UMJ Newsletter Aussendung.

Das studio der Neuen Galerie Graz zeigt "Who Owns the Moon?" von Ebru Kurbak – eine Ausstellung in Kooperation mit dem „Markt der Zukunft“

09.10.2023

Die Ausstellung Who Owns the Moon? der in Wien lebenden Künstlerin Ebru Kurbak ist bis Anfang kommenden Jahres im studio der Neuen Galerie Graz zu sehen. Kurbak interessiert sich für den Mondboden, dessen Beschaffenheit und stellt die Frage nach der Ausbeutung: Wer hat Profitinteressen am Mond, am Weltall oder an der Schwerkraft?

Der technologische und kulturelle Wissensstand sind Teil der künstlerischen Sprache und Kritik von Ebru Kurbak, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Mit dem nomadischen Festival „Markt der Zukunft“ zur Untersuchung der Zukunft und der Verbesserung des Planeten nützt die Neue Galerie Graz dieses Jahr eine Plattform, um sich intensiver mit drängenden und aktuellen Fragen zu beschäftigen. Ist die Welt noch zu retten? Ist es schon zu spät, haben wir die Fragilität unseres Kosmos unterschätzt? Mit Ebru Kurbak gelingt es, eine aktuelle und spannende Position zwischen Kunst und Wissenschaft erstmals in Graz zu präsentieren.

 

Das berühmte Foto, das vom Mond aus entstand und die Erde als leuchtenden bläulichen Ball in der Dunkelheit zeigt, wurde zum Impuls für diese Ausstellung, obwohl es hier darum nur indirekt geht. Es war ein unüblicher und sensationeller Eindruck, der da von den Astronauten beschrieben wird. Dieses erste vom Mond aufgenommene Foto der Erde schuf Sensibilisierung und ein Gefühl, sich als Mensch um die Erde zu sorgen. Hat heute nach über 50 Jahren dieses Gefühl der Empathie nachgelassen? Der Zustand des Planeten mag das vermuten lassen.

 

 

Ein Zusammenspiel aus Wissenschaft und Kunst

Die Künstlerin Ebru Kurbak beteiligt sich in keiner Weise an herkömmlichen Überlegungen und Diskussionen zur Raumfahrt. Vielmehr ist der technologische und kulturelle Wissensstand Bestandteil ihrer künstlerischen Sprache und ihrer Kritik. Die Einseitigkeiten gewisser Forschungsprozesse und damit einhergehend die etablierten Machtverhältnisse und Definitionshoheiten werden in dieser Kunst eindrücklich infrage gestellt. Kann man nur als Kapitalist*in und mit Profitinteressen an den Mond, das Weltall oder die Schwerkraft denken?

 

Ebru Kurbaks Kunst stellt Fragen und formuliert Konsequenzen. Kurbak arbeitet meist in Projektstrukturen mit umfangreichen Rechercheprozessen und unterschiedlichen Forschungspartner*innen. Da sie forscht und lehrt, ist der wissenschaftliche Duktus die vertraute Sprache ihrer Kunst. Die Werke sind nicht geprägt vom Glanz der Oberfläche, sondern von der Vielschichtigkeit ihrer Aussagekraft. Gleichsam in Versuchsanordnungen testet die Künstlerin dabei Möglichkeiten, alternative Gedankenkonzepte zu konkretisieren, zu überprüfen bzw. zur Disposition zu stellen. Dabei werden soziale Aspekte, die weit in die kulturelle Vergangenheit reichen können, aktualisiert, befragt und als Möglichkeiten in gegenwärtige Erwägung gezogen. Prozesse des Machens sind es, die den Fortschritt von jeher wesentlich bestimmt haben. Diese Prozesse sind höchst divers, kommen teilweise aus prähistorischer Zeit, können nomadischen oder indigenen Ursprungs oder auch geschlechtsspezifisch bestimmt sein. Man vergisst dabei oft, dass sich Erkenntnisgewinn und Wissensproduktion nicht ausschließlich aus westlich-abendländischer Sicht erklären lassen, sondern diverse Ursachen und Orte damit verbunden sein können.

Der technologische und kulturelle Wissensstand sind Teil der künstlerischen Sprache und Kritik von Ebru Kurbak, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

„High-End-Technologie“ wie im Rahmen der Weltraumforschung hängt grundsätzlich mit den Technologien der Vergangenheit und deren unterschiedlichen Kulturen zusammen. Kurbak versucht durch ihre künstlerische Praxis beispielsweise traditionelles Handwerkswissen in den Bereich von Kunst und Technologie zu integrieren. Was sie damit anspricht, ist nicht nur technologisch bzw. methodologisch relevant, sondern reicht wesentlich weiter. Tradiertes Handwerkswissen steht auch in Verbindung mit Fragen der Ausgrenzung, der Marginalisierung, stammt es doch oft genau von jenen gesellschaftlichen Gruppierungen, die ihrerseits grundsätzlich von Fragen der Inklusion und Exklusion bestimmt werden.

 

Die über 15.000 Jahre alte Technologie der Handspindel ist für Ebru Kurbak exemplarisch für diese Vorgänge: Die höchst einfache Apparatur, ein Archetyp vieler zeitgenössischer Technologien, erfunden in Regionen, die im heutigen Technologietransfer kaum eine Rolle spielen, steht im Zentrum der Ausstellung. Gravitation als grundsätzliches Prinzip der Spindel fehlt aber im Weltraum – ist dort keine Spindel möglich?

 

Indem die Künstlerin tatsächlich in die diversen Fachbereiche der Weltraumforschung Eingang hat, bedient sie sich zweier etablierter Sprachen – jener der Wissenschaft und der Kunst. In deren Symbiose erreicht Ebru Kurbak verblüffende Erkenntnisse, die in den konventionellen Forschungssparten nicht möglich wären.

 

Ebru Kurbak ist Künstlerin und Forscherin, geboren in Izmir (Türkei). Sie lebt und arbeitet in Wien. Ihre künstlerische Praxis erforscht die Verflechtungen zwischen Kunst, Technologie, Kultur und Politik, wobei der Schwerpunkt auf der Aufdeckung verborgener Werte und Ideologien in der Wissenschafts- und Technologieforschung liegt. Die Künstlerin ist derzeit Senior Research Fellow an der Universität für angewandte Kunst Wien und leitet das kunstbasierte Forschungsprojekt mit dem Titel „The Museum of Lost Technology“ (2020-2024).

 

____________________

 

 

Ebru Kurbak

Who Owns the Moon?

07.10.2023–04.02.2024

 

Kuratiert von Günther Holler-Schuster

Eintritt frei!

studio, Neue Galerie Graz
Joanneumsviertel, 8010 Graz 
www.neuegaleriegraz.at 

 

Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Markt der Zukunft statt.

Bildmaterial zum Download finden Sie unter folgendem Link: Ebru Kurbak

______________________________

 

Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Fragen gern zur Verfügung.

 

Mit herzlichen Grüßen

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at