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Die aktuelle Schau zeigt Leben, Wirken und die Rolle der Frauen im Bergbau am Erzberg, verwebt mit persönlichen Geschichten und Erfahrungsberichten von Zeitzeug*innen.

28.06.2023

Die Ausstellung Wir Klauberinnen beleuchtet ein wichtiges, bislang wenig beachtetes Kapitel der steirischen Industriegeschichte: Die Arbeitswelt der Klauberfrauen. Von 1912 bis 1967 schieden überwiegend Frauen an Förderbändern oder ruhenden Klaubtischen der Aufbereitungsanlagen des steirischen Erzberges den gewonnenen Verhau in Erz und taubes, wertloses Gestein. Die Ausstellung spiegelt die Vielschichtigkeit der Lebens- und Arbeitswelt dieser Frauen wider.

Die Kuratorin der Ausstellung Karin Hojak-Talaber und die Ausstellungsgestalterinnen Annabell Spötl und Sigrid Bürstmayr gaben erste Einblicke in die Ausstellung "Wir Klauberinnen", v.l., Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Seit Anbeginn des Bergbaus haben Frauen ihren Beitrag zur Gewinnung, Aufbereitung und zum Vertrieb geleistet. Deutlich sichtbar wurde dies zwischen 1912 und 1967 am Erzberg. Die zunehmende maschinelle Erzgewinnung führte in diesen Jahren zur Errichtung von zwölf Sortier- und Klaubanlagen, in denen vorwiegend Frauen händisch das erzhaltige vom tauben, wertlosen Gestein trennten. Abertausende Tonnen von Gestein gingen durch ihre Hände, bevor es zur Weiterverarbeitung abtransportiert wurde. Gearbeitet wurde sechs Tage die Woche im Schichtbetrieb.

 

DAS LEBEN. DIE ARBEIT. DIE GESCHICHTEN. DIE TOPOGRAFIE. DAS GESTEIN.
„Die Ausstellung Wir Klauberinnen stellt die Frau im Bergbau in den Mittelpunkt. Begonnen hat die Konzeption des Projektes am Küchentisch meiner Großmutter, welche selbst eine Klauberfrau am Erzberg war. Mir war umgehend bewusst, dass ich die letzten noch lebenden Klauberfrauen ausfindig machen muss, um ihre Geschichte, ihre Arbeit und ihr Leben erzählen zu können", beschreibt Kuratorin Karin Hojak-Talaber ihren Zugang zum Thema. 
Wie viele Frauen am Erzberg gearbeitet haben, ist nicht bekannt. Die Laufzeit aller Anlagen, die Annahme eines durchschnittlichen Arbeiterinnenstandes sowie durchschnittlicher Arbeitsjahre lassen eine stattliche Zahl vermuten. Dies auch deshalb, weil die für damalige Verhältnisse gut dotierte Arbeit als Klauberin in den entbehrungsreichen Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahren für viele Frauen attraktiver schien als eine Anstellung als Verkäuferin oder Friseurin. Die meisten Klauberinnen mussten aber schlichtweg aus Not am Erzberg arbeiten.

Viele der Klauberinnen trugen ob ihrer Tätigkeit wesentlich zum Familieneinkommen bei. Einige konnten sich mit ihrer Familie ein Eigenheim schaffen oder ihren Kindern eine höhere Schulbildung zuteilwerden lassen. Unbewusst hatten die Klauberfrauen aber auch Anteil an der Emanzipation, waren sie doch weniger das Abziehbild bürgerlicher Vorstellung von Weiblichkeit als vielmehr gestandene Persönlichkeiten im Spannungsfeld zwischen dem patriarchalen Modell der Versorgungsehe, geschlechtsspezifischen Benachteiligungen, Kinderbetreuung und Doppelbelastung mit schwerer körperlicher Lohnarbeit, ständig der Kälte, Nässe und dem Schmutz ausgesetzt.

Die Schau im Museum für Geschichte wird morgen eröffnet, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Die sehr zeitgemäß gestaltete Schau fußt auf der 2021 von Karin Hojak-Talaber herausgegebenen Publikation Rund um den Erzberg. Die beeindruckende Geschichte der Klauberfrauen, die ab morgen im Museum für Geschichte erhältlich ist.
Die Ausstellung vermittelt Besucher*innen anhand von originalen Arbeitsutensilien, Schautafeln und großflächigen Fotos sehr anschaulich, was es hieß, Klauberin am Erzberg zu sein. Die Vielschichtigkeit der Ausstellung basiert maßgeblich auf der Bereitschaft der ehemaligen Klauberinnen und deren Angehörigen, ihre Erinnerungen, persönlichen Fotografien und Lebensgeschichten zu teilen. Historische Quellen, Skizzen der Klaub- und Sortieranlagen, eine Installation mit Kopftüchern und einige Leihgaben aus Privatbesitz ergänzen den sehr persönlichen Aspekt der Schau und ermöglichen einen berührenden Zugang.

Die Ausstellung, die ein Stück steirische Industriegeschichte vermittelt, wurde im Rahmen von eisenerZ*ART von Karin Hojak-Talaber und den Ausstellungsgestalterinnen Sigrid Bürstmayr und Annabell Spötl für den FreiRaum Eisenerz entworfen und dort 2021/2022 gezeigt. In adaptierter Form und mit einigen neuen Elementen angereichert ist sie nun im Museum für Geschichte zu sehen. Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin des Museums für Geschichte, hebt die Relevanz dieser Schau mit folgenden Worten hervor: „Mit der Aufnahme der Ausstellung Wir Klauberinnen, welche bereits im Rahmen von eisenerZ*Art gezeigt wurde, gelingt es, dieses schöne Projekt einem größeren Publikum zugänglich zu machen, um so ein Bewusstsein für die Vielschichtigkeit der steirischen Geschichte und die Rolle der Frau zu schaffen.“ Die erste Führung mit Kuratorin Karin Hojak-Talaber findet am Freitag, 30. Juni, um 16 Uhr statt.

 

 

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Wir Klauberinnen
Wirtschaftsgeschichte vom Erzberg

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

Eröffnung: 29.06.2023, 19 Uhr
Laufzeit: 30.06.2023–07.01.2024
Kuratiert von Karin Hojak-Talaber
Ausstellungsgestaltung: Annabell Spötl und Sigrid Bürstmayr
www.museumfuergeschichte.at 
 

Die Ausstellung wurde für den FreiRaum Eisenerz konzipiert und dort im Rahmen von eisenerZ*ART 2021/2022 präsentiert.

 

Den ausführlichen Pressetext sowie Bildmaterial zum Download finden Sie unter: Wir Klauberinnen

 

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Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at