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Die Künstlerin Renate Krammer zeigt ein vielfältiges Spiel mit Linien

Renate Krammer zeichnet Linien. Jeden Tag. Seit vielen Jahren treibt die in der Nähe von Graz lebende Künstlerin in größtmöglicher Konsequenz das Ziehen der horizontalen Linie durch ihr künstlerisches Schaffen vorwärts. Für sie ist der Arbeitsprozess dem Ergebnis gleichwertig. Damit ist Krammer die ideale Partnerin für eine Reflexion der Wall als eine aus der gezeichneten Linie entwickelte dreidimensionale Form.

Die Kuratorinnen Alexandra Trost und Katrin Bucher Trantow, die Künstlerin Renate Krammer, deren Intervention heute eröffnet wird und Kunsthaus-Leiterin Andreja Hribernik, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Die Ausstellungsintervention "Renate Krammer. Linien" spannt als fünfte Position in Sol LeWitt´s Wall. Performed einen Bogen von freihändig gezogenen Linienzeichnungen zu in Reißtechnik gefertigten Maulbeerpapierarbeiten.

Ihre mehrteilige Intervention geht der Linie in zwei Kapiteln nach – Fläche und Räumlichkeit – und reflektiert dabei ganz stringent das Konzept der Wall, die aus einer Linienzeichnung bestand und als Auftrag zum Bauen einer Mauer an die Institution geschickt wurde.
„The process is mechanical and should not be tampered with. It should run its course.“ (Sol LeWitt, Sentences on Conceptual Art, 1969)

 

Am Anfang ist das Papier
Die Ausstellung beginnt mit weißem Papier, das als solches Trägerstruktur für das Zeich(n)en ist, auf das es verweist. In seiner Fläche ist es – wie die Linie selbst – jedoch immer auch Körper. Im Sommer 2019 übermalte Krammer pro Tag ein Blatt des Buches Silence des US-amerikanischen Komponisten und Künstlers John Cage mit weißer Acrylfarbe, oft mehrschichtig. Renate Krammer nähert sich damit Cages berühmter Stille an, die niemals absolut sein kann, immer belebt ist. Etwas, was sich in den Linien wiederfindet. Keine ist gleich, alle tragen Zeit und Bewegung in sich.

Renate Krammers Linienvariationen auf Papier und Leinwand zeigen sich in mehrteiligen Serien von Zeichnungen auf der tragenden Architekturrundung des Space01. Dynamik und Rhythmus entstehen dabei nicht nur durch Nähe und Abstand der Linien zueinander, sondern auch durch deren Formkontraste in der spielerischen Auseinandersetzung mit dem Material.

Renate Krammers Gestaltungsmittel ist die Linie und ihre Potenzialitäten, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek (c) Bildrecht, Wien 2024

Eine Neuproduktion für das Innere der Wall
Im Inneren der Wall wächst die Linie zudem über die Fläche hinaus und spannt sich haptisch in den Ausstellungsraum. So fließen im Raumzentrum mehrere Bahnen mit Rollpapierarbeiten kaskadisch von der Decke auf den Boden, die quasi als Subjekte in sanften Tönen und unterschiedlichen Blauschattierungen ein Spiel zwischen Licht und Schattenlinien anstoßen.Ergänzend wird ebenfalls im Innenraum eine Neuproduktion gezeigt, die Renate Krammer Ende 2023 für die Intervention in der Wall im Kunsthaus Graz produziert hat. Mit dieser neuen, vielteiligen Werkserie reagiert die Künstlerin unmittelbar auf die rahmengebende und raumdefinierende Struktur von Sol LeWitt. 70 kleinformatige Maulbeerpapierarbeiten in Plexiquadern korrespondieren in ihrer Modularität mit der 70 m langen, aus grauen Ytong-Blöcken bestehenden Mauer.

Im Innenraum der Wall wird eine Neuproduktion der Künstlerin gezeigt, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek (c) Bildrecht, Wien 2024

In Anlehnung an die ästhetische und philosophische Tradition des Kakemono – dabei handelt es sich um hochformatige japanische Rollbilder – werden Streifen von asiatischem Papier auf unterschiedliche Trägermaterialien montiert. Maulbeerpapier, das aus der inneren Rinde des Maulbeerbaums gewonnen wird, hat lange Fasern, die dem Papier eine fast textile Oberfläche und hohe Stabilität verleihen. Beim Reißen ergeben sich charakteristische Kanten: mal faserig und grob, mal fein und weich. Krammer verwendet eingefärbte Papiere ebenso wie Papiere mit organischen Einschlüssen wie Hanffasern, Mangoblättern oder Gräsern. Die gerissenen Papierstreifen verklebt die Künstlerin in dichter, paralleler Abfolge längskantig auf Papiere oder anderes Trägermaterial.

Obwohl Renate Krammer konsequent beim einfachen Gestaltungsmittel der Linie bleibt, potenzieren sich für sie die Ideen und Möglichkeiten im Arbeitsprozess. „Je länger man sich damit beschäftigt, desto mehr Optionen öffnen sich.“ Sie will in ihrer künstlerischen Arbeit an die Essenz, auf den Punkt kommen. Je fokussierter man auf ein Detail sei, desto tiefer gehe es und desto mehr nehme man wahr. Die Multiplikation durch die reduzierte Wahrnehmung sieht Krammer als Metapher für das Leben, als Verbindung zwischen ihrer Kunst und ihrer Lebensgrundhaltung.

Krammers Auseinandersetzung mit der Linie ist im Dialog mit der Wall eine Analyse der Linie und ihrer Potenzialität. Die Linie zeigt sich dabei nicht nur in größtmöglicher Variabilität in der Kraft des Entwurfs, sondern auch in unterschiedlichen Erfahrungen der Dimensionen Fläche, Raum und Zeit.

 

Zur Künstlerin
Renate Krammer (* 1956, Klein St. Paul/Kärnten) lebt und arbeitet in Kumberg (Graz-Umgebung). Neben der Zeichnung und Malerei experimentiert die Künstlerin in den Bereichen Fotografie, Video und Grafik.

 

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Renate Krammer. Linien
@ Sol Le Witt’s Wall. Performed

Laufzeit: 02.02.-10.03.2024
Kuratiert von Alexandra Trost
Ort: Space01
Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz

www.kunsthausgraz.at


Eröffnung: 01.02.2024, 19 Uhr mit der Musikperformance Being John Cage von Nick Acorne
Künstlerinnenführung mit Renate Krammer und Alexandra Trost: 13.02., 17 Uhr
Linien-Untersuchung, Workshop mit Renate Krammer: 22.02., 16:30 Uhr

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Kunsthaus-Graz-Shop sowie online um 15 Euro erhältlich ist.
 

 

Bildmaterial zum Download finden Sie unter folgendem Link: Renate Krammer. Linien

 


 

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