Sein künstlerisches Engagement war bis zuletzt intensiv und konzentriert. So erschien erst vorige Woche der Katalog zu seiner letzten Einzelausstellung Tremor im Linzer Schlossmuseum. Sein allerletztes Werk allerdings hat Hubert Schmalix für den Musik-Pavillon der STEIERMARK SCHAU 2025 geschaffen, der zurzeit am Heldenplatz in Wien zu sehen ist und ab 26. April vor Schloss Eggenberg in Graz präsentiert wird. Vergangenes Jahr wurde Hubert Schmalix mit dem Ehrenzeichen des Landes Steiermark für Wissenschaft, Forschung und Kunst I. Klasse und 2022 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.
Hubert Schmalix war einer der Hauptprotagonisten der „Neuen Malerei“ der 1980er-Jahre. Poetisch, erzählerisch, eruptiv und subjektiv legten die damaligen „Jungen Wilden“ ihre Kunst an. Die Zukunft aus der Vergangenheit in der Gegenwart erleben – ein Paradoxon, das man auch als konzeptuell bezeichnen könnte. Als letzten analogen Furor kann man die Bildproduktion von damals bezeichnen. Schmalix, der von 1971 bis 1976 an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert hat und bereits 1978 eine Einzelausstellung in der Neuen Galerie Graz hatte, war auch international sehr früh sehr erfolgreich: Schon 1980 nahm er an der Ausstellung Aperto 80 der Biennale in Venedig teil und 1984 an der Biennale in Sydney. Umfangreiche Einzelpräsentationen fanden regelmäßig auch in den großen österreichischen Kunstinstitutionen und Galerien statt. Sein Einfluss auf jüngere Generationen war enorm – er war von 1992 bis 2005 Gastprofessor an der UCLA, Los Angeles, und von 1999 bis 2006 Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seine Werke sind in allen großen Museen des Landes sowie in zahlreichen Privatsammlungen in Österreich, aber auch international, zu finden.
„Ich bin kein Maler, der das Licht malt. Ich erzeuge Licht durch Farben. Das ist es, was den Maler ausmacht.“ (Hubert Schmalix)
Seine Bildwelt begeistert seit jeher ein großes Publikum. Seine Bildfindungen beruhigen uns grundsätzlich. Sie berichten von Idyllen, von Zuständen, die uns vertraut und wünschenswert erscheinen. Die unheimliche Entspanntheit und Coolness, die auch Anlass zur Verunsicherung, zumindest aber zur Mehrdeutigkeit geben, sind bis heute die Stärke der Bilder von Hubert Schmalix. Seit er 1987 endgültig nach Kalifornien übersiedelt ist, wurde die Atmosphäre in seinen Gemälden noch heller, weiträumiger und vom Licht der Farben bestimmt. Sie zeigen kein Arkadien, obwohl man darin wandeln möchte. Sie sind Imaginationen – vertraute, vergangene und auch zerbrochene Träume. Sie folgen der allgemeinen visuellen Kultur, aber auch jener der Kunstgeschichte. Der mediterrane Europäer Hubert Schmalix trifft in Kalifornien auf ein scheinbar ideales Substrat – pulsierend im gleißenden Sonnenlicht am Pazifik gelegen, kann sich dort scheinbar nichts verstecken. Seine Bilder sind klar, ohne Umschweife und doch geheimnisvoll. Eine relaxte Leere begegnet uns dabei ebenso wie enigmatische Inhalte, die sich fast unscheinbar anschleichen. „Wo gehöre ich hin?“, „Wer bin ich?“, scheinen sich die wenigen Protagonist*innen in den Bildern zu fragen. Hat sich der Künstler das je selbst gefragt?
Zunehmend verdunkelte sich die Szenerie in den Bildern der letzten Jahre. Gestürzte, am Boden sich Windende und Niedergeschlagene hadern da mit ihrem Gott. Der alte weiße Mann, dessen Gesetze obsolet geworden sind, den die Gefolgsleute fliehen und der selbst gerade aus seinem Paradies vertrieben wird, erscheint plötzlich als erschreckendes Alter Ego des Künstlers.
Prognostisch wirken auch die jüngsten Bilder von Hubert Schmalix. Sie gleiten völlig ab in die Zeichenhaftigkeit der digitalen Kultur – der Emojis. Leere Gesichter, überdimensionale Hände, die warnen und zugleich anziehen, begegnen uns da – Gesten und Blicke.
Ein Nachruf von Günther Holler-Schuster
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Mit herzlichen Grüßen
Daniela Teuschler +43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
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