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Graz, 28.03.2025
Der Rasen in seiner Bildhaftigkeit und als Sinnbild für künstliche Natur steht nicht nur in dem von Simona Obholzer gestalteten Trailer zur Diagonale’25 im Mittelpunkt der Betrachtung. Auch in ihrer Einzelausstellung "Angenehm für das Auge, weich für die Füße" widmet sie sich dem, worauf wir vermeintlich stehen und uns vorwiegend bewegen: dem Boden.
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Heute wurde die Ausstellung - eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale’25 eröffnet: Claudia Slanar (Diagonale-Leiterin), Andreja Hribernik (Kunsthaus Graz-Leiterin), Künstlerin Simona Obholzer und Kuratorin Katia Huemer, v.l., Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek
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Für Obholzer ist der Rasen ist ein Bild, das nach allgemeiner Auffassung zu bewahren ist. Er ist angenehm für das Auge, weil sein Anblick schon die Erwartung weckt, sich unter den Füßen weich anzufühlen. Folglich ist es besser, ihn nicht zu betreten, da die Benutzung das Bild und die Haptik des Rasens beschädigen würde.
In der Ausstellung Angenehm für das Auge, weich für die Füße, die in Kooperation mit der Diagonale’25 umgesetzt wird, erzeugt die Künstlerin in drei filmischen und zwei Papierarbeiten im höhlenartigen Space03 ein Spannungsfeld zwischen Entkörperlichung, Verortung und Schwerkraft. Mit dem Film Park (2025) fordert Obholzer unsere Wahrnehmung auf subtile Weise heraus, indem sie eine Ambivalenz zwischen realem und virtuellem Raum herstellt. Im Film 33.384,6 m2 (2024/25) erinnert sie an unsere Bodengebundenheit und unterstreicht die Verunsicherung, die entsteht, wenn diese nicht gegeben ist. Die Arbeit My own private green (2025) zeigt ein unperfektes, quadratisches Stück Rasen auf Papier, auf dem der Abdruck eines Menschen die Vorstellung des makellosen Bildes durchbricht.
Den Rasen entlarven Momente, die den menschlichen Körper in ein Verhältnis zum Bild setzen, interessieren Simona Obholzer. Dabei reizt es sie, Bilder zu entlarven und dahingehend zu hinterfragen, welche Botschaften sie transportieren. Besonders spannend wird es, wenn sich die Bilder aus der imitierten Natur speisen – wie das eines Rasens.
„Zweck des Rasens ist es, die Natur zu repräsentieren“, schreibt Italo Calvino in seinem Roman Signor Palomar. Ein Gedanke, den Simona Obholzer, Diagonale-Preisträgerin für Innovatives Kino der Stadt Graz 2024, sowohl im Diagonale-Trailer als auch in der Langfassung The lawn is the most pleasant sight in the scenery (2024/2025), die in der Ausstellung zu sehen ist, aufgreift. Darin fügt sich ein Rasenziegel nicht ganz nahtlos, aber mit leichtem Geruckel, in die Reihe seiner grünen Gefährten ein. Im Zusammenspiel mit den akustischen Reizen – stoßweises Atmen ist ebenso zu hören wie die Reibung, die eine Plastikfolie erzeugt, wenn sie über den Rasen gezogen wird – und dem Anspruch, die Oberfläche unverändert, makellos grün und unberührt zu erhalten, entsteht so ein mehrdimensionales Spiel aus Materialität, Klang und Bildhaftigkeit.
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Unter anderem sind die Arbeiten "my own private green" (v.r.), dahinter "untitled (ground)" und "Park" zu sehen, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek (c) Bildrecht, Wien 2025
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Die Grenzen der Wahrnehmung dehnen Simona Obholzer untersucht in ihren Filmen und Installationen die Wechselwirkung zwischen Bild- und Erfahrungsraum. Im Gegensatz zu VR-Welten, die auf eine Verschmelzung von Bildraum und Betrachter*innen abzielen, geht es in Obholzers Arbeiten darum, sich der eigenen Körperlichkeit bei der Rezeption der Filme bewusst zu werden, kurz: sich selbst zu spüren. Denn erst das Zusammenspiel von Bild, Körper und Wahrnehmung beeinflusst unsere räumliche Erfahrung und formt die Wirklichkeit. Wie und in welchem Kontext wird eine horizontale Linie als Horizont wahrgenommen? Inwieweit lässt sich taktile, ganzkörperliche Wahrnehmung über den Blick mobilisieren? Warum spüren wir die Weichheit des Rasens förmlich auf den Fußsohlen, obwohl wir die Grünfläche ausschließlich im Videobild vor Augen haben? Durch das Zusammenspiel verschiedener Medien, Formate und Techniken gelingt es der Künstlerin, die Grenzen der Wahrnehmung zu dehnen.
Mit dem Boden als metaphorischem Element thematisiert Simona Obholzer in ihrer Ausstellung, wie das, was wir sehen – sei es ein perfekter Rasen oder ein Stück Himmel – nicht nur unser Erleben, sondern auch unsere inneren Bilder beeinflusst. Indem sie die Betrachtenden dazu einlädt, sich selbst im Bildraum zu verorten, tritt das Verhältnis zwischen Bild, Körper und Wahrnehmung in den Fokus. Denn es ist stets die Reflexion über das, was wir zu sehen glauben, die uns weiterbringt.
Über die Künstlerin Simona Obholzer, geboren in Tirol, lebt und arbeitet in Wien. Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Arbeiten werden in Ausstellungen sowie auf Filmfestival gezeigt. Ihre Praxis basiert auf bild- und wahrnehmungstheoretischen Fragestellungen, denen sie sich mittels Bewegtbild und seriellen grafischen Arbeiten widmet. Filme (Auswahl): DIN 18035 (2024, Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz), Perfect Particles (x kWh) (2021), 2 days left (2020), -5°C 40%rF (2016), 6:00-8:00 (2012)
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Simona Obholzer Angenehm für das Auge, weich für die Füße Laufzeit: 28.03.2025–21.04.2025 Kuratiert von Katia Huemer Ort: Space03 In Kooperation mit Diagonale '25
www.kunsthausgraz.at
Bildmaterial zum Download finden Sie unter: SIMONA OBHOLZER
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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!
Daniela Teuschler +43/664/8017 9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann +43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at
Eva Sappl +43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at
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