie zum Inhalt einer Ausstellung gemacht, um auf die große Bedeutung hinzuweisen, die ihnen zukommt. Sporen waren die erste Möglichkeit, wie sich Pflanzen und auch andere Lebewesen fortpflanzen konnten, nachdem sie nicht mehr Einzeller waren. Über eine Milliarde Jahre lang war dies die hauptsächliche und einzige Form der Fortpflanzung." so Kurt Zernig, Kurator der Ausstellung Sporen.
Benötigte die Evolution für die Bildung der ersten mehrzelligen Organismen über eine Milliarde Jahre, so ging es anschließend dank Sexualität und Sporenverbreitung Schlag auf Schlag: Große Algen bevölkerten die Meere, die ersten Pilze und Pflanzen besiedelten das Land, es entstanden die Moose und später die Farne. Fast eine weitere Milliarde Jahre lang pflanzten sich mit Ausnahme der Tiere alle Mehrzeller mithilfe von Sporen fort. Erst vor etwa 400 Millionen Jahren tauchte mit den Blütenpflanzen eine alternative Fortpflanzungsstrategie auf. Die Befruchtung ist bei Sporenpflanzen nur mithilfe von Wasser möglich, daher findet man sie heute vor allem in Gewässern und in nassen bzw. zumindest zeitweise feuchten Lebensräumen. Dort können sie dann aber auch extremen Lebensbedingungen trotzen.
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Die neue Ausstellung zeigt die faszinierende Vielfalt der Sporen, Foto: Universalmuseum Joanneum / J.J. Kucek
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